Wenn man sich das Ergebnis roter Schulbildung anschauen will, bekommt
man in Salzburg gerade ein besonders pittoreskes Beispiel geliefert.
Von den Roten selbst.
Der FPÖ-Gemeinderat Erwin Enzinger stellte der
SPÖ-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer die Frage, warum es
notwendig sein sollte, dass im Deutschunterricht die Kinder türkische
Texte vorgelegt bekommen, um Umlaute herauszufinden. Eine durchaus
berechtigte Frage, kommen Umlaute doch oft genug in deutschsprachigen
Texten vor, um den Begriff „german umlauts“ zumindest im
englischen Sprachgebrauch zu etablieren.
Außerdem könnte man ja auch andere Sprachen als ausgerechnet
Türkisch nehmen, wenn man den Kindern schon möglichst keine
Sprachkenntnisse in Deutsch mehr beibringen will. Eine nordische
Sprache wäre zum Beispiel brauchbar. Immerhin singt selbst der
dänische Koch in der Muppet-Show „Smörrebröd, Smörrebröd,
römpömpömpöm!“
Aber es ist Türkisch. Und das macht den Blauen neugierig.
Weil es anscheinend keine vernünftige Antwort auf diese Frage gibt,
was mich bei den Roten jetzt nicht wirklich wundert, dachte die
SPÖ-Vizebürgermeisterin, besonders eloquent und witzig zu sein,
wenn sie eine
schnippische
Antwort gibt.
„Joghurt-Verbot
und Verzicht auf Kaffee?
Und so widmete
sich die Politikerin in ihrem Antwortschreiben sogleich einigen
türkischen Einflüssen, die sich in Österreich längst etabliert
haben: "Bei der Gelegenheit darf ich darauf hinweisen, dass die
Stadt Salzburg seit Jahren ein von den Türken entwickeltes
Lebensmittel in Kindergärten, Schulen und Seniorenwohnhäusern zum
Einsatz bringt: Joghurt." Mit einem Augenzwinkern schlägt
Hagenauer vor, neben einem Verbot von Joghurt auch die Rückkehr zu
den Römischen Zahlen und Ziffern und den Verzicht von Kaffee
anzudenken. Zudem sollten Worte türkischen und arabischen Ursprungs
wie Fisole, Zucker oder Haschisch künftig vermieden werden.“
Vielleicht sollte der Frau mal jemand den vorsichtigen Tipp geben,
dass es erstens besser ist, zu wissen, wovon man redet, wenn man
witzig sein will, weil man sonst nur peinlich ist, und zweitens
entgegen den Selbstbehauptungen von Türken es nicht Türken waren,
die den Joghurt erfunden, Amerika entdeckt, den ersten Düsenflieger
gebaut oder Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut
haben. Schon während meines ersten Türkeibesuches vor etlichen
Jahren (inzwischen spare ich mir solches) konnte ich die Fähigkeit
der Türken zum Märchenerzählen bewundern und feststellen, dass die
diese Geschichten, nach denen Türken die besten Erfinder, fähigsten
Piloten, härtesten Kämpfer und poetischsten Kunstschaffenden der
Welt seien, selbst absolut für bare Münze nehmen. Die glauben
wirklich, dass wir eigentlich alle großen Erfindungen und
Entdeckungen nur Türken zu verdanken haben. Nur mit Realität haben
die nix am Hut.
Und hier scheint sich eine der offensichtlichen Gemeinsamkeiten
zwischen Türken und unseren Roten zu offenbaren. Kein Mist ist zu
blöd, um nicht abgesondert zu werden.
Zum Joghurt: über dieses Nahrungsmittel habe ich mal gelernt, dass
es aus Bulgarien kommt, von den Thrakern. Irgendwie haben die Türken
eine interessante Attitüde alles, was aus Gebieten kommt, die sie
einst besetzt hatten oder heute besetzt halten, für sich zu
reklamieren. Das habe ich in Ephesos besonders genießen können, wo
es keinem der Reiseleiter eingefallen wäre, mal dazu zu stehen, dass
zur Zeit der Blüte dieser Stadt im alten Griechenland die heutigen
Türken anatolische Ziegennomaden waren, die mit dem Errichten eines
Zeltes architektonsich voll ausgelastet waren. Aber heute stolzieren
die da wie die Pfauen herum und reklamieren die Leistungen von
Phöniziern, Hellenen und sogar Hethitern für sich.
Die römischen Zahlen und Ziffern wurden durch arabische Ziffern
ersetzt. Die zwar bis heute so heißen, aber nachweislich keine
arabischen Ziffern sind. Weder die Zahlzeichen noch der Wert Null
wurden von Arabern oder gar Türken erfunden, sondern von Indern. Die
Brahmi-Zahlschrift wurde von den Arabern gut tausend Jahre nach ihrem
Entstehen übernommen und abgeändert, als sie den Anweisungen ihres
Kriegstreiber-Propheten folgend nach Osten expandierten.
