Keine Frage, die Waffen sitzen locker bei den Polizisten in den USA.
Allerdings sollte man, bevor man in empörungsbesoffene Kreischorgien
verfällt, sich auch mal überlegen, dass jedes Jahr hunderte
Polizisten in den USA durch Angriffe schwer verletzt werden und im
Schnitt etwa 40 Beamte im Dienst ihr Leben lassen. Man sollte sich
fragen, ob es zur Stellenbeschreibung eines Beamten gehört, im
Zweifelsfall abzuwarten, ob man jetzt wirklich erschossen wird, oder
ob man ihnen zugesteht, in einer Bedrohungssituation proaktiv tätig
zu werden. All jene, die sich jetzt laut gackernd über jeden
einzelnen Fall eines vorschnell die Waffe ziehenden Cops erregen,
sind in ihrem ganzen Leben noch niemals in der Situation gewesen, in
den Lauf einer Waffe zu blicken oder von einem Menschen mit Messer
bedroht zu werden. Polizisten in nordamerikanischen Städten erleben
so etwas permanent. Das ist keine Entschuldigung, sondern einfach
eine Tatsache.
Übrigens gab es gerade
auch
bei uns einen Fall mit einem messerschwingenden Türken, der
allerdings nicht gleich zu randalierenden, plündernden und
brandschatzenden Mobs geführt hat. Schon gar nicht zu
Massenprotesten und wutkreischendem Empörungstheater führt es, wenn
eine Polizistin erschossen wird, wie
neulich
in München. Was hat die Frau offenbar falsch gemacht? Sie
hat den Angreifer leben gelassen. Sie hat viel zu spät geschossen
und ihm getreu Künastscher Empfehlung in den Oberschenkel
geschossen, damit er überwältigt werden kann. Hätte sie ihm die
Birne weggeblasen, würden linke und grüne Fachleute aus dem weichen
Sessel heraus über Polizeigewalt und Waffennarren schwadronieren und
lebenslange Haft fordern, aber die Beamtin würde noch leben. Genau
das ist der Unterschied.
Und genau das ist die Situation, auf die US-Polizisten immer wieder
treffen. Es hat schon genug getötete Beamte gegeben hat. Es gibt
bestimmte Situationen, in denen die Gefahr für die Beamten so groß
ist, dass sie extrem nervös reagieren.
Doch zurück zu dem aktuellen Fall aus Seattle, über den in
verschiedenen Medien wie
hier
im „Spiegel“ berichtet wird. Nur kurz zur Situation: eine
Streife wird zu einer Wohnung gerufen, weil dort angeblich Einbrecher
drin umgehen. Angekommen, begegnen sie beim Betreten der Wohnung
einer Frau mit einem Messer in der Hand, die offensichtlich die
Anordnungen der Beamten ignoriert und nach mehrmaliger Aufforderung,
zurückzugehen, scheinbar auf die Polizisten losgeht. Wie bedrohlich
genau die Situation war, wird sich auch von den bemühtesten
Sesselfurzern kaum rekonstruieren lassen, auf jeden Fall haben die
Polizisten nach dem offensichtlich falschen Reagieren der Frau
geschossen.
Was machen die Medien und der „Spiegel“ daraus?
„Polizisten erschossen bewaffnete Frau“?
„Tödlicher Irrtum: Polizisten erschossen vermeintliche
Einbrecherin“?
Nein, denn das wären ja einfach nur Darstellungen der Situation, und
wen interessiert die schon? Wir brauchen Empörung, wir brauchen
Propaganda, wir brauchen Stimmung. Und deshalb wird landauf, landab
getrommelt:
„Polizisten
erschießen schwangere Afroamerikanerin“
Ach. War da nicht mal was, dass die Zugehörigkeit zu einer
Minderheit oder Ethnie nicht erwähnt werden soll, wenn es nichts zur
Sache tut? Und es tut nicht, denn die Polizisten haben die Frau weder
erschossen, weil sie schwanger war, noch, weil sie eine Schwarze war.
Sie haben sie erschossen, weil sie mit einem Messer auf sie zukam.
Aber das Messer wird in der Schlagzeile nicht erwähnt, obwohl es
doch eigentlich für das Verständnis der Situation weit wichtiger
ist als die Hautfarbe des Opfers. Diese spielt eigentlich sogar gar
keine Rolle bei dem Ganzen, außer, man möchte keinen tragischen
Polizeieinsatz beschreiben sondern ein propagandistisches
Schreckensbild rassistisch motiviert mordender uniformierter Horden
zu malen, die einfach Leute abknallen, weil sie die falsche Hautfarbe
haben.
Bei Tätern darf Hautfarbe, Herkunft oder Ähnliches auf keinen Fall
genannt werden, um gegnerische Propaganda zu vermeiden, aber wenn man
es für die eigene Propaganda instrumentalisieren kann, dann wird
plötzlich bei Opfern explizit darauf hingewiesen, ja das Opfer sogar
auf die Zugehörigkeit zu einer Opferminderheit reduziert. Man will
ja Stimmung schüren, und das funktioniert ja auch, wie man an den
tobenden Mobs sehen kann, die unweigerlich solchen Vorfällen folgen.
