„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 6. Februar 2020

Leugner

Angekündigten Weltuntergängen begegne ich mit trotzigem Optimismus. Wenn alle schreien, wir müssten in Panik geraten, denn die Welt ginge unter, lehne ich mich zurück, genieße den Tag und behaupte, es würde nicht passieren.
Der Grundgedanke dahinter ist recht einfach: Wenn die Welt dann doch untergeht, habe ich wenigstens noch eine schöne Zeit erlebt, und dass ich im Unrecht war, interessiert keinen mehr, weil keiner mehr da ist, den es interessieren könnte. Wenn aber nicht, und alle Paniker stehen betreten und wider Erwarten lebend vor den Trümmern ihrer Endzeitphantasien, dann habe ich nicht nur eine schöne Zeit erlebt, sondern kann als Sahnehäubchen auch noch den Klugscheißer raushängen lassen: „Ich habe es doch gleich gesagt!“
Und so bin ich überzeugter Weltuntergangsleugner.

Da man das gleiche Prinzip, nämlich angekündigte Katastrophen nicht zu verwenden um wie ein aufgescheuchtes Huhn voller Panik kreischend und gackernd herumzuhüpfen sondern mit Gelassenheit weiterzuleben und sich das Treiben von außen anzuschauen, auch auf andere Gebiete anwenden kann, bieten sich da viele Möglichkeiten an.
Den „Klimaleugner“ kennen wir ja schon. Das ist ja bekanntlich niemand, der das Klima leugnet, woran man die Sinnfreiheit dieser hohlen Phrase deutlich erkennt, und nicht einmal jemand, der den Klimawandel leugnet, sondern nur jemand, der sich weder von Schreihälsen zu der entgegen der Fake-Propaganda absolut nicht mit wissenschaftlicher Einigkeit behaupteten Menschgemachtheit bekennt noch den Untergang der Erde in einem glühenden Fieberkrampf ernst nehmen kann und will. Da es überzeugten Endzeitpropheten aber ein Greuel ist, wenn ihnen widerliche Optimisten in ihre tiefschwarzen Phantasien spucken, toben diese wie Irre herum und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Steine schmeißen oder Scheiterhaufen errichten.

Wenn man nun denkt, „Leugner“ zu sein wäre etwas Schlechtes, das nur Rechten und Bösmenschen passiert, dann seid belehrt, ihr Unwissenden: Es gibt auch die „Islamisierungsleugner“.
Was haben die nun mit den „Klimaleugnern“ gemein? Nun, eigentlich sind es genau die Anhänger der politisch entgegengesetzten Ideologien, die sich da gegenüberstehen, aber beide gleichen sich wie ein Ei dem anderen: Islamisierungsleugner missachten ganz einfach jegliche aus bisherigen Beobachtungen und Statistiken extrapolierten wahrscheinlichen Entwicklungen, selbst dann, wenn die Trefferquote der „Islamisierungsgläubigen“ bisher höher liegt als jene der Klimahysteriker und es im Gegensatz zu den Klima-Behauptungen der eigens für diese Propaganda geschaffenen internationalen Behörde keine wissenschaftlich belegten Gegenargumente gegen eine Islamisierung gibt. Extrapolationen aus vorliegenden Daten und Trends sind nur dann eine klare wissenschaftliche Methode, wenn sie die gewünschten Katastrophen hervorbringen; sollte durch die gleiche Methode eine unerwünschte Katastrophe am Horizont erkennbar sein, mutieren die Methoden plötzlich zu Fake-produzierenden Unterdrückungsinstrumenten diffuse Ängste schürender alter weißer Männer. Denn Ängste sind zwar erwünscht, aber nur jene, die sich mit der eigenen Ideologie decken. Und so kreischen die Gretologisten ihr „geratet in Panik!“ und werden dafür von den gleichen Medien in den Himmel gelobt, die jede andere Panik vehement ablehnen.