Eine Parteifunktionärin, die so argumentiert, beweist nicht ihre
Eloquenz und ihren Witz, sondern ihre Bildungslücken und ihre
Präpotenz. Naja, jeder was er hat.
Auch Kaffee wurde nicht von den Türken erfunden. Übrigens war der
Filterkaffee, den ich in türkischen Hotels vorgesetzt bekam, die
grauslichste Plörre, die ich jemals getrunken habe. Und das will was
heißen, wenn man schon mal in Norddeutschland war, wo bekanntlich
Kaffeebohnen im Ganzen ins Fenster gehängt werden und der Schatten
maximal zwei Minuten (er soll ja nicht zu stark werden) auf eine
Tasse heißes Wasser fallen darf. Derweil der auf den türkischen
Märkten neben dem eigentlich viel weiter verbreiteten Tee (wieder
was von Indien) angebotene Kaffee eigentlich ein pures
Aufputschmittel aus massenweise Zucker, einem ordentlichen Haufen
Kaffeepulver und mehreren Tropfen kochendem Wasser darstellt. Nach
nur einem Schluck ist man bereits am Ende des Getränks angekommen,
hat den Mund voller Kaffeekrümel, mehr Zucker intus als nach zwei
Litern Coke und sollte wegen akuter Herzkaspergefahr keine fahrigen
Bewegungen mehr durchführen. Hat mit dem, was wir unter Kaffee
verstehen, wenig zu tun.
Und sie haben ihn auch nicht erfunden, ja, ihm nicht einmal den Namen
gegeben. Das Kaffeetrinken kommt aus Afrika, genauer dem
abessinischen Königreich „Kaffa“ im heutigen Äthiopien. Und ja,
es wurde durch die Türken nach Europa gebracht, als sie es
brandschatzend mit Heerscharen überzogen und Wien belagerten, aber
der Kaffee selbst kam über Arabien ins Osmanische Reich. Wer hat‘s
erfunden? Die Türken jedenfalls nicht. In welche Schule ging die
Spaßgranate doch gleich?
Und dann die Fisole. Meine Güte, kann ihr mal jemand sagen, dass man
die Früchte der Bohne essen kann und nicht deren Blätter rauchen
sollte? Die Gartenbohne ist südamerikanischen Ursprungs, wurde in
Kolumbien und Peru angebaut und bekam den lateinischen Namen
„Phaseolus“. Was genau hat das jetzt mit den Türken zu tun?
Genausoviel wie Linke mit vernünftiger Argumentation oder auch nur
Ahnung der Materie. Hat ihr wahrscheinlich ein türkischer Freund
erzählt. Es waren ja bekanntlich Türken, die Amerika entdeckt und
wahrscheinlich auch dort als erste die Bohne kultiviert haben. Nur
der Rest der Welt erfindet wieder irgend eine Geschichte, die die
armen Türken diskriminiert...
Zucker,
aus Polynesien über Ostasien bis Indien kommend, hat auch nichts mit
Türken zu tun, außer, dass deren Kaffee wie oben erwähnt
hauptsächlich aus Zucker besteht. Aber das Zeug wurde weder von den
Türken erfunden, noch bekam es seinen Namen von denen. Es waren mal
wieder die Inder, die im Sanskrit ihren Süßstoff „śarkarā“
nannten.
Soll
ich jetzt jedesmal ein „Fake!“ draufnageln? Stimmt eigentlich
auch nur eine einzige Behauptung dieser Frau? Naja, eines haben wir
noch.
Haschisch. Treffer! Das ist, wenn es auch wieder mit den Türken gar
nichts zu tun hat, ein Wort, das aus dem Arabischen kommt. Also
wenigstens der Name, denn angebaut wird das Zeug hauptsächlich in
Afghanistan und inzwischen Nordafrika. Kam auch wieder aus dem
indischen Raum.
Also was ist an der „witzigen Argumentation“ dieser Frau jetzt
wirklich witzig außer ihrer himmelschreienden Unwissenheit?
Argumente hat sie gar keine, weil nichts davon in irgend einer Weise
mit Umlauttexten in Schulbüchern zu tun hat. Ja, es war ein
Seitenhieb auf die böse böse Xenophobie des Blaunazis, aber
blöderweise kann man diesen Schuss nur als veritables Eigentor
werten.
Und ja, es wäre möglich, auch aus deutschen Texten Umlaute zu
extrahieren.
Ich hätte da ein paar Beispiele:
Lärm hören ist ärgerlich.
Grüne sind schräge Vögel.
SPÖ wählen ist fürchterlich blöd.