Die „Bertelsmann-Stiftung“, eine bekannt unpolitische
wirtschaftsneutrale und keiner Partei nahestehende Vereinigung, hat
eine Expertise erstellt darüber, warum in Deutschland immer weniger
Lehrstellen vergeben werden. Und man ist vollkommen wertneutral zu
dem Schluss gekommen, dass es die ausbeuterische Kapitalistenbrut
ist, die keine Bereitschaft mehr zeigt, armen jungen Menschen die
Chance zu geben, sich beruflich zu entwickeln. Ein Befund, der
logisch klingt, wenn man praktische Erfahrungen einfach mal ignoriert
und sich auf die reine Statistik beruft.
Da ich sehr viel mit Lehrlingen zu tun habe und jedes Jahr einen
neuen Schwung unseres Nachwuchses erleben darf, kann ich gerne mal
aus dem Nähkästchen plaudern, wie es zumindest bei uns mit dem
Auswurf des Bildungssystems so aussieht.
Dazu schauen wir uns mal an, was die ebenso unpolitische und
wertneutrale „
Süddeutsche
Zeitung“ dazu titelt:
„Mehr
Jobs, weniger Lehrlinge“
Was für Jobs? Immerhin gibt es einen kleinen Unterschied zwischen
den permanent aus dem Boden gestampften Arbeitsbeschaffungs- und
Versorgungsposten Marke Genderbeauftragte und
Gleichtsellungsüberwacher, den neu geschaffenen
Dienstleistungsberufen in der Rundum-Sorglos-Pamperung eingewanderter
Sozialnomaden und so schnöden Jobs wie Tischler, Schweißer,
Arbeitsvorbereiter oder CNC-Programmierer. Während in den ersten
beiden Bereichen, die keinerlei Lehrlinge benötigen, haufenweise
neue Jobs geschaffen werden, ist es in der den ganzen Schmonzes
bezahlenden Wirtschaft eher so, dass dort ein ständig steigendes
Arbeitsaufkommen von immer weniger Leuten gestemmt werden muss, um
lohnkostentechnisch noch irgendwas produzieren zu können, was aus
Asien nicht zum halben Preis zu bekommen ist.
Das führt dazu, dass bereits aus der Schule heraus die meisten
entweder versuchen, über irgend ein Orchideenstudium in den
erlauchten Kreis der Sinnlosbeschäftigten und Üppigbezahlten
aufzusteigen oder, so die Fähigkeiten und/oder Beziehungen dazu
fehlen, zur Vermeidung eines lebenslangen Auspressens zu
Kollktivvertragsbedingungen den bequemen Weg in das soziale System
der garantierten Teilhabe am Wohlstand, den andere zu erarbeiten
haben, anstreben.
„Trotz
Rekordbeschäftigung in Deutschland schwindet die Zahl der
Ausbildungsplätze. Das geht gar nicht, sagt die Bertelsmann-Stiftung
und fordert Politik und Unternehmen auf, mehr dagegen zu tun.“
Na, wenn die Bertelsmann-Stiftung das sagt, dass das nicht geht, dann
muss aber sofort jede Firma die Hacken zusammenknallen und Lehrlinge
einstellen. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Firmen einfach tun,
was sie wollen, und nicht das, was die Bertelsmann-Stiftung
„fordert“?!
Na gut, dann mach ich mal das Nähkästchen auf. Wir würden gerne
mehr Lehrlinge aufnehmen, als wir tun. Obwohl es weit mehr Bewerber
als Lehrstellen gibt, werden jedes Jahr weniger Lehrstellen besetzt,
als wir gerne hätten. Weil unser Unternehmen eine böse
ausbeuterische Kapitalistenbrut ist. Nach Ansicht der
Bertelsmann-Fuzzis zumindest.
In der Realität gibt es mehrere Gründe.
1.) Ein Teil der Bewerbungen um eine Lehrstelle wird sofort nach
Eingang im Mülleimer entsorgt. Es handelt sich meist um ein
einfaches Blatt Papier mit einem ausgedruckten Handyfoto von einem
grinsenden Gesicht im Strandbad und zwei bis drei Sätzen aus
aneinandergereihten einsilbigen Rechtschreibfehlern, die neben
kompletter Inkompetenz auch totalen Motivationsmangel ausstrahlen.
Wir stellen keine Schulversager ein, die gezwungenermaßen einen
Wisch einreichen, weil ihnen der Papa sonst angedroht hat, ihnen das
Taschengeld auf Null zu setzen.
