Der Almsascha hat mal wieder
seine
Weisheiten aus dem nikotingebräunten Gehege seiner Dritten
plautzen lassen, und es war erhellend wie immer, auf welcher
niedrigen Wellenlänge da die Funkstation sendet.
„Der
Bundespräsident stellte den Begriff der Freiheit als einen, „der
Europa geprägt hat wie kein anderer“, in den Mittelpunkt seiner
Überlegungen.“
Ein marxistischer Grüner, der sich Gedanken über Freiheit macht,
das hat was. Aber was soll‘s, Amtskollege Erdogan philosophiert ja
auch gerne über Demokratie, so hat jeder sein Hobby. Man muss den
Begriff ja nicht zwangsweise so verwenden, wie er mal gemeint war.
„Diese Freiheit bedeute auch „die Freiheit zu wissen, auf
welcher Grundlage unsere Meinung und letztlich unser Bewusstsein
gebildet wird“.“
Aber das wissen wir doch! Bei jeder Zeitung ist die Blattlinie
bekannt. Falter = linksextrem. Standard = links. Kurier =
bürgerlich-links. Presse = liberal, Krone = da wo die meisten Leser
sind. Und alle schreiben von der APA ab, die unter der Fuchtel des
ORF steht, und ORF ist links/grün durchgefärbt. Man zitiert als
verlässliche Quelle die „Syrische Beobachtungsstelle“, über die
man nur googeln muss und weiß, dass es eine politisch motivierte,
Assad-feindliche Propaganda erzeugende Fake-Schleuder ist.
Saschalein, wenn man wissen will, wer die Quellen sind, erfährt man
es auch, und zwar ruckzuck und umfassend, aber leider meist nicht bei
denen, die diese Quellen verwenden.
Auf den Blödsinn, die Meinung würde das Bewusstsein formen, gehe
ich jetzt mal nicht ein, das ist die Ideologie von Menschen, die
glauben, das Tragen einer Brille mache intellektuell oder der
Verzicht auf Rasur und Zahnpflege wirke bei alten Männern charmant.
„Soziale
Medien gefährden diese Freiheit“
Ah, ja. Daher weht der Wind.
Abgesehen davon, dass es keine sozialen Medien gibt. Es gibt soziale
Netzwerke; die sind zwar keine, heißen aber so, um die Leute darüber
zu täuschen, dass es sich um Datenkraken handelt, deren einziger
Daseinszweck das Anhäufen von Daten ist, mit deren Auswertung sich
die Konzerne dumm und blöd verdienen. Inwiefern gefährden Facebook,
Twitter und wie diese ganzen Webkloaken so heißen, jetzt die
Freiheit?
„Diese
Freiheit sieht Van der Bellen bedroht, etwa durch „die sogenannten
Algorithmen, die etwa bei Facebook bestimmen, welche Nachrichten wir
wann zu sehen bekommen“.“
Ah, ja, die „sogenannten“ Algorithmen, das sind so geheimnisvolle
Geheimwaffen der „sozialen Medien“, die durch das Internetz
wabern und manipulieren...
Nein, ich will nicht zu sarkastisch werden. Wenn ich bei Van der
Bellen annehmen würde, dass der überhaupt begreift, wovon er
spricht, müsste ich ja anfangen, ihn ernst zu nehmen, und die
Grundlage dafür hat er sich bei mir schon lange selbst weggelabert.
Nein, der quatscht einfach nur. Da sind also sogenannte Algorithmen,
die bestimmen, welche Nachrichten wir wann zu sehen bekommen.
Das „Wann“ ist nonsens, das „Welche“ passt bedingt. Die
Auswertungsprogramme erstellen nämlich ein Persönlichkeitsprofil
des Nutzers und vergleichen das mit Millionen anderer Profile und
leiten daraus eine Wahrscheinlichkeit ab, welche Themen man besonders
interessant finden könnte. Zu mehr sind Algorithmen nicht in der
Lage; es sind Statistikprogramme. Menschen, die das und das gelesen
haben, interessierten sich auch für… Sowas in der Richtung eben.
Es wird also nicht bestimmt, welche wir zu sehen bekommen,
denn zu sehen bekommen wir alle, sondern es wird bestimmt, welche uns
besonders empfohlen
werden, und wir können dieser Empfehlung folgen oder eben nicht, und
uns andere Meldungen suchen.
