Und wieder
wird unser Bildungssystem „verbessert“. Naja, muss man inzwischen schon nicht
mehr groß kommentieren. Spätestens seit der NMS weiß man, es regiert im
Bildunsgbereich nur mehr Idiotie. Offensichtlich schultraumatisierte
Bildungsversager in politischer Entscheidungsfunktion lassen ihren verklemmten
Hass auf alles, was keine Ferien sind, an den Kindern aus und nennen das dann
„Reform“. Meine Güte, wie viel Hass und Häme wurde einst über jene gegossen,
die die NMS als genau das vorhergesagt haben, was sie jetzt ist: eine
Rubbelvorlage der Gesamtschulfetischisten ohne erkennbaren Nutzen für die
Schüler und Lehrer, dafür aber eine gigantische Geldverbrennung. Also das Übliche.
Schön an der
neuen Reform unserer Kern-igen Plan-A-Regierung ist ja, dass sie es wieder
einmal schafft, die Früchte des bisherigen Totalversagens der Bildung
aufzuzeigen indem man den Leuten in Euphemismen verschraubt Betrug und freche
Lüge serviert und kaum einer merkt’s. Kommt mir vor wie eine regelmäßig
stattfindende Erfolgskontrolle: Hauen wir mal irgend einen Mist in die
Öffentlichkeit und schauen dann, ob das überhaupt noch einer kapiert. Wenn
nicht: voller Erfolg!
Im rosa
Linksblatt wird deshalb auch der neue Große Wurf unserer Bildungsministerin vorgestellt. Kampfparole: Schulautonomie und
Bildungsreform.
Und dann wird
gleich im ersten Absatz klargestellt:
„Die Bildungsreform wird es ermöglichen, dass
Kleinschulen vermehrt zusammengelegt werden, unter bestimmten Umständen sollen
die Schulerhalter (Gemeinden, Länder oder Bund) dies auch ohne deren Zustimmung
tun können.“
Gut. Ist halt
so. Wo Geld ausgegeben wird, sollte Kalkül herrschen. Kommt von Kalkulation,
auch wenn die postfaktischen Emotionspolitiker eher das Wort „kühl“ darin
erkennen wollen. Aber ich werfe mich lieber wieder auf die verwendeten Worte.
Sämtliche im
Artikel vorgestellten Punkte, von zwangsweiser Schulzusammenlegung über
„Clusterbildung“ bis hin zur Klassenschülerhöchstzahl drehen sich nämlich
ausnahmslos um die Aufwandsminimierung, haben also mit Bildung überhaupt nichts
zu tun. Lehrplangestaltung und Vereinheitlichung, Ausrichtung am
Leistungsprinzip, Strategien zum Fordern und Fördern – pah, Fehlanzeige. Warum
also nennen die etwas „Bildungsreform“ das mit Bildung nur indirekt zu tun hat?
Sechs, setzen.
Nächster
Fall: Wie kann etwas unter „mehr Schulautonomie“ verkauft werden, wenn gleich
im ersten Satz steht, dass Schulen bei Entscheidungen der Schulerhalter nichts
mehr mitzureden haben? Im Prinzip wird nur der letzte Schritt vollzogen, um
eingesickerte demokratische Strukturen, die die Leute bei Grundsatzentscheidungen
an einen Tisch gezwungen haben, endgültig zu eliminieren. Eltern haben eh nix
mitzureden, Lehrer und Direktoren auch nicht mehr, der Bürgermeister
entscheidet. Wie bei Benjamin Blümchen, jawoll Bürgermeister Chef. Will ich gar
nicht werten, wer zahlt schafft an oder so, aber dann soll man nicht „mehr
Autonomie“ draufschreiben. Das ist ja wie das Gewinsel von dem „Zeit“-Autoren,
das ich hier vor wenigen Tagen hatte, dass Einsperren die wahre Freiheit bedeutet.