2.) Wenn eine Bewerbung zumindest Interesse erkennen lässt, wird der
Kandidat zu einem Gespräch eingeladen. Viele Gespräche sind extrem
kurz. Zu spät kommen, nicht einmal grüßen, im gammeligen Shirt
Kaugummi kauend und blöd grinsend nix sagen können sind absolute
Ausschlusskriterien.
3.) Wer die Lichtschranke der optischen Abtastung überwunden hat,
wird akustisch kontrolliert. Ein paar einfache Aufgaben zum Erkennen
des Kompetenzlevels, da Schulnoten inzwischen keinerlei Aussagekraft
mehr besitzen, sollen uns helfen, zu entscheiden, wem wir die
nächsten drei bis vier Jahre Zeit, Geld und Mühen widmen, um ihn
auszubilden. Und mit einfache Aufgaben meine ich einfache Aufgaben.
Den Sinn einfacher Sätze erfassen, Mathematikkenntnisse nahe dem
Sonderschulniveau, einfaches kleines Einspluseins. Man kann sich gar
nicht vorstellen, ein wie großer Anteil der Bewerber nicht einmal in
der Lage ist, einfachste Aufgaben zu lösen.
4.) Wer positiv beschieden wird, wird zum Praktikum eingeladen.
Mindestens drei Wochen in den letzten Ferien. (Bewerber, die erst im
September kommen und sofort anfangen wollen, ohne getestet zu werden,
haben faktisch keine Chance).
5.) Im Praktikum wird bewertet, ob man dem Junior zutraut, einen
entsprechenden Beruf zu erlernen. Interesse, Motivation, Geschick,
all so etwas. Und man soll das nicht überbewerten; die Latte, über
die der potenzielle Azubi hüpfen soll, ist fast im Kriechen zu
überwinden. Würden wir die Leistungslatte so hoch legen, wie wir
gerne würden, hätten wir fast gar keine Chance auf Lehrlinge mehr.
Aber man hofft ja immer auf Entwicklungspotential, immerhin sind
Jugendliche in diesem Alter eher pubertätsgesteuert, da muss man
nicht alles überbewerten. Aber ein gewisser Knopf sollte ihnen schon
aufgegangen sein; Lehrlinge mit der persönlichen Reife eines
Kindergartenkindes sind nur schwer in kurzer Zeit zu brauchbaren
Erwachsenen zu formen.
Das klingt alles nach wahnsinniger Hürde, ist in Realität aber nur
ein Katalog an Minimalanforderungen, und selbst wenn alle erfüllt
werden und der Lehrling wird genommen, haben wir immer noch genug zu
tun, um die auf eine Abschlussprüfung vorzubereiten, die absolut
nicht mehr (eher weniger) abverlangt als unsere vor einigen
Jahrzehnten. Wir haben trotzdem noch immer Abbrecher und
Prüfungsversager und Gerade-eben-so-Abschließer.
Man kann auch ganz böse, aber leider realistisch, die Bewerber in
Schubladen sortieren. Stadtkinder schneiden weit schlechter ab als
die Provinzjugend, vor Allem bei praktischen technischen Berufen. Die
wollen Videospieletester werden, sind aber zu blöd, eine Schraube
anzudrehen. Haben sie Bereicherungshintergrund gibt es eine Gruppe
aus Osteuropa, die sehr bemüht und zum Teil auch sehr geschickt ist
und oft sehr motiviert, eine arabische Gruppe, die mittelmäßig
ausgebildet ist und meist wenig motiviert ist, sich selbst aber für
supertolle Sondertalente halten weil sie ohne explizite Anweisungen
durch ihren Imam selbständig atmen können und eine Gruppe aus
Afrika, wo es weder bei den Kompetenzen noch bei der Motivation
erkennbare Messgrößen gibt, was sie aber nicht stört, vor Coolness
fast zu platzen und eine verständliche Ablehnung als persönliche
Diskriminierung zu betrachten.
Bei den bio-österreichischen Stadtkindern sieht es aber auch nicht
besser aus. Oft fehlen die einfachsten kognitiven Fähigkeiten. Ganz
besonders auffällig die Unfähigkeit zur Konzentration auf eine
Aufgabe, der fast schon körperliche Schmerz bei minutenlanger
Abkoppelung von der persönlichen Whatsapp-Gruppe, die Unfähigkeit,
sich an eben Erlerntes trotz mehrfacher Wiederholung auch am nächsten
Tag zu erinnern.
