Ach je, kaum ist man in einer
arbeitsbedingten Blogpause, schon geht es rund. Hui hui,
Staatsaffäre, Neuwahlen, Filzmaier auf allen Kanälen…
Ich habe keine Zeit für eine
ausführlichere Analyse, deshalb die Kurzform:
Ich halte die ÖVP / EVP für
den Drahtzieher.
Folge dem Nutzen…
Die Fragen sind ja, wer hat die
Falle über Monate geschickt aufgebaut und endlich zuschnappen lassen
und warum wurde die nicht im NR-Wahlkampf genutzt sondern erst jetzt
kurz vor der EU-Wahl, um die Koalition zu sprengen?
Es riecht nach einem
Erpressungsvideo, das bereits angefertigt wurde, als abzusehen war,
dass Blau in die Regierung einzieht. Wer hat ein Interesse an einem
erpressbaren Koalitionspartner?
Ich möchte mal einige meiner
immer wieder offen kommunizierten Gedanken der letzten Jahre
wiederholen:
1. FPÖ-Wähler wählen die FPÖ
nicht wegen, sondern trotz Strache. Der Mann ist, ausgerechnet neben
Gudenus, eine wandelnde Peinlichkeit und nicht unbedingt die hellste
Kerze auf Gottes großem Kandelaber.
2. Kurz ist hoch intrigant.
Deshalb konnte der niemals mit Kern; zwei narzisstische
Alphamännchen, das ist unmöglich. Für Macht tun beide alles. Einen
Koalitionspartner zu erpressen, ihn zu schwächen oder gar die
Koalition zu sprengen, nur um an noch mehr Macht zu kommen, traue ich
ihm ohne Weiteres sofort zu. Was nicht mein Lob für seine Verdienste
schmälert, aber ich schätze ihn in seinem Streben nach Macht als
etwas ein, was ich hier aus juristischen Gründen lieber nicht
erwähne.
3. Kurz ist eine machtgeile
EU-Sockenpuppe. Sein angeblicher „Alleingang“ bei der Balkanroute
entpuppte sich bereits als mit Brüssel akkordierte Aktion und seine
Wortmeldungen dortselbst stehen oft in krassem Widerspruch zu dem,
was er hier ablässt. Er steht für die Verteilung von „Flüchtlingen“
in der EU und die Bestrafung derer, die nicht mitmachen wollen,
wettert gegen Orban und steht Seit‘ an Seit‘ mit Macron.
Er hat beste Connections zu
Leuten wie Benko und ist auch gut vernetzt in jenem Gespinst, in
dessen Mitte immer wieder ein „Philantrop“ sitzt, den zu
kritisieren einen bereits zu einem glühenden ultrarechtsradikalen
Antisemiten stempelt.
Wenn ich das jetzt mal
zusammenmixe, dann kommt Folgendes heraus:
Wegen Punkt 1 wundert es mich
nicht, dass die Honigfalle ausgerechnet für diese Beiden ausgelegt
wurde, denn da konnte man sicher sein, dass die so doof sind, da
besoffen reinzutorkeln. Strache hat aus dem sattsam bekannten
ORF-Neonazi-Fake rein gar nichts gelernt. Der lässt sich da aufs
Glatteis führen und spielt nach ausreichend Alk vor einer jungen
Russin den tollen Hecht. Da schaltet ganz offensichtlich das Hirn aus
und wird direkt in die Hose geleitet, wo die Ersatzgehirne bei jedem
Schluck Alkohol weiter anschwellen. Eine bessere Zielscheibe konnten
die Akteure gar nicht finden, und leider muss ich feststellen, Recht
behalten zu haben mit meiner schon vor der BP-Wahl gestellten
Einschätzung, entweder baut sich die FPÖ intern um und lässt
besonnenere Leute wie Hofer und Kickl nach vorne oder sie stolpern
irgendwann über eine weitere Peinlichkeit von Leuten wie Strache.
Dass dieser, wie durch die
Identitären-Foto-Geschichte oder auch gerade vor zwei Tagen (welch
Zufall…) sogar durch Küssel-Aussagen in einer im „Standard“
zitierten Neonazi-Postille, bereits sturmreif geschossen wurde, ist
da nur noch ein weiteres passendes Puzzleteil.
Wegen Punkt 2 würde ich Kurz
und der hinter ihm stehenden alten schwarzen Bonzenriege ohne mit der
Wimper zu zucken sofort unterstellen, hinter der Erstellung dieses
Videos zu stehen. Das würde auch das sofortige Zurückrudern bei der
ÖVP unangenehmen Themen wie der direkten Demokratie kurz nach dem
Unterzeichnen des Koalitionsvertrages erklären. Man fragte sich, wie
haben die Schwarzen die Blauen so schnell einkochen können? Nur
wegen dem Rauchergesetz-Geschenk? Ach was, das war eh in beider
Interesse; die Gastronomie ist traditionell eher schwarz. Vielleicht
hat man aber auch nur Strache kurz mit einem Videoschnipsel klar
gemacht, dass da jemand einen mächtigen Trumpf in der Hand hat.
Unwahrscheinlich?
Finde ich nicht.