Und weil es nicht um Tatsachen geht sondern um Stimmungsmache (warum
sonst sollte auch ein Polizeieinsatz in den USA durch den
deutschsprachigen Blätterwald rascheln) geht es auch im gleichen
Tonfall weiter:
„In
Seattle haben zwei Polizisten eine schwangere 30-jährige erschossen.
Die Frau war im dritten Monat schwanger.“
Nach der Schlagzeile noch einmal der gleich doppelte Hinweis, dass
die Frau schwanger war. Übrigens im dritten Monat. Erstens hätten
die Beamten das erst erkannt, wenn sie die Frau mit dem Messer, von
der sie sich bedroht gefühlt haben, auf einen Teststreifen hätten
pinkeln lassen und zwei Minuten geduldig gewartet hätten, ob er blau
wird. Und zweitens ändert das gar nichts an der Bedrohungssituation.
Soll der Polizist jetzt denken: „Och, wenn die mit diesem Dolch auf
mich los geht, knalle ich die lieber vorher ab, aber warte, die ist
ja schwanger, also ehrlich, da muss ich mal abwarten, immerhin ist es
ja nicht so schlimm von einer Schwangeren erdolcht zu werden...“?
„Während des Vorfalles befanden sich außerdem drei Kinder in
der Wohnung.“
Das finde ich interessant. Es steht nichts davon da, dass es ihre
Kinder waren. Haben die Polizisten die Kinder gesehen? Haben sie den
Verdacht gehabt, es bei der Frau mit der Einbrecherin zu tun zu
haben. Die sich bewaffnet mit einem Messer verängstigten Kindern
zuwendet? In diesem Fall würde ich jeden einzelnen Schuss absolut
verstehen.
„Angehörige
der Frau gaben an, L. habe unter psychischen Problemen gelitten.“
Und? Was sagt uns das jetzt? Hätten die Beamten, während der
angepieselte Teststreifen vom Schwangerschaftstest antrocknet, noch
die Anamnese der Frau aufnehmen und vielleicht ihren Psychologen zu
einer Stellungsnahme anrufen sollen? Oder ist das nicht vielmehr ein
Hinweis darauf, dass da jemand „Suicide by cop“ verübt hat? Das
ist in den USA durchaus eine übliche Art des Selbstmordes: Man ruft
die Cops oder benimmt sich so, dass andere die rufen, und zieht dann
eine Waffe oder fuchtelt mit einem Messer vor der Nase der Polizisten
herum. Oft sind die Waffen sogar nur Attrappen, aber die Beamten
haben keine Zeit für die Kontrolle von Echtheitszertifikaten,
ebensowenig wie für Krankengeschichten oder Gesundheitszustände.
"Warum
haben sie sie nicht mit einem Taser angegriffen?"
Aus der Verzweiflung einer Angehörigen geborene Frage einer
Ahnungslosen. Wenn Beamte in eine Wohnung eindringen, in der sich
angeblich Einbrecher befinden, dann gehen sie da mit gezückter Waffe
rein. Weil sie damit rechnen müssen, von Bewaffneten angegriffen zu
werden. Einbrecher benutzen nämlich auch keine Taser. Weil deren
Wirkung unsicher ist. Der eine bekommt einen Herzkasper, weshalb ja
unsere Grünen sogar gegen diese Bewaffnung sind, der andere
schüttelt sich kurz und drückt dann seinerseits ab. Also gehen die
mit gezückter Dienstwaffe rein Und können jetzt nicht, wenn jemand
mit dem Messer auf sie losgeht, erst die Waffe einstecken und dann
den Taser rausfummeln. Da benutzen sie genau jene Waffe, die als
erste und effektivste eingesetzt werden kann. Einfache Logik.
Nein, ich will nichts schönreden. Es bleibt zu untersuchen, welche
Bedrohungssituation die Polizisten vorgefunden haben und ob diese den
Einsatz der Waffe rechtfertigte. Aber das hat erstens ein Gericht zu
klären (und tut das ja auch) ...
„Die beiden Polizisten wurden vorübergehend suspendiert, gegen
sie wurden Ermittlungen eingeleitet.“
...und zweitens muss dabei die extreme Anspannung der permanent unter
Lebensgefahr agierenden Polizeibeamten berücksichtigt werden.
Aufgepeitschte, nach Rache brüllende Rassisten, die das Geschehen
auf einen Hautfarbenkonflikt reduzieren wollen, obwohl die Hautfarbe
genau in dieser Situation genau gar nichts mit dem Geschehen zu tun
hat, sind sicher nicht hilfreich dabei. Warum man denen („Black
lives matter“ ruft nachweislich zu Gewalt und Hass auf und hat
Anhänger, die schon Hetzjagden auf weiße Polizisten veranstaltet
haben – man sollte sich überlegen, mit wem man sich ins Bett legt)
jetzt eine Propagandabühne mit dummen Sprüchen Marke „Polizeigewalt
gegen Afroamerikaner“ in europäischen Medien bietet, vor Allem
jenen, die sich immer als die neutralen und intellektuell
anspruchsvollen Qualitätsjournalisten betrachten, bleibt eine offene
Frage.
Wäre die schwarze Frau ein weißer Mann gewesen hätten die Beamten
sehr wahrscheinlich in der gleichen Situation gleich gehandelt. Die
Situation auszublenden und das Geschehen auf die Ethnie zu reduzieren
und daraus einen Konflikt zu kochen, ist Rassismus.