Was da das Schulsystem auskübelt, ist eine Katastrophe. Von zehn
Bewerbern sind kaum zwei brauchbar. Da kann man die Hauptschule auch
zur NMS umtaufen und jedem ein Maturazeugnis schenken, damit auch
jeder Depp jedes Deppenstudium anfangen kann. Was in den Stadtschulen
ausgebildet wird ist faktisch nicht wirtschafts- und auf eigenen
Beinen lebensfähig. Am Land sieht es noch anders aus; da ist der
Bereicherungslevel weit niedriger und die Lehrer kennen die Eltern
der Kinder oft noch selbst von der gemeinsamen Schulbank. Durch die
großflächige Zwangsverteilung von unbegleiteten minderjährigen
Mittzwanzigern im Hauptschulalter wird das Land aber bald nachziehen.
„Besonders
dramatisch ist die Lage bei den Kleinst- und Kleinbetrieben mit bis
zu 49 Mitarbeitern. In Kleinstbetrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern
sank von 1999 bis 2015 die Zahl der Beschäftigten leicht um 3,2
Prozent. Die Zahl der Auszubildenden verringerte sich allerdings im
gleichen Zeitraum um ein Drittel.“
Ach. Wie groß ist das wirtschaftliche Risiko für einen
Dreimannbetrieb, einen hochbezahlten und unkündbaren Lümmel
aufzunehmen, der sich als Vollniete erweist, wenn man nicht einmal
weiß, ob man in drei Monaten noch Aufträge rein bekommt? Die
Chance, einen Vollkoffer zu fangen, ist inzwischen höher als die,
einen fähigen und cleveren Burschen zu erwischen.
Das Problem ist das Totalversagen des Bildungssystems. Die Schule
entlässt strukturelle Analphabeten mit mathematischen Fähigkeiten,
die darauf schließen lassen, dass nach der Volksschule faktisch
nichts mehr dazugelernt wurde. Und je mehr Schüler mit
Bereicherungshintergrund die Schulklassen dominieren, die bereits die
Beantwortung einer durch eine weibliche „Lehrperson“ gestellten
Frage als diskriminierende Beleidigung empört von sich weisen, umso
ärger ist der Totalausfall des „kompetenzbasierten Lernens“, das
nach mehreren Jahren Schulbetrieb junge Menschen mit den kognitiven
Fähigkeiten eines Pantoffeltierchens entlässt.
„Die
Wirtschaftsverbände nennen für die Misere immer zwei Gründe: Die
Zahl der Schulabgänger ist drastisch zurückgegangen. Gleichzeitig
wollen mehr junge Menschen als früher studieren.“
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Natürlich geht die Zahl der
Schulabgänger zurück, wenn die Kinderzahl stagniert, aber noch viel
extremer geht die Zahl der brauchbar vorgebildeten
Schulabgänger zurück. Und der Versuch, das statistisch durch die
Zuwanderung bereichernder Raketentechniker und Hirnchirurgen
auszugleichen scheitert daran, dass in real eben hauptsächlich
ungebildete Sozialnomaden dem Ruf des Wohlstandes gefolgt sind. Das
ist der Fluch der Statistik: Man hat zwar statistisch genug Leute, um
die offenen Stellen zu besetzen, aber leider erfüllt keiner von
denen auch nur die Mindestanforderungen dafür.
„Die
Forscher verweisen aber auch auf den "technologisch bedingten
Wandel der Produktionsprozesse", weshalb von Azubis immer mehr
verlangt werde.“
Wenn man berufserfahrenderweise die Anforderungsentwicklung der
letzten etwa 25 Jahre aktiv miterfahren hat, kann man nur
konstatieren: Nein. Es wird nicht mehr abverlangt, ganz im Gegenteil.
Heute werden Lehrlinge durch die Prüfung gezerrt, die hätte man vor
20 Jahren gar nicht erst antreten lassen. Würde man in einigen
Berufen heute noch das technische und mathematische Verständnis von
damals fordern, würden die Durchfallsraten astronomisch steigen.
Und natürlich gibt es Berufe, in denen höhere Anforderungen durch
die moderne Technik entstehen. Denkt man. Ich habe
Mechatroniker-LAP‘s miterlebt, da haben es 9 von 11 Antretenden
vergeigt, aber mit Anlauf und Schwung.
Ein befreundeter Lehrlingsausbilder beklagt seit Jahren, dass seine
Firma nur die Hälfte der ausgeschriebenen Lehrstellen besetzt, weil
eine Eingangsprüfung entwickelt wurde. Basis-Assessment auf
AMS-Level. Neun von zehn knallen durch. Einfachste Aufgaben sind
unlösbar. Und das beginnt beim pünktlichen Erscheinen.