„Vieles
deute darauf hin, „dass diese Unternehmen durch ihre
intransparenten Algorithmen alles fördern, was Kontroverse, was
Aufregung, was Polarisierung erzeugt. Das Ausgleichende,
Differenzierte, Sachliche wird ausgeblendet“, weil die Konzerne
dadurch mehr Aufmerksamkeit erreichen und letztlich mehr Geld
verdienen wollten.“
Was ist das „Vieles“, das darauf hindeutet? Hat der Sascha da
irgendwelche stichhaltige Gerüchte, oder was?
Nochmal, diese Algorithmen erstellen eine statistische
Wahrscheinlichkeit und fertig. Sie treffen keine Entscheidung über
die inhaltliche Wirkung eines Artikels sondern über die thematischen
Überschneidungen. Die inhaltliche Wirkung hängt nämlich viel mehr
davon ab, wie ein Artikel formuliert wird, und das erledigen keine
„intransparenten Algorithmen“ sondern meist ideologisch
eingebunkerte Schreiberlinge.
Nehmen wir doch zum Vergleich einmal die „nicht-sozialen“ Medien
her, ich weiß ja nicht, welche Bezeichnung unser First Smoker da
präferiert. Dort sind es keine „Algorithmen“, die Themen
empfehlen, sondern Menschen aus Fleisch, Blut und indoktriniertem
Hirn, die nicht nur eine Vor- sondern generell eine Auswahl treffen,
was genau sie dem Medienkonsumenten jetzt auftischen werden. Die
suchen aus, berichten, und der Rest wird verschwiegen, taucht erst
gar nicht als Information auf. Was nicht in der Zeitung steht, das
ist auch nicht passiert.
Und ich weiß nicht, ob es dem Sascha schon mal jemand gesagt hat,
sonst müsste ich glatt der erste sein, von dem er es erfährt, und
das würde ich doch für eine Bildungslücke geradezu präsidialer
Größe und Weite halten: Medienunternehmen fördern grundsätzlich
das Kontroverse, das Aufregung und Polarisierung erzeugt und blenden
das Ausgleichende, Differenzierende und Sachliche weitgehend aus,
weil, und jetzt kommt der Hammer, die geradezu biblische Erkenntnis
für einen Marxisten und Realitätskreativisten, Zettel raus Sascha
und schreib dir das mit: weil diese Medien dadurch mehr
Aufmerksamkeit erreichen und letztlich mehr Geld verdienen wollen!
Ha!
Die
wollen Geld verdienen!
Und wenn das über Doppelseiteninserate der ÖBB oder der ASFinAG
quersubventioniert wird, um nicht gleich aus der SPÖ-Kasse zu
fließen, ist denen das auch egal. Aber Kohle gibt es nur, wenn man
Menge erreicht. Also wird Propaganda im Sinne der Hauptinserenten und
Empörungsmaterie im Sinne der Hauptklientel abgesondert.
Schlagzeilen sollen Clickbaits sein. Inhalte müssen die Klientel
bedienen. Wie im „Standard“, wenn dort ein „neutraler Experte“
die letzten Beschlüsse der bösen neoliberal-faschistischen
Regierung in Grund und Boden stampft, der sich nach kurzer Recherche
als strammer Genosse und Mitarbeiter der SPÖ entpuppt. Gerade, dass
ihm der Kern noch keine Pizza geliefert hat.
So, lieber Alex, sieht die Freiheit aus zu wissen, auf welcher
Grundlage unsere Meinung und letztlich unser Bewusstsein gebildet
wird.
Um was sind da kalte Algorithmen datensammelnder virtueller
Litfaßsäulen, die thematische Empfehlungen ausspeiben, gefährlicher
für die Freiheit der Information als ideologisch durchwucherte, von
Parteien und finanzstarken Interessenten gelenkte Massenmedien? Um
was ist eine von Journalisten mit politischer Agenda gelenkte
Informationsversorgung besser als eine von Maschinen getroffene
Vorauswahl? Die zweite kann ich umgehen, weil sie nur vorfiltert, die
erstere nicht, denn sie filtert nicht vor, sondern aus.
Aber damit haben Grüne und Marxisten ja noch nie ein Problem gehabt,
dass Menschen die Macht über Information haben – zumindest solange
sie selbst und ihre verlängerten Parteibüros diese Menschen sind.