Benennt die
Dinge doch einfach beim Namen: Wir haben kein Geld, das brauchen wir für
minderjährige Dreißigjährige aus Aleppo bzw. das Mästen derer
„Betreuungsorganisationen“, also jammerts net und schickt eure Siebenjährigen
eben eine Stunde früher aus dem Haus in die 35-Schüler-Klasse einer
Stadtschule. Bei der Schülerzahl ist die statistische Wahrscheinlichkeit, nicht
das einzige deutschsprachige Kind zu sein, viel größer als bei 18. Seht es
einfach positiv! Immerhin hatten wir erst eine Steuerreform und ihr müsst kaum
mehr bezahlen als vorher, und die Gewerbereduzierung auf ein Gewerbe mehr als
vorher war auch ein voller Erfolg! Und mit unserem neuen Dressman als Kanzler
haben wir den bestangezogensten Politiker in der Regierung seit Grasser!
„Zwei bis acht Schulen können einen
"Schulcluster" bilden.“
Man übernimmt
das Modell der Spezialschulen. Unsere örtliche Musikschule unterrichtet an vier
Standorten, hat aber nur einen Direktor. So soll es dann eben auch bei Landes-
und Bundesschulen gehen Spricht eigentlich nichts dagegen, wenn dadurch der
Verwaltungsaufwand sinkt. Hat aber auch nichts mit mehr Autonomie oder
Verbesserung der Bildung zu tun.
Und was
komplett fehlt ist eine eindeutige Neuregelung betreffs der Qualifikation,
Aufgaben und Bezahlung der Direktoren. Diese sind nämlich leider nicht immer
die Fähigsten und besten sondern auch mal gute Freunde oder stramme Genossen
der schulerhaltenden Verwaltungseinheit. Das richtige Parteibuch und der
Grundsatz „Es ist egal was du kannst, es kommt drauf an wen du kennst!“
entscheiden darüber, wer nachher „autonom“ über die Einstellung von Lehrern
entscheidet? Und das soll qualitätsfördernd sein?
Das Problem
ist doch, dass die Hälfte der Direktoren auf Dankbarkeitsposten sitzen und die
andere Hälfte den Job aus dem eigenen Personalstand macht, weil sich keiner
mehr das antun will. Bei aller Verwaltungsreform wird nämlich am Umfang des
Verwaltungsaufwandes für jeden noch so kleinen Furz nicht gerüttelt.
„Lehrer sollen etwa an mehreren Standorten
eingesetzt werden können.“
Na, die
Pragmatisiertenvertretung wird euch den Zahn schon noch ziehen, und die jungen
Vertragslehrer machen das eh schon seit Jahr und Tag. Interessant wird da die
Stundenplangestaltung; ich würde z.B. mal reformatorisch anregen, dass am
ersten Schultag im September Lehrereinsatz, Stundenplan, Lehrplaninhalt und
Lehrmittelbedarf geklärt und erledigt sind. In meiner Schulzeit, damals in
Zeiten finsteren Frontalunterrichts, in dem wir ja im Gegensatz zu den im heutigen
kompetenzbasierten Kleingruppenmeeting gezüchteten strukturellen Analphabeten
nichts ordentlich gelernt haben, war am Beginn der Sommerferien der Zettel
fertig, was am ersten Schultag am Ende des Sommers mitzubringen sei. Da wussten
Schüler schon vor den Ferien, welche Hefte sie nach den Ferien brauchen. Kann
man sich heute kaum noch vorstellen.
Heute wissen
sie weder, was sie mitbringen, noch welcher Schulstoff voraussichtlich ansteht,
noch welchen Lehrer sie wiedersehen werden. Und am Land auch, ob sie überhaupt
noch in die gleiche Schule kommen. Einer
der Legionen an bahnbrechenden Erfolgen der regelmäßig wiederkehrenden
Menschenexperimente an Unmündigen.
„In den neun Bundesländern werden
"Bildungsdirektionen" eingeführt, die Landes- und Bundeslehrer
gleichermaßen verwalten. Sie übernehmen Schulaufsicht und Qualitätssicherung.“
Und ersetzen
bitte was? Ach, die gibt es jetzt
zusätzlich? Naja, irgendwo müssen die bei Standorteinsparungen freigesetzten
Gelder ja hingeleitet werden. Wir feuern ein paar Indianer und stellen dafür
ein paar Häuptlinge ein und verkaufen das dann auch noch als „Bildungsreform“.
Mir tun nur
die Kinder leid. Selbst Lehrer haben sich den Beruf selbst ausgesucht, aber die
Kinder, die können wirklich nichts dafür.
