„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 26. Mai 2022

Fußnoten zum Herrentag

 

Unvaccinated lives matter.

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Als kleine Exkursion ins Ostalgische, das ich in jungen Jahren eine Weile am eigenen Leib ertragen durfte: der „Herrentag“ war in der DDR der Himmelfahrtstag. Das atheistische Regime kannte zwar den „internationalen Frauentag“ und den „Tag des Kindes“, aber Männer kamen da nur als Helden der Arbeit oder stramme Soldaten vor, und sowas wie Mutter oder Vater miefte zu sehr nach Nazi – man erkennt Parallelen zu den EX-SED-Jüngern heute, die allerdings nicht nur die SED (vulgo „Linke“) sondern auch andere Linksparteien durchseuchen. Also bastelte sich das geübt renitente Ostgevölke einen eigenen „Männertag“ am Himmelfahrtstag, um den staatlich verpönten kirchlichen Feiertag und den ebenso verpönten Vatertag illegal, aber schon aufgrund der schieren Masse der Feiernden geduldet, zu begehen, und nannte ihn „Herrentag“. Und feierte ihn zünftig: man munitionierte sich tapfer mit unterschiedlichen, meist harten Alkoholitäten auf, sowas wie „Nordhäuser Doppelkorn“, „Wilthener“ oder „Schierker Feuerstein“, schleppte auch gerne ein paar Bierkisten (Bier war im Osten ein Grundnahrungsmittel und ebenso billig wie, nun ja, billig eben) im Bollerwagen an und traf sich zu Männerwandergruppen, sogenannten „Herrentagspartien“, mit Hut und Wanderstock samt Fahrradklingel am Stock und wanderte durch die Dörfer, bis das obligate Himmelfahrtsgewitter dazwischenfuhr – meist zu einem Zeitpunkt, als der Alkoholisierungsgrad bereits eine allumfassend immunisierende Wirkung entfaltete. Feste Nahrung mitzunehmen war verpönt, der Kampfspruch der Partie, die ich begleitete, lautete: „Das bisschen, was wir essen, können wir auch trinken!“

Wann immer sich Männergruppen trafen, und sie trafen sich ständig, denn es waren genug unterwegs, wurde sich johlend begrüßt und die Begegnung mit ausgiebigem Klingeln und Zuprosten gefeiert. Wenn man keine andere Gruppe traf, soff man trotzdem. Eine Mischung aus zivilem Ungehorsam und einer der zwei ostdeutschen Volkssportarten (die sonst gerne gemeinsam betrieben wurden): Grillen und Saufen. Denn Sozialismus lässt sich nur im Suff ertragen. Und im Ungehorsam. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

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Ach ja, apropos Linke: die ultralinke Innenministerin Schlands wird ja nicht müde, zu betonen, dass die Gefahr von rechts, also aus ihrer Position von allen Nichtlinksextremen, ausgeht. Nur Ultrarechten, also nicht ganz Linksradikalen, scheint es da etwas seltsam, dass es ausgerechnet Linksradikale waren, die einen Anschlag gegen eine Berliner Staatsschutz-Polizistin verübten. Auch dann, so weiß der geübte Linksradikalenversteher, wenn Linksradikale Terroranschläge verüben, sind daran Rechte schuld. Denn nur, weil Rechte (und wer das ist, legen Linksradikale situationselastisch aktuell selbst fest) überhaupt existieren, sind Linksradikale dazu gezwungen, Terroranschläge zu verüben. Also liegt die alleinige Schuld am linksradikalen Terror in der Existenz der Rechten. Und da Linksradikale nie einen Mangel an Rechten erleben werden, denn immerhin erklären sie einfach selbst welche, ist der Kampf gegen Rechts so wichtig und darf nie enden. Alles klar?

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Wenn man jetzt mit dem Zug von München nach Budapest fährt, muss man in München eine medizinische Maske aufsetzen, kann sie an der österreichischen Grenze absetzen, muss aber an der Wiener Stadtgrenze eine FFP2-Maske aufsetzen die man endlich nach dem Verlassen Wiens wieder absetzen darf, während man die ganze Zeit am gleichen Platz sitzt. Das verhindert jede Infektion, denn es gibt kein Virus auf der Welt, das sich ob solcher Dummheit nicht totlacht.


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