„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 1. August 2017

Dr Sommer reloaded

Da das Beziehungsthema inzwischen sehr stark von Diskussionen darüber besetzt ist, ob „Ficki Ficki“ als moderner Flirtspruch durchgeht oder heutzutage „Avancen“ damit beginnen, einer Frau die man nicht kennt in der Straßenbahn unter den Rock zu fassen oder ihre Brüste zu kneten, was nach Ansicht progressiver Grünlinge offenbar zum täglichen Neu-Ausverhandeln unserer gesellschaftlichen Werte gehört, möchte ich es mal wieder etwas auflockern. Es gibt ja noch den herkömmlichen Weg des Kennen- und Liebenlernens, wo die Tränen in den Augen eines Mannes aus Kummer und dieser meist aus Missverständnissen resultieren und nicht vom während der Gruppenvergewaltigung abbekommenen Pfefferspray. Erinnern wir uns an die Zeiten von Dr. Sommer, als dieser Vierzehnjährigen noch die Vorzüge des Minirocks und das Petting mit Bauchnabel erklärte und nicht, wie heute, ihnen die Polizei Tipps gibt, dass sie sich besser züchtig kleiden sollen und, sollten sie diesen Rat nicht befolgen, beim Vergewaltigtwerden durch einen mit Machete bewaffneten Merkelschen Partygast besser stillhalten. Damals hatten die Mädchen noch abwaschbare Henna-Tattoos von Einhörnern und nicht aufgeklebte Hinweise, dass sie bitte nicht vergewaltigt werden möchten.

Der „Focus“, das intellektuell anspruchsvolle Wochenmagazin für das politisch interessierte Urologen-Wartezimmer, nimmt sich des brennenden Themas an, welche Männer-Typen eine Frau niemals heiraten dürfe.

Die Liste ist nicht lang, deckt aber so ziemlich alles ab.

1. Der Bürohengst – bezeichnet wird damit der Männertyp, der mehr Zeit auf Arbeit verbringt als bei seiner Angetrauten und sich auf seine Karriere fokussiert. Dass er mit dem Geld, um das er solcherart kämpft, vor Allem die steigenden Ansprüche seiner Familie zu erfüllen sucht, muss eine Frau jetzt nicht wirklich stören. Der ideale Mann ist den ganzen Tag daheim und trotzdem finanziell immer wohlversorgt.

2. Der Globetrotter – er will halt lieber die Welt erkunden als daheim seinem Weibchen bei der Aufzucht zu helfen. Kenne ich von unseren Außendienstlern. Die machen das auch nur, um von zuhause wegzukommen und die Freiheit zu genießen und nicht etwa, weil Geld rangeschafft werden muss und ihnen ihre Weibchen Einkaufszettel mitgeben, was er bitteschön zur Vermeidung von Migräneanfällen während der kurzen Daheimaufenthalte aus Brasilien oder Kanada mitzubringen habe.

3. Das Muttersöhnchen – obwohl sich genug Frauen gerade sowas angeln, denn kein Kerl lässt sich leichter manipulieren als der, der ohne die Rundum-Betreuung durch seinen Mama-Ersatzfeger in Dreck und Elend verhungern würde. Beim ersten Anflug von Zweifel malt ihm seine Frau die Konsequenzen aus, wobei sie erwähnt, auch schon mit seiner Mutter besprochen zu haben, dass diese den Job nicht wieder zurück haben will, und der Knabe spurt.

4. Der Macho – äh, wo ist da jetzt der Unterschied zur Nummer 3? Machos sind Muttersöhnchen mit gestörter Selbstwahrnehmung. Aber nicht erst seit Rainhard Fendrichs Erklärung begehrt bei den Damen. Denn jetzt muss ich, bevor ich zur Nummer 5 komme, noch dem „Focus“ einiges ausrichten:

Punkt a) offenbart sich hier ein widerlich homophobes sexistisches Weltbild, wenn man ausschließlich davon ausgeht, dass Frauen Männer heiraten wollen. Und das in Zeiten, wo auch in diesem Blatt der Jubel groß war ob der endlich erreichten „Ehe für alle“. Punkt b) wird hier in widerlich ewiggestrigem Rollendenken der Frau unterstellt, ausschließlich einen Sicherer ihrer wirtschaftlichen Existenz und Versorger des Nachwuchses zu suchen, wie man ihn eigentlich nur noch bei wertkonservativen Kellernazis und fundamentalreligiösen Moslems findet. Und Punkt c) wird die Gleichberechtigung mit Füßen getreten, denn es wäre zumindest ein Funken journalistischen Anstandes nötig gewesen, im Gegenzug auch Männern einen Tipp zu geben, von welchen Frauen sie lieber die Finger lassen sollten. (Dazu unten mehr.)

Doch zurück zum Deppenranking des „Focus“. Da fehlt ja noch einer.
5. Das ewige Kind – komisch, denn immer wieder wird getrötet, ein Mann solle das Leben leichter sehen, neugierig sein, unbeschwert, seine Frau zum Lachen bringen. Wenn man die ersten vier eliminiert, die Ernsthaften Leister ebenso wie die selbstüberschätzenden Weicheier, bleibt ja nicht mehr viel übrig. Und das wird hier auch noch gekickt.
Was bleibt übrig? Das Idealbild des Edlen Wilden, der sich nach seiner Globetrotterei als Macho und Mamasöhnchen entpuppt, das nicht mal das Geld des Bürohengstes nach Hause bringt sondern als ewiges Kind am wogenden Busen von Amalthea Merkel hängt?
Loriot hat es pointierter auf den Punkt gebracht: „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.“ Auch nicht, wenn die Männer einwandernde steinzeitlich-wilde Jungnomaden und die Frauen notgeile, an ihren eigenen verzogenen Pudeln verzweifelte Mittvierzigerinnen sind.

Ach ja, zur Gleichberechtigung. Was die „Focus“-Schnarchnasen und „Sex and the City“-Junkies ganz vergessen haben, nämlich den Männern Tipps zu geben, hat ein Kommentator genial ergänzt:

1. Die Fette Sie frisst nur, kann sich kaum bewegen und schwitzt und stinkt.
2. Die Faule Sie putzt nicht, sie geht nicht Einkaufen, sie arbeitet nicht und macht kein Essen
3. Die Geile Sie treibt es mit deinen Freunden, wenn du arbeiten gehst.
4. Die Geldbeutel Nach der Heirat, lässt sie sich umgehend scheiden und nimmt dir alles weg.
5. Die Feministinnen Sie treibt dich in den Wahnsinn“

Okay, ich hätte es anders formuliert, aber inhaltlich: Volltreffer!
Jetzt merkt man erst, warum bei uns die Reproduktion oft erst nach dem Vierziger stattfindet. Wie lange muss ein Mann suchen, bis er eine findet die schlank und hübsch ist, dabei fleißig und klug, treu und bescheiden? Ich meine, alles zusammen?

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