Als würde es
keine Grenze der Peinlichkeit und keine Nullmarke der Bedeutsamkeit geben, beschäftigt sich die deutsche Qualitätspresse heute mit der dringenden Frage:
„Wie viel Trump steckt in Schulz?“
Komisch dass
noch niemand auf die Idee gekommen ist zu fragen: „Wie viel Erdogan steckt in Merkel?“ Na gut, das könnte zu
negativem Kopfkino führen, und da ja sowieso Merkel meistens rektal in Erdogan
steckt, passt es auch nicht wirklich.
Also gut,
hauen wir uns heute noch einmal auf den Messias der jämmerlichen Reste der deutschen Sozialdemokratie, diesen Chuck Norris der Hoffenden und Bangenden, der Merkel mit Roundhousekick aus dem Amt
tritt und sich dann die Kommunisten der Linken und die Kommunisten der Grünen
zu seinen Bettvorlegern macht.
Schäuble, die
Lichtgestalt auf dem einzigen Rollstuhl der Welt, der auch einen Kofferraum
hat, in dem man Geldkoffer vergessen kann, ätzt in gewohnter Überheblichkeit:
„Wenn
Schulz seine Unterstützer ,Make Europe great again‘ rufen lässt, dann ist das
fast wortwörtlich Trump. Und die Art, wie er populistisch die angebliche
Spaltung der Gesellschaft beschwört, folgt der postfaktischen Methode des
amerikanischen Wahlkampfs.“
Naja, hat er ja irgendwie recht. Nur meint der Trump mit „America“ nicht
den ganzen Kontinent sondern nur sein Land, während Schulz mit „Europa“
zumindest die EU meint und sich um Deutschland als Solches dabei keine allzu
großen Sorgen macht.
„Bei
seinen Auftritten lobt er die kritische Presse und beteuert, wie sehr er sich -
anders als Trump - über jeden Verriss seines politischen Wirkens freue.“
Ui, da muss er ja eine Menge Freude
verspüren. Würselen freut sich ja angeblich noch heute über die Schuldenlast,
die der Gottbürgermeister der Stadtkasse geschenkt hat und trägt die Unterhosen
aus Trauer auf Halbmast, weil er sie verlassen hat.
„„Gerechtigkeit“, ruft Schulz allenthalben.“
Er könnte
auch „Erdbeereis!“ rufen oder „Superkalifragilistisch!“. Inhaltsleeres
Geschwätz bleibt inhaltsleeres Geschwätz, egal mit welchem Silbenbrei man es
stopft. Wer auf „Gerechtigkeit“ setzt hat den transzendentalen Zustand des
Postfaktischen erreicht. Der Inhalt von Seite 7 des Würselener
Telefonverzeichnisses hat mehr Faktenbezug und Inhaltsschwere, aber er fühlt sich nicht so schön an wie „Gerechtigkeit“.
„Seine Diagnose einer sozialen Spaltung im Land
stützt er … auf Emotionen, die in der Wählerschaft weit verbreitet sind, und
vor allem auf das mächtigste ihrer Gefühle: die Angst, besonders vor sozialem
Abstieg, dem eigenen oder demjenigen der Kinder.“
Ach was. Der
hat kein Programm, bietet keine Lösungen an sondern nur Parolen, stützt sich
auf das Spaltende statt dem Verbindenden und schürt und instrumentalisiert
diffuse Ängste, macht also haargenau das, was man der AfD vorwirft und wofür
man sie für unwählbare Demokratiefeinde erklärt? Was sagt uns das jetzt über
die SPD aus, außer dass sie zur hilflosen, Ängste verbreitenden und die
Gesellschaft spaltenden Populistentruppe verkommen ist? Was, der Vorwurf des
Populismus ist zu hart? Na dann mal das:
„Deshalb argumentiert Schulz gar nicht so sehr mit
Fakten. Er stützt seine Analyse nicht auf konkrete Zahlen, und er sagte
zunächst auch nicht im Einzelnen, was er gegen die beklagten Missstände genau
unternehmen will.“
Eben. Populistisches
inhaltsleeres Gewäsch von einem Kleiderständer mit dem Charme des Kassiers eines
dörflichen Kleintierzüchtervereins. Dass die Deutschen so etwas wählen nur um
die widerliche Raute endlich nicht mehr sehen zu müssen, sagt viel über die Verzweiflung
aus, die dieses Volk erfasst hat. Dass sie nicht begreifen, dass sie mit Schulz
die gleiche Politik wie die von Merkel wählen, nur noch linker und nach
Schulzens Wunsch gemeinsam mit den Ultralinken und alten Mauerschützen-Genossen,
sagt sehr viel darüber aus, was aus dem Volk der Dichter und Denker geworden
ist. Die einen sind nicht mehr ganz dicht und die andern können nicht mehr
denken, oder so.