„Die
von ihm geforderte „Wiedererlangung der Freiheit, uns unsere
Meinung auf Basis von Fakten und nicht Fake News zu bilden“, so Van
der Bellen, werde aber nicht von Einzelstaaten erreicht werden,
sondern nur „durch eine Europäische Union und der Kraft und dem
Willen der Vielen“.“
Hä?
Merkt das jeder?
Bitte nochmal durchlesen, langsam und mit Bedacht, und dann einfach
mal zu Ende denken, was der Typ da absondert.
Erstens: eine Freiheit, die man wiedererlangen muss, ist jetzt nicht
vorhanden, sonst müsste man sie ja nicht – okay, alles klar. Wir
haben im Moment also keine Freiheit, uns unsere
Meinung auf Basis von Fakten und nicht Fake News zu bilden. Wir
sind gezwungen, Fake News zu konsumieren. Aber nicht etwa, weil
Propagandaschleudern uns mit vorgekauter Meinung bombardieren,
sondern weil in sozialen Medien, in denen höchstens
Algorithmen Themen zuordnen, grundsätzlich nur Fake News im Sinne
übler geldgeiler Konzerne verbreitet werden.
Dass die Artikel in den sogenannten „sozialen Netzwerken“ aber
gar nicht von diesen Konzernen sondern auch wieder von Medienhäusern,
aber auch von privaten Leuten, Augenzeugen, Hobby-Journalisten
kommen, interessiert unseren Präsidenten der Herzen nicht mehr.
Begreift er es nicht? Dann wäre er wirklich zu unterbelichtet für
sein Amt. Und wenn er es doch begreift, aber nicht anspricht, dann
kann es nur daran liegen, dass ihm diese Quellen ein Dorn im Auge
sind: Privatpersonen. Es geht gegen Poster, gegen Blogger, gegen
Hobby-Journalisten, auf eigene Faust recherchierende Neugierige.
Jeder soll nur noch den vorgekauten Agenturfraß aus den
Meinungsschmieden vorgesetzt bekommen und widerspruchslos als die
Eine Wahrheit schlucken. Unter dem Vorwand der Freiheit will er
offenbar genau jene verfassungsmäßig zugesicherte Freiheit, sich
nämlich aus allen Quellen zu unterrichten um sich eine Meinung zu
bilden, untergraben und einschränken. Wenn das der Fall ist, wäre
er nicht nur ungeeignet für sein Amt sondern würde dort sogar
verfassungsfeindliche Ideen ausbrüten. Ich gehe mal davon aus, dass
das nicht der Fall ist, also bleibt doch nur der Schluss, es einfach
nicht mit der hellsten Kerze in Gottes Kandelaber zu tun zu haben.
Zweitens: Das Verhindern der Verbreitung nicht durch Massenmedien
vorgefilterter Informationen soll nicht nur in Einzelstaaten
durchgesetzt werden sondern gesamteuropäisch, also per EU-Knüppel.
Kein Deutscher soll an der Maas-Stasi vorbei aus Holland oder
Österreich bloggen können, kein Österreicher sich erdreisten,
ungefilterte Fakten von Ungarn aus zu verbreiten. Niemand darf mehr
etwas äußern, denn das sind alles und ausnahmslos, siehe oben, Fake
News.
Fake News, dieser Begriff wird aufgeblasen zu einem Popanz, wie eine
Monstranz vor dem Zug der Lemminge hergetragen, der sich aufmacht zur
Beerdigung der Informationsfreiheit, die, Treppenwitz der Geschichte,
im Namen der Freiheit auf Information geschächtet und verscharrt
werden soll. Europaweit.
Toll, was wir für einen Präsidenten der Herzen haben. Macht sich
stark für die Freiheit der Frauen, auf seine Empfehlung hin alle
Kopftücher tragen zu müssen und stark für die Freiheit auf
Information, die nur noch aus zertifizierten Redaktionsstuben
ausgegeben werden darf. Irgendwie hat der Sascha was vom Faymann; von
dem hat man auch immer wieder lange Zeit nichts gehört, und wenn er
dann mal etwas gesagt hat, hat man sich jedesmal hinterher gedacht:
Ach hättest du doch einfach die Klappe gehalten!