"Die
Ausbildungslosen von heute sind die Arbeitslosen von morgen."
Richtig. Aber warum trötet man das den Unternehmen in‘s Ohr und
nicht dem Bildungsministerium? Der Staat ist doch so präpotent zu
glauben, Kinder besser ausbilden zu können als jeder andere und als
Einziger einen wirklich tollen Lehrplan erstellen zu können. Warum
das Ergebnis seiner Arbeit seit Jahren nicht mehr nur auf einem
absteigenden Ast sondern in rauschender Talfahrt ist, kann uns die
Studie nicht erklären. Zu groß ist die Gefahr, dass man, neutral
und unabhängig wie man ist, doch dem einen oder anderen politischen
Freunderl auf den falschen Zahn klopft.
„Die
Stiftung fordert daher, staatliche Hilfsangebote wie die assistierte
Ausbildung mit Coach auszubauen, damit benachteiligte Jugendliche
bessere Chancen haben.“
In welcher Position wähnen die sich, dass sie glauben, fordern zu
können? Und warum fordern sie solchen Blödsinn? Soll die Firma
neben dem sündteuren Azubi jetzt auch noch einen permanent um ihn
bemühten „Lerncoach“ zahlen, um den Burschen überhaupt dazu zu
bringen, etwas zu lernen? Wer in diesem Alter und nach so vielen
Schuljahren immer noch nichts weiß und nicht fähig ist, etwas zu
lernen, braucht keinen Coach sondern einen Tritt in den Hintern. Der
ist nicht „benachteiligt“ sondern schlicht unbrauchbar.
„Außerdem
empfiehlt sie, die innerdeutsche Mobilität von Azubis zu fördern,
um Lehrstellen überregional besetzen zu können.“
Ich habe zwei Jahre großteils im Internat verbracht. War, um es für
heute verständlich auszudrücken, „ne geile Zeit“. Wir haben
nach der Berufsschule gebüffelt (und die Lehrer waren der Meinung,
dass man sonst nichts zu tun hat, was ja irgendwie auch stimmte) und
abends den altersüblichen Blödsinn getrieben, wobei das Geld im
Gegensatz zu heute für Kampfsaufen und Kiffen nie gereicht hätte,
was ich rückblickend als Vorteil empfinde. Diese Möglichkeiten,
also Internat und so, gibt es auch heute noch. Und in einigen
Branchen gehört es eh dazu, dass Azubis eigene Zimmer angeboten
werden. Sie müssten sich eben nur von Mamas Hintern losreißen
können.
„Die
Stiftung nimmt zugleich die Unternehmen in die Pflicht: Vor allem im
Lebensmittelhandwerk und in der Gastronomie bleiben viele
Ausbildungsplätze unbesetzt.“
Weil es keiner lernen will. Scheiß Arbeitszeit und nur wenn du
wirklich gut bist kassierst du Trinkgeld, das sich lohnt. Die
Grundbezahlung ist mies.
Und die Pflicht, den Kindern erstmal all das beizubringen, zu dem
weder Elternhaus noch Schule gewillt und in der Lage waren, haben
Unternehmen eben nicht. Sonst müssten sie den Eltern erst einmal ein
Ausbildungsgeld abknöpfen und erst dann beginnen, zu bezahlen, wenn
der Spund auch wirklich zu arbeiten beginnt.
"In
Zeiten der Konkurrenz um eine sinkende Zahl von Bewerbern wird es
hier unumgänglich sein, die Rahmenbedingungen wie Arbeitszeit,
Vergütung oder Karrierechancen weiter zu verbessern, um die offenen
Stellen wieder besetzen zu können."
Ach, und wer soll das bezahlen? Wer bezahlt immer alles? Richtig: der
Kunde.
Frage an die Stifte von Bertelsmann: Warum soll ein Kunde im
Wirtshaus das Doppelte für sein Mittagessen zahlen, nur damit der
Wirt eine von einem Lerncoach begleitete und von einer
Gleichstellungsbeauftragten betreute Jungkellnerin
lernfähigkeitssensibel ausbildet anstatt sich eine arbeitswillige
billig aus Slowenien zu besorgen und dafür seinen Gästen das
Mittagsmenü zum halben Preis zu servieren? Na??
Aber bei denen wirkt eben das gleiche Schulsystem wie bei den
Lehrlingen nach.