„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 18. Mai 2017

Pöbel-Ralle und das Mimimi

Die Schleswig-Holstein-Wahl, wo die SPD „nur“ eine moderate Klatsche bekommen hat, ist fast schon wieder vergessen, wird überstrahlt von der historischen Wahlkatastrophe der Roten in NRW, wo sie als Rechnung für ein komplett heruntergewirtschaftetes und kaputtgemachtes Bundesland von den Wählern geradezu aus den Ämtern verjagt wurde. Da half auch nicht mehr die Strahlkraft des Gottkanzlers in spe, der gerade die besten Karten hat, als Staatssekretär für Europafragen im Kabinett Merkel 5 zu enden.

Doch einen hat es mitgenommen, dass es nach einem längerfristigen Vertreiben von den Speckseiten der Macht riecht, und so verfällt ausgerechnet Ralf Stegner, der gerne wortgewaltig austeilende Pöbel-Ralle, der gerne den propagandistischen Brandstifter spielt, der aggressiven Antifanten die geistigen Molotovcocktails abfüllt, mit denen diese dann auf Oppositionelle losgehen, in ein geradezu erbärmliches Mimimi.

In gewohnt prollig-pöbelndem Tonfall nimmt er sich die ganze Welt zur Brust, um als allerwichtigste Erkenntnis nach einem fulminanten Wahldebakel festzustellen, dass alle anderen Schuld sind. Da sind die bösen „neoliberalen“ FDP-ler, von denen wir uns gern erinnern, wie sie von Roten und Grünen seit der #Aufschrei-Kampagne bezeichnet und behandelt wurden, und die sich nun zieren, mit den Roten ins Bett zu steigen, obwohl der Rechenkünstler Ralle doch den eindeutigen Wählerwillen erkannt haben will, dass die Roten weiter regieren. Mit wem auch immer, solange es nicht sein persönlicher Feind AfD ist. Dass die SPD nur zweitstärkste Kraft wurde und vom Wähler abgewatscht bei 21 Sitzen von 73 steht und somit erstmal gar nichts zu melden hat, können alle beide nicht begreifen, weder der Ralle noch sein Ego.

Und so rotzt und poltert er fröhlich gegen ominöse Mächte im Hintergrund, die sich gegen die SPD verschworen haben und sie zum Nutzen eines angeblichen Neoliberalismus schleifen möchten. Wo ich mich bei einigen Facebook-Postings dieses verhaltenskreativen Parteigenossen der Anti-Hassposting-Fraktion schon so manches Mal gefragt habe, ob das wirklich in nüchternem Zustand verfasst wurde, sehe ich inzwischen ein Bild vor meinem inneren Auge: Pöbel-Ralle sitzt unter einem selbstgefalteten Stanniolhut, mit wirrem Blick das Zimmer sichernd ob nicht schattenhafte graue Männer mit gelben Krawatten aus den Ecken materialisieren, und berichtet der Welt über die finsteren Verschwörungen gegen ihn und seine Partei, die dazu geführt haben, dass sie unrechtmäßig in ihrer Macht beschnitten werden.

Dass es einfach daran liegen könnte, dass die Leute die Schnauze voll haben von der inkompetenten zerstörerischen Politik der Roten und sie deshalb reihenweise aus den Landesregierungen abwählen, kann sich ein aufrechter Genosse der einzig wahren gerechten superschulzigen Partei natürlich nicht vorstellen. Und dass er selbst mit seiner geradezu großfressigen Art, andere von oben herab niederzupöbeln, dazu beigetragen haben könnte, dass nicht mehr jeder mit ihnen reden will, wäre eine Erkenntnis, auf die man auch nicht hoffen braucht.

Und so werden wir Zeuge eines sonst großmäulig herumpöbelnden Propagandisten, der vor lauter Unverständnis über das Versagen der eigenen Partei in Greinen und Wehklagen verfällt.
Irgendwie herrlich.
Ich könnte mich dran gewöhnen.

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