„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Samstag, 31. Dezember 2016

Der Justizminister und Qualitätsmedien

Zum Jahresende glitzert ein kleiner Lichtblick durch den "Kurier", dass es scheinbar noch Politiker mit gesunder Geisteshaltung gibt. Nicht gerade als Cheerleader unseres Justizministers Wolfgang Brandstetter bekannt, muss ich ihn an dieser Stelle lobend erwähnen.

Nachdem sein deutscher Amtskollege mit offensichtilicher Sympathie für nordkoreanische Regierungsmodelle das orwellsche "Wahrheitsministerium" installieren möchte (nach dem Aufbau eines als "antirassistische Stiftung" getarnten Blockwarte-Apparates unter erfahrener Stasi-Führung ein geradezu logischer Schritt für einen außer Rand und Band geratenen Linksextremen) bremst unser Justizminister dieses Begehren ein.
Gut!

Dass er ein wenig augenzwinkernde Werbung für "Qualitätsmedien" macht, sei ihm an dieser Stelle vergönnt, ebenso, dass der "Kurier" sich wie selbstverständlich als Qualitätsmedium versteht. Koketterie in aller Öffentlichkeit, wie süß. Dabei bekommen beide Seiten das Stottern, wenn man sie nach der Definition des Begriffes "Qualität" befragt - und damit meine ich nicht die sperrige Formulierung aus einer ISO-Norm sondern die ganz konkrete, auf Medien bezogene Definition. Copy-and-paste aus von Agenturen vorgekauten Textblöcken wird es wohl kaum sein. Da gehört schon mehr dazu, zum Beispiel Quellenrecherche.

Und da sind wir bei der später erwähnten "hoaxmap.de", die dafür herhalten muss, den obligatorischen Seitenhieb auf FPÖ und AfD zu führen.

Kleine Fragerunde zum Thema Quellen:

1. Wer betreibt diese Seite und welche politische Einstellung vertritt er? Das ist relevant, weil Propaganda immer so funktioniert, dass man nur jenen Meldungen Gewicht beimisst, die einem selbst in den Kram passen. Also das angeblich aufgedeckte Lügengebäude als Spiegelbild. Aussagekraft gleich Null, wie immer, wenn man nicht Fakten sammelt und daraus Erkenntnisse ableitet sondern vorgefertigte "Erkenntnisse" nur noch durch Fakten untermauern will. Ein Vorgehen, auf das ich in diesem Blog ganz sicher noch häufiger eingehen werde.

2. Werden dort wirklich alle "Falschmeldungen über Flüchtlinge" gesammelt oder nur jene, in denen "Flüchtlinge" negativ dargestellt werden? Das ist relevant, weil auch das Beschönigen, Beschwichtigen und Statistikfälschen, um die Migranten besser dastehen zu lassen, eine Falschmeldung ist, und da würden dann Rot und Grün plötzlich ganz stark in dieser "hoaxmap.de" vertreten sein. Bereits die generelle Bezeichnung "Flüchtling" für alle illegal Grenzüberschreitenden ist eine Lüge. Wie glaubwürdig ist aber eine Quelle, die ihre Fakten bereits einseitig vorfiltert und nur Abweichungen in eine Richtung betrachtet? Wie objektiv ist das Ergebnis?

3. Welche Quellen nutzt diese Quelle? Jeder kann mitmachen, jeder kann Fälle melden, wo Pressemitteilungen anders lauten als im Internet verbreitete Nachrichten. Nun wird im Netz seit Fratzenbuch und Zwitscherbude eine Menge Mist verbreitet, das steht wohl außer Zweifel. In den sogenannten "Qualitätsmedien" geht es aber regelmäßig auch ordentlich zu Sache, und die Regenbogenpresse ist auch nicht gerade zimperlich. So what.
Was hier passiert ist etwas ganz Anderes, eine Art Zirkelbezug, eine Selbstreferenzierung. Man geht davon aus, dass die Meldungen der Medien automatisch immer die Wahrheit sein müssen und somit jeder, der etwas anderes behauptet, automatisch lügt. Medien berufen sich somit auf ihre eigenen Meldungen um zu beweisen, dass sie allein seriös sind. Wer gegen "fake news" kämpft und "Qualität" im Namen führt, sollte nicht solche billigen Tricks anwenden.

"Lügen wie gedruckt" ist nicht umsonst ein geflügeltes Wort.


 Nachtrag: Als vor einigen Tagen in Berlin sich ein paar Jugendliche einen Spaß daraus machten, einen Obdachlosen anzuzünden, titelte die "Presse" ungeniert: "Berliner setzen Obdachlosen in Brand". Auf google findet man den Titel noch:




In der Online-Ausgabe hat es eine verschämte nachträgliche Korrektur der Überschrift in "Burschen setzen Obdachlosen in Berlin in Brand" gegeben.
Wann werden aus "Berlinern" "Burschen"? Wenn die Bürschlein aus Syrien und Libyen kommen und hier Schutz erflehen. Liebe Medien, gebt euch Mühe, wenn ihr das Wort "Qualität" im Titel führen wollt!



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