Unvaccinated lives matter.
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Zurück in der Heimat, Grüße
aus dem Ahrtal, äh, nein, aus der Südsteiermark. Die letzten Wochen
verbrachten wir im Norden auf dem Wasser, hier im Süden erwarten uns
die Folgen des Gegenbesuches. Der Keller ist inzwischen wieder
leergelaufen, Bodenabfluss sei Dank, nun gilt es die frische und zum
Glück recht dünne Naturbetonschicht wieder vom Estrich zu spachteln
und die an akuter Feuchtigkeit verblichenen zu tief gelagerten
Gegenstände zu entsorgen. Der Garten hat sein temporäres Gastspiel
als See beendet und der wissenschaftliche Test, ob Landpflanzen zur
Aquakultur geeignet sind, resultierte in einem negativen Ergebnis für
die Landpflanzen. Nachtschattengewächse sind nun einmal keine
Schilfart und in Verbindung mit Feuchte sehr fäulnisaffin. Die Ernte
fällt dieses Jahr aus. Oder eher ins Wasser. Und leider kann man das
Zeug nicht mal kompostieren.
Wir
waren von langjährig schwedenerfahrenden und somit
schwedenerfahrenen Freunden mit norwegischem Migrationshintergrund
und erstaunlich geringen Integrationsschwierigkeiten eingeladen, sie
bei einer ihrer alljährlichen Touren zu begleiten, die sie mit einem
angemieteten
Hausboot unternehmen – weitab jeglicher Touristenströme und
Zivilisationseinflüsse, deshalb auch teilweise mit geringer oder
ganz fehlender Anbindung an die globalen Informationskloaken.
Tagelange Nachrichtenabstinenz, ja sogar das Fehlen jeglicher auf
Zivilisation schließen lassender Geräusche tut gut, auch wenn die
Erderhitzung uns nicht die Gnade eines kleinen Besuches gewährte und
wir den eingepackten Notpullover über zwei Wochen lang
tragen mussten. „Warum fahrt ihr im Sommer in den Norden?“,
wurden wir kopfschüttelnd gefragt, aber jetzt können wir einige
zurückfragen: „Warum macht ihr im Sommer Urlaub im verregneten
Österreich?“ Das Wetter war mies, aber nicht
mieser als in der Untersteiermark,
Schneestürme wurden nicht prognostiziert und Italientiefs kommen
wohl
bis Leibnitz, aber nicht
bis Rättvik. Der Golfstrom ist zwar auch
von den schwedischen Seen
hunderte Kilometer entfernt, aber trotzdem weit näher als an
Deutschland oder gar
Österreich.
Und
die Tage sind länger und die Nächte deutlich kürzer, was das
abendliche Angeln im See zu einem stundenlangen Ruheritual werden
lässt. Wenn
auch im Regen etwas einschläfernd.
Das
Wichtigste aber, und das war unsere größte Sorge bei der Planung
eines Nordurlaubes – auch ohne Strandparty, Halligallipark und
Riesenrutsche, Fernsehdauerbeschallung oder Internetsurferei in
TikTokSümpfen, ja nicht einmal Mitternachtssonne oder Polarlicht,
denn
dafür war der Norden nicht nördlich genug, hat
es den Kindern Spaß gemacht und gefallen. Und sie haben Elche
gesehen. Ist ja auch was. Und
mehr Bücher gelesen als im Rest des Jahres. Sogar
das Kinderseelen inzwischen rassistisch verseuchende ungegenderte
„Pippi Langstrumpf“, einst gefeiert, jüngst geschmäht. Na da
werden die Linkstrolle ja wieder Schnappatmung bekommen...
