... steht angeblich bereits, so berichtet wenigstens DiePresse:
Kabinett Bierlein: Wer die neuen Minister sind
Die erste Bundeskanzlerin der Zweiten Republik holt vor allem Sektionschefs in ihre Regierung. Politisch ist ihr Kabinett ausgewogen – vertreten sind Vertrauensleute von ÖVP, SPÖ und FPÖ.
Finanzminister: Eduard Müller, dzt. Präsidial-Sektionschef im Finanzministerium. Ein Beamter, der auf dem schwarzem Ticket angereist kommt.
Sozialministerium: Brigitte Zarfl, dzt. Präsidial-Sektionschefin im Sozialministerium. Daselbe also in Rot.
Familie und Frauen:
Ines Stilling, dzt. Leiterin der Sektion II (Frauenangelegenheiten
und Gleich-stellung) im Bundeskanzleramt. War im Büro von
Frauenministerin Doris Bures, bei deren Nachfolgerin
Gabriele Heinisch Hosek stieg sie bis zur Leiterin der obgen. Sektion
auf. Eine linke Rote, Verfechterin des Gender Mainstreaming und des
„Gender Budgeting“. Na toll!
Wirtschaftsministerium:
Elisabeth Udolf-Strobl, dzt. Leiterin der Sektion Tourismus im
Wirtschaftsministerium; eine langjährig enge Vertraute von Wolfgang
Schüssel. Also tiefschwarz.
Bildungsministerium:
Iris Eliisa Rauskalam, dzt. Sektionschefin im Wissenschaftsministerium;
ein Mitterlehner-Geschöpf (was bei Kurz vermutlich für Schluckauf
sorgen wird).
Infrastrukturministerium:
noch nicht fix, entweder ein zartblaues Feigenblatt namens Hartwig
Hufnagl, der von der Autobahngesellschaft Asfinag zurückkäme, oder
Andreas Reichhardt, der auch schon unter SPÖ-Ministern Sektionschef im
Verkehrsministerium war.
Verteidigungsministerium: Christian Kemperle, dzt. Leiter der Präsidialsektion im Verteidigungs-ministerium. Ein Roter.
Justizminister und Vizekanzler: Jabloner, schon bekannt gewesen, ein Roter.
Außenminister: Schallenberg, schon bekannt gewesen, ein Schwarzer.
Ei,
welch Zufall: in der Regierung sitzen fünf Weiblein und fünf Männlein,
da wird sich der Bundes-Bello gleich freuen (und die Linkspresse mit
ihm). Und ei, welch Zufall: in der Regierung sitzen eine Kanzlerin
sowie vier Minister auf einem schwarzen Ticket, und ein Vizekanzler und
drei Minister auf einem roten Ticket. Als Feigenblatt darf
möglicherweise ein Blauer den Verkehrsminister spielen, aber nicht
einmal das ist sicher, weil vielleicht die Roten ein viertes Ministerium
reklamieren werden, z'wegen der Ausgewogenheit ...
Ach,
da fehlt doch noch ein Ministerium ... ts ts ts ... das
Innenministerium nämlich. Da mutmaßt DiePresse sogar, daß der bisherige
(und durch Mißtrauenvotum gestürzte) Interimsminister Ratz im amt
bleiben könnte. Der hat eh schon soviel Routine im aufheben von
Kickl-Verordnungen, der kann das also gleich mit links weitermachen, net
wahr?!
Nun, wenn sich der Nationalrat das gefallen läßt, wär's eine demokratiepolitische Bankrotterklärung! Da wird ein Kabinett mit allen
Ministern gestürzt (denn das war ja ausdrücklich Gegenstand des
Mißtrauensantrages), und dann wird im nächsten Kabinett einer der
gestürzten Minister gleich wieder reingesetzt, ohne daß eine Wahl
stattgefunden hätte — sagt's mal, sonst geht's euch noch gut?!
Es ist entlarvend, wenn DiePresse
so eine Kabinettszusammensetzung als »ausgewogen« bezeichnet. Nein, ist
es überhaupt nicht: das ist vielmehr klipp und klar der Befund
jahrzehntlanger Packelei und Proporzwirtschaft, wo über jeden Posten
zwischen SPÖ und ÖVP gekungelt wurde, und nur für den Fall, daß
unumgänglich — weil z.B. die Kacke am Dampfen war — ein echter Fachmann
gefunden werden mußte, gnadenhalber und mit Jammermiene der
SPÖVP-Sekretariate ein »Blutgruppe Null«-Mann das Rennen machte. Denn in
Wahrheit waren alle Ausschreibungen von Leitungsposten eine
Augenauswischerei, die der Wiener Zeitung Inseratengebühren brachte,
aber sonst für die sprichwörtliche Wetti-Tant' war, weil eh längst
feststand, wer's wird.
Ein Roter. Oder ein Schwarzer.
Das
also ist der wahre Zustand unseres Landes: der SPÖVP-Proporz, der durch
die viel zu kurz amtierende — und vermutlich u.a. auch deshalb von
schwarzer Seite gesprengte! — schwarz-blaue Koalition nicht genügend
aufgebrochen werden konnte.
Denn
eines fürchten all diese Parteigünstlinge wie der sprichwörtliche
Teufel das Weihwasser: daß einmal nicht mehr Partei-Netzwerke für die
Karriere ausschlaggebend sind, sondern Fähigkeiten. Und
Unparteilichkeit.
Undenkbar! Denn da könnt doch ein jeder kommen ...