„Da es sich um eine Verfassungsmaterie handelt,
brauchen SPÖ und ÖVP für die Umsetzung der Reform die Stimmen von Grünen oder
Freiheitlichen.“
Da mache ich
mir keine Sorgen. Wäre mal was Neues, wenn Kahlschlag im Bildungsbereich nicht
begeistert mitgetragen wird. Farbe egal.
P.S.
Was ich unter
Schulautonomie verstehe: Der Staat erteilt Leistungsvorgaben und Prüfungspläne
und fördert jeden Schüler mit einem fixen Betrag. Schulen können von
Verwaltungseinheiten aber auch privat betrieben werden, die Förderhöhe ist
immer gleich. Schulen entscheiden selbst (autonom!) wie sie die Kinder zu den
vorgegebenen Leistungen führen und ob sie mit dem Förderbetrag auskommen oder
höherwertige Angebote mit Zuzahlung der Eltern anbieten oder Kooperationen mit
Firmen oder anderen Bildunsgeinrichtungen eingehen. Und die Eltern entscheiden
selbst (autonom!) für welches Modell sie sich entscheiden und wo sie ihre
Kinder hinschicken. Die Politik legt den Förderbeitrag fest und verhandelt
diesen mit den Vertetern der Bildunsgeinrichtungen jährlich bzw. in
regelmäßigen Abständen neu aus, hält sich aber ansonsten komplett raus und
lässt die Schulen selbst entscheiden, wen sie als Geschäftsführer einstellen,
wer die pädagogische Leitung übernimmt und welche Lehrer nach welchen Kriterien
eingestellt werden. Bankrotte Schulen werden unterstützt um den Schulbetrieb im
laufenden Schuljahr zu Ende zu führen, um den Kindern einen sauberen Wechsel
zum Schuljahresanfang zu ermöglichen.
Das wäre
Autonomie. Aber da könnten die Parteien ihre Krakenfinger nicht in die
Entscheidungen stecken und in der Bildung herumpfuschen. Und es könnte ja dann
Eliteschulen geben, in die auch einfache Kinder des Pöbels gehen könnten, und
das will doch nun wirklich keiner aus den Partei-Eliten, dass ihre Kinder dann
vielleicht mit dem Pack in eine Klasse kommen…
3 Kommentare:
Guten Tag!
Ihre Überlegung zum Thema Staat / Schulen ist völlig OK, bleibt aber ängstlich auf halber Strecke stehen. Denkanstoß: Wer zahlt, schafft an ...
Freundliche Grüße eines Lesers!
Werter Anonym,
ich weiß, worauf Sie hinauswollen, und das wäre auch mein Wunschgedanke, aber ich bin auch Realist und weiß, was absolut unmöglich ist. Zumindest in unserer Gesellschaft. Bereits das Andenken wahrer Autonomie bedeutet hier ja schon radikaler Neoliberalismus, und spätestens da werfen sich 90% der Leute schreiend zu Boden. Verantwortung weiche!
Ich möchte, wenn es schon den radikalen Wandel nicht geben kann, wenigstens eine Rückkehr zu vernünftigen Strukturen andenken. Zwar ist jede Verbesserung eine Veränderung, aber nicht jede Veränderung eine Verbesserung (was unsere Progressiven nie begreifen), und dann muss man die Stellschrauben wieder zurückdrehen.
Ein radikaler Systemwechsel von Staat zu Privat wäre ideal, aber wie gesagt unrealistisch.
MfG Fragolin
Danke für die Klärung Fragolin!
Ein Wort vielleicht noch zu den sehr gefragten(!) deutschen "Privat"schulen: Der Kunde bezahlt quasi doppelt, diese Schulen sind nach meiner Kenntnis zudem finanziell schlechter gestellt als die staatlichen, das Personal natürlich in "lockeren" Arbeitsverhältnissen und es besteht Staatsaufsicht: Personaleinstellungen müssen ministeriell abgenickt werden, es gelten selbstverständlich die staatlichen Lehrpläne und Prüfungen und selbst der Status "Staatlich anerkannte Privatschule" wird erst nach Jahren verliehen.
mfG!
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