„Stattdessen erzählt Schulz einfach Beispiele.“
Also wenn das
einer der bösen Rechtspopulisten macht und das Beispiel eines (durch
Polizeiberichte auch noch bewiesenen) folkloristischen Vorfalls mit einer
Erlebenden dankbarer sexueller Zuwendung durch einen traumatisierten
Schutzerflehenden benennt, dann ist das grundsätzlich ein bedauernswerter
Einzelfall und ein individuelles Erlebnis, aus dem man auf keinen Fall Rückschlüsse
ziehen darf und auf Basis dessen man niemals generalisierend Politik aufbauen
darf. Ach nö. Aber Sozen dürfen das?
Ein Batzen
Kot wird nicht dadurch zu Schokolade, das er aus dem richtigen Hintern fällt.
Schulz ist offensichtlich
ein G‘schichterldrucker, der aus den Erzählerstückchen Schlussfolgerungen zur
Politik ableitet. Postfaktisch und emotional.
Weil
angeblich ein älterer Arbeiter aus einem Bahnwerk Angst um seinen Job haben
könnte, muss sofort ein milliardenschweres Bildungsprogramm auf die Beine
gestellt werden, bei dem 60-jährige noch einmal einen neuen Job lernen – ja,
das hat Erfolgsaussichten! Warum sollte ein Unternehmen einen Lehrling
ausbilden, wenn es einen 60-jährigen Umschüler bekommen kann?
Wieso sind
die Roten eigentlich so allergisch gegen Vernunft und Realitätssinn? Und wieso
auch so viele Wähler?
„Schulz demonstriert mit dieser Anekdote seine Nähe
zu den Menschen…“
Quatsch, er
demonstriert seine Faktenfreiheit. Der fährt einen Wahlkampf auf der
Kuschelschiene, verspricht jedem, dass sich nichts ändern wird, aber alles besser
anfühlen kann. Er macht Germany warm again. Süüüß.
Fazit: Man
kommt zu dem Ergebnis, dass Schulz zwar abweichende Inhalte von Trump hat, aber
mit ähnlichen Parolen und den gleichen Methoden transportiert. Außerdem wird
er, wie Trump, von einer aus dem Mittelmaß ausgeflockten Cheerleader-Truppe
angehimmelt wie ein Messias und zur Kultfigur erhoben. Er ist ein Populist.
Sonst nichts.
Das Einzige,
was Schulz nicht befürchten muss, ist, dass seine politischen Gegner nach
seinem Wahlsieg ausrasten und von Medienhetze bis zu brennenden Straßenzügen
die komplette Stalinorgel des Hasses für ihren Vernichtungskampf bedienen.
Sowas würde nur einer Kanzlerin Petry passieren, und die Gefahr ist nicht
einmal ansatzweise vorhanden, dass es diese geben könnte.
Ach ja, eines
hab ich noch, eine kleine Randbemerkung aus dem Text:
„Auch bei Trump und seinen Wählern aus dem
„Rostgürtel“ der früheren Industrieregionen ging es nicht so sehr um reale
Zurücksetzung. Im Schnitt verdienten seine Anhänger mehr Geld als die
Befürworter der unterlegenen Gegenkandidatin Hillary Clinton.“
Also vor ein
paar Tagen noch waren die Anhänger Trumps die verarmten Arbeitslosen, die abgehängten
weißen Männer aus den prekären Wohnwagensiedlungen der mittelwestlichen
Stadtränder, die Hoffnungslosen, die Loser – und jetzt sind es plötzlich
Wohlhabende, die sich nur „zurückgesetzt“ fühlen aber in Wirklichkeit in
Wohlstand leben?
Da sich beide
Aussagen gegenseitig ausschließen muss eine davon was sein? Na? Richtig, fängt
mit „F“ und hört mit „Akenews“ auf.
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