Ausgerechnet den Roten bringt
die Causa nämlich nicht wirklich was. Weder das zu erwartende
Erstarken von Kurz und der ÖVP, noch das Wegfallen des einzigen
Feindbildes, dessen Bekämpfung der alleinige Inhalt der gesamten
roten Wahlstrategie war, nutzen den Roten jetzt irgendwas. Ganz im
Gegenteil, es fällt sofort das Wort „Silberstein“ (was nicht
heißt, dass der nicht wirklich mit dahintersteckt; dass die Roten so
blöd sind, aus reinem Hass einen vermeintlichen Joker zu spielen,
traue ich dem derzeitigen linksextremen Führungspersonal auch locker
zu – so lange Propaganda trommeln und „Neuwahlen“ blöken, bis
es klappt, auch wenn man selbst keine guten Karten dabei hat) und
alle vermuten die Roten hinter der Intrige. Nur einer kann den
Saubermann spielen, sich zurücklehnen und den kompletten Nutzen
einfahren: Kurz. Nach seiner „Kritik“ an der EU-Überregulierung
laufen FPÖ-Wähler wohl kaum zu Rendi über.
Cui bono?
Folge dem Nutzen und frage dich,
ob der Nutznießer wirklich unbeteiligt ist.
An Punkt 3 ist mir aufgefallen,
dass er gut zu dem TV-Schlagabtauch zur EU-Wahl passt. Kurz schickt
zwei Leute ins Rennen, neben der farblosen Karteileiche Karas, die
mitgezogen werden muss weil eben die alte schwarze Bonzenschaft
hinter Kurz steht, die vorgespielte junge Hardlinerin Edtstadler, die
junge und FPÖ-affine Wähler noch mit Härte vorgaukelnden Parolen
einfangen soll. Vilimsky hat nicht nur überraschend im Puls4-Duell,
sondern für Kurz sogar geradezu katastrophal im ORF-Duell beim
befragten Publikum (nicht den bestellten Klatschhasen im Studio) die
besten Werte eingefahren. Und nagelte sogar Edtstadler noch fest. Da
müssen bei den Schwarzen alle Alarmglocken geschrillt haben: dieser
Koalitionspartner wird zu mächtig, kann vielleicht aus einer
gestärkten Position heraus Forderungen stellen. Man will aber einen
schwachen Steigbügelhalter, den man leicht am Nasenring durch die
Manege ziehen kann.
Jetzt haben nach der Neuwahl die
Türkisen die freie Auswahl zwischen einer inhaltsleeren und
zerstrittenen SPÖ und einem gesprengten blauen Haufen, der froh ist,
wenn er noch am Katzentisch sitzen darf. Herrlich, oder?
Und dazu noch dieses: Strache
werden hauptsächlich zwei Dinge vorgeworfen (neben der Andeutung
illegaler Parteienfinanzierung, was in dieser Form garantiert alle
anderen Parteien auch machen, aber keiner ist so doof, damit
herumzuprahlen), nämlich erstens seine feuchten Phantasien, die
„Krone“ von einer ausländischen Gruppe übernehmen zu lassen und
dann dort seine Freunde reinzusetzen und zweitens, unbekannte
Verfehlungen gegnerischer Politiker über ausländische Medien so zu
lancieren, dass man die Schuld daran einem anderen zuschiebt und sie
selbst sich zurücklehnen können.
Und was passiert jetzt gerade,
zwei Jahre später?
In der „Krone“, übrigens
bereits fest in der Hand der ausländischen „Funke“-Gruppe, wurde
der alte politische Querulant Dichand kaltgestellt und die Übergabe
der Mehrheit an einen gewissen Herrn Benko vorbereitet, der nun kein
unbeschriebenes Blatt ist, vor Allem wenn Namen wie Silberstein,
Soros und auch Kurz fallen. Die Berichterstattung der „Krone“ hat
in den letzten Monaten von FPÖ-freundlich auf sehr kritisch, dafür
aber Kurz in höchsten Tönen lobend gedreht. Wenn deren
Redaktionsstube jetzt einen auf empört macht, wirkt das etwas
heuchlerisch.
Und es werden jetzt Verfehlungen
von Strache über ausländische Medien so lanciert, dass jeder die
Schuld den Linken zuschiebt, während sich eine ÖVP zurücklehnen
und Erfolge genießen kann.
Was für Zufälle es doch gibt,
oder?
Dass sich ein Herr Haselsteiner
dann aufplustert, ist nur ein Treppenwitz am Rande, denn wer selbst
über großzügige Spenden Wohlwollen in Parlament und Regierung
erzeugt, aber von Staatsaufträgen lebt, sollte bei dem Wort
„Korruption“ lieber ganz still sein, sich ducken und abwarten,
bis der gefährliche Klang dieses bösen Wortes verhallt ist. Wenn
Hasi jetzt volle Aufklärung bei abgelehnten Ausschreibungen
einfordert, könnte das zum Bumerang werden, wenn man mal die
angenommenen Angebote genauer beleuchtet. Glashaus und Steine
vertragen sich nicht, da könnte sich einer gewaltig ins Knie
schießen, wenn er so weitertobt.
Aber wie gesagt, das ist nur die
Kurzform.
Da gibt es noch viel mehr. Und
Fragen für die Zukunft.
Die Steuerreform dürfte
erledigt sein. Den Familienbonus werden wir vielleicht behalten,
sollte Schwarz-Rot kommen aber sicher durch Geschenke an die
Goldstückchen und „soziale Obergrenzen gegen Reiche“ versüßt
werden. Direkte Demokratie können wir sowieso vergessen, das Thema
ist damit final vom Tisch. Die Grenzen werden wieder sperrangelweit
offen stehen und ich traue Kurz auch die Unterzeichnung des
Migrationspaktes zu.
Der Traum von der politischen
Veränderung war kurz. So doppeldeutig das klingen mag.
Es ist vorbei.
Das war‘s.
Danke, Strache.