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In
dem letzten, wenige Stunden umfassenden, Internetzeitfenster fern der
Heimat habe ich, Asche aufs Haupt, Danisch, reitschuster.de und
tkp.at konsumiert und kommentiert. Ich hatte ja schon zu Beginn
meiner Auszeit den Verdacht, der Irrsinn würde auch ohne meine
Anteilnahme ungebremst weiter kreisen, und ich behielt leider Recht…
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In
den Niederlanden werden „Geflüchtete“ wegen Wohnuraummangel (wir
erinnern uns, von dort kommt die zutiefst humanistische Idee der
Zwangsaussiedlung von vor Allem alten Menschen, die zu viel Wohnraum
beanspruchen) inzwischen auf Kreuzfahrtschiffen untergebracht. Die
luxuriöse Ostsee-Fähre Silja Europa zum Beispiel, die in Rotterdam
als „Geflüchtetenunterkunft“
dient,
kann man sich sogar per virtuellem
Rundgang
ansehen – für Menschen, die wertvoller sind als Gold, ist eben das
Beste nur gut genug. Und
jetzt kommt auch das etwas kleinere, aber nicht weniger feine
Kreuzfahrtschiff „Ocean Majesty“ hinzu.
Wann
wir beginnen, Flugzeuge und ICE-Einheiten als
„Geflüchtetenunterkünfte“ umzurüsten, weiß ich nicht, aber da
gibt es ja auch einige inzwischen nicht mehr benötigte Garnituren.
Und die verbliebenen Space-Shuttles sind doch auch noch nicht
verschrottet, oder?
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Ist es Kriegstourismus und
Abenteuerurlaub lebensmüder Sensationsgeier und Schaulustiger, dass,
wie die „Weltwoche“
recherchiert hat (jaja, die schreiben nicht nur Agenturmeldungen ab
sondern recherchieren auch inestigativ selbst, sind also „rächz“),
die Flixbus-Flotte mit Fahrten nach Kiew und Lemberg komplett
ausgebucht ist?
Muss wohl so sein, denn wer
würde sonst in ein angeblich von russischem Bombenhagel verwüstetes
Land reisen, aus dem er gerade mühsam „geflüchtet“ ist?
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Der
Botschafter Israels wurde in Berlin aus einem Cafe geworfen. Ein
schwerer Affront, der zum Aufmarschieren der üblichen Kreischbojen
führte. Blöd nur, dass der Cafe-Besitzer selbst Jude ist und dies
tut, weil er als strammer Linker die Politik des „rechten“
Staates Israel ablehnt, weshalb er ja auch lieber in Berlin wohnt, wo
diese „Ablehnung Israels“, selbst
wenn sie unter Fahnenverbrennungen und Mordgebrüll gegen alle Juden
gipfelt,
unter den Linken höchstes
Wohlwollen
genießt.
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Ach
ja, in Schweden fand ja auch diese komische Koranverbrennung statt.
Habe ich nur am Rande miterlebt und nur durch die ungewohnten
Grenzkontrollen bei der Rückreise auf den Radar bekommen. Nach dem
ersten Gebrüll über diese Schandtat eines „Rechtsradikalen“ las
ich dann irgendwo am Rande, dass der „rassistische islamophobe
Provokateur“ ein Iraker ist. Der weiß vermutlich genau, warum er
„islamophob“ ist. Und abgesehen davon, dass ich das Verbrennen
von Büchern generell für eine unappetitliche Angewohnheit halte
(ebenso wie das Löschen von Blogs,
Videos und
Accounts; Verbrennungen werden nicht besser, wenn man sie virtuell
durchführt) und
deshalb auch Verständnis für eine sachliche Ablehnung solcher
Aktionen besitze, und überhaupt immer wieder glaube, eine solche
Aktion wäre, besonders von einem Iraker begangen, in Bagdad eher
angebracht als in Stockholm, fehlt mir auch jedes Verständnis für
das blutrünstige Wutgeheul der Religionsfanatiker und ihrem Gebrüll
nach Blut. Sie geben damit nämlich automatisch jedem Recht, der sich
gegen diese Religion ausspricht, die damit ein ganz offensichtlich
blutrünstiges Potential besitzt. Ehre denen, die dieses Potential
ignorieren und ihre Religion friedlich leben und auf Provokationen
diplomatisch antworten, aber die Frage, ob diese wirklich die
Mehrheit bilden, scheint noch nicht endgültig beantwortet. Und
lautes Gebrüll: „Ich werde dir mit Blut und Schmerzen beibringen,
wie friedliebend ich bin!“, klingt eben nicht sehr überzeugend und
könnte als Schuss ins eigene Knie interpretiert werden.