Womit wir bei noch einem Leugner wären: dem „Pandemieleugner“.
Ich finde die Faktenlage zu diesem mysteriösen Virus, der uns gerade beglückt, für viel zu löchrig und unklar, um mir ein endgültiges Urteil bilden zu können. Aber ich finde zwei Dinge extrem verdächtig: Erstens sind die Chinesen nicht gerade für panischen Aktionismus bekannt, sondern eher dafür, auftretende Probleme möglichst dezent unter den großen roten Teppich zu kehren und nach außen hin zu lächeln. Die rufen nicht einfach so wegen einem Männerschnupfen den Alarmzustand aus und riegeln Millionen Menschen ab, stampfen in wenigen Tagen Krankenhäuser, die mehr an eine containergewordene Lazzaretto Vecchio erinnern als an eine medizinische Einrichtung, aus dem Boden und erlassen Gesetze, die jegliche Handlung und Zuwiderhandlung gegen Behördenanweisungen und Absperrungen, die die Verbreitung des Virus begünstigten könnten, unmissverständlich mit der Todesstrafe belegen. Da ist mehr dran.
Zweitens verwundert mich unsere sonst so sensationsgeile Medienlandschaft, deren Interesse an panikverbreitenden und damit gut verkäuflichen Schlagzeilen schon die seltsamsten Blüten getrieben hat und die auch beim Thema Klima aus dem Panikmodus gar nicht mehr herauskommt, und die jetzt querbeet behauptet, das wäre doch alles gar nicht so schlimm, nur so ein bisschen eine Art Erkältung, meine Güte, alles nur rechte Panikmache und überhaupt. Gleichzeitig liefern die Medien in den Randnotizen Zahlen, die eindeutig darauf schließen lassen, dass sich die Zahl der Infizierten ebenso wie die der Toten durch die Infektion im Schnitt alle fünf bis sieben Tage verdoppelt. Und obwohl eine einfache Exponentialrechnung allein für die nächsten sechs Monate sehr interessante Entwicklungen verspricht, behauptet man bereits jetzt, dass diese Erkrankung weniger Tote fordert als eine „normale“ Grippe *). Ohne Vergleichswerte und ohne irgend eine Ahnung, wie es weitergeht und wie sich das Virus weiter entwickelt, denn es besitzt eine extrem hohe Mutagenität. Kann sein, dass es sich sogar schneller verändert als ein Heilmittel synthetisiert werden kann.

Beim Klima sollen wir die nur durch Ausblenden nicht genehmer Einflussfaktoren möglichst negativ hochgerechneten Entwicklungen sofort als gesichert annehmen und darob in kreischende Panik verfallen, doch bei einer ausbrechenden Pandemie mit einem unberechenbaren und als sehr gefährlich eingeschätzten Virus sollen wir plötzlich Hochrechnungen vergessen und auf keinen Fall in Panik ausbrechen. Ebensowenig wie bei einer sichtbaren und unser ganzes Leben immer deutlicher beeinflussenden Islamisierung.

Weltuntergänge werde ich weiter leugnen, denn ich werde sie nicht erleben, und wenn doch, dann nicht überleben. Also bedeutungslos. Dass das Klima allein menschgemacht beeinflusst wird brauche ich nicht leugnen, weil es erkennbar Humbug ist, hundertfach wissenschaftlich widerlegt und allein ein politisches Instrument, das in dem Moment wie eine Seifenblase zerplatzt, in dem sich keine Milliarden mehr damit scheffeln lassen. Dass eine Islamisierung stattfindet kann ich nicht leugnen, denn sie findet statt, in Deutschland noch weit schneller und tiefgreifender als in Österreich. Und die Pandemie, nun ja, sie ist schon da und wird die ganze Welt ergreifen. Nur mit welchen Folgen, das steht noch in den Sternen. Aber durch nichts davon wird die Menschheit ausgerottet werden und die Erde untergehen,

*) Ein befreundeter Arzt erzählte es mir so: Die Anzahl der Grippetoten wird statistisch geschätzt, indem man die durchschnittlich normale Zahl an Toten in einem Zeitraum mit der erreichten Zahl der Toten während einer Grippe-Epidemie vergleicht und die Differenz der Grippe zuschreibt. Die Zahl der Corona-Virus-Toten bezieht sich allein auf die eindeutig als mit dieser Krankheit infiziert bewiesenen Opfer; nicht beachtet wird dabei die recht hohe Prozentzahl Chinesen, die wahrscheinlich einfach zuhause sterben, weil sie modernen Krankenhäusern misstrauen und lieber auf ihre traditionellen Quacksalber mit ihren getrockneten Fröschen und geriebenen Geweihen setzen. Man zählt nur die eindeutig bekannten Opfer der Corona-Infektion ganz am Anfang einer Ausbreitung, derweil Grippe-Opfer lange nach der Ausbreitung rückwirkend statistisch geschätzt werden. Man kann diese beiden also gar nicht vergleichen, weder in die eine noch in die andere Richtung, das wäre nicht nur wie Äpfel mit Birnen sondern eher Äpfel mit Madagaskar-Fauchschaben.

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