„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Samstag, 30. Dezember 2017

Rassistische Silvester

Berlin ist bunt, Berlin ist sexy, Berlin ist – rassistisch. Kann man sich unter einer ultralinks-kommunistischen Mischregierung kaum vorstellen, ist aber so. Man will wohl den diffusen Ängsten der vom rechten Rand aufgehetzten Abgehängten entgegentreten, und, um es mit dem verhinderten Gottkanzler zu sagen, „voller Mut und Zuversicht“ der Angst einen Raum geben.
In der „B.Z.“, die wir hier schon lange nicht mehr hatten, steht gestern ein toller Artikel zur Volksberuhigung.

Auf der Silvesterparty gibt es eine Schutzzone für Frauen“

Im ersten Moment war ich sprachlos. Wie kann es sein, dass der Rassismus gerade im linken und friedlich verbunteten Berlin so um sich greift? Denn denkt mal nach: seit Jahrzehnten, so behaupten die unfehlbaren Verkünder der Einzigen Wahrheit, werden durch Deutsche zehnmal mehr Sexualstraftaten gegen Frauen begangen als durch Zuwandernde und Frauen auf solchen Feierlichkeiten zu hunderten gegen ihren Willen begrapscht, unter das Höschen gegriffen, in die Bluse gefahren (und manchmal auch andersherum) und vom #metoo‘n bis zum Vergewaltigen als Lustfleisch behandelt. Aber erst als ob dieser rohen Sitten erstaunte eingewanderte Edle Wilde im löblichen Bestreben, sich unserer primitiven und frauenverachtenden Sitten anzupassen, es den Deutschen Lustbolden gleichtun wollten, wurde plötzlich die „Schutzzone für Frauen“ erfunden. Deutschen Männern war angeblich jahrelang das Ausgreifen, Anbraten und Vergewaltigen erlaubt, aber die armen armen Traumatisierten werden jetzt rassistisch und xenophob ausgeschlossen und zu Verbrechern stilisiert. Wie man‘s macht ist falsch.
Doch meine Sprachlosigkeit sollte länger dauern, denn es ging noch besser weiter:

Damit sich Vorfälle wie die in der Kölner Silvesternacht 2015/2016 nicht wiederholen, wird auf der Silvesterparty am Brandenburger Tor eine Sicherheitszone für sexuell belästigte Frauen eingerichtet.“

Ach. Es gibt gar keine Sicherheitszone für Frauen. Es gibt eine Sicherheitszone für sexuell belästigte Frauen. Eine Frau muss erst durch aktives Vorgehen eines oder mehrerer „Männer“ zum Opfer geadelt werden, um ein Recht auf Teilhabe zu besitzen. Damit eine Frau in den Genuss einer eigenen „Schutzzone“ kommt, muss sie erstmal Sexobjekt sein. Ob es schon reicht, sich so zu fühlen, sei dahingestellt. Ob Frauen, bei denen später herauskommt, sie hätten das nur erfunden, um bei ihren Freundinnen zu sein, die das auch erfunden hatten, später dafür bestraft werden, weiß ich nicht. Jedenfalls muss jede, die nicht dazugehört, erstmal voll auf die Kraft von Armlänge und „Respekt!“-Armband vertrauen.

Doch der richtige Reißer kommt noch. Da ist mir wirklich die Spucke weggeblieben. Aber diesmal nicht wegen dem offenen Rassismus und der extra dafür eingerichteten Verhetzungsecke. Ja, Verhetzung, denn es werden wieder einmal sehr wahrscheinlich hauptsächlich Übergriffe von Exoten vermeldet werden; an das Grapschen der Einheimischen haben sich die Frauen hier in den Jahrhunderten des xenophoben Patriarchats offenbar gewöhnt. Oder so. Denn daran, dass es hauptsächlich Eingefallene sind, die sich hier so aufführen, kann es nicht liegen, das wäre rechte ausländerfeindliche Hetze, und die ist immer Lüge. Immer. Selbst dann, wenn sie die Wahrheit sagt, ist sie Lüge. Weil sie rechts ist. Ist so. Punkt.
Also abgesehen von diesem rassistischen Fauxpax kommt der Überbrüller jetzt.
Festhalten.

Auf der gesamten Festmeile besteht grundsätzlich ein Verbot für große Taschen, Rucksäcke und Koffer. Denn gerade zum Jahreswechsel sind viele Taschendiebe unterwegs.“

Ist der gut? Leute von der B.Z., ihr macht wirklich jeden Kabarettisten arbeitslos. Das kann man einfach nicht mehr toppen.
Das Verbot von großen Taschen, Rucksäcken und Koffern besteht, weil die sonst von Taschendieben geklaut werden könnten! Weil Taschendiebe nicht etwa kleine Handtaschen und Geldbörsen sammeln sondern gerne mit einem Haufen Rucksäcken und einem ganzen Trolley voller Koffer unterwegs sind. Und dass die Behauptung, es würde sich um Vorsichtsmaßnahmen gegen sprenggläubige Surensöhne handeln, die das Feuerwerk bodennäher und opfereffektiver veranstalten wollen, weil ihnen jede Form der Feier der Kuffar ein Graus ist, reine rechtesexteme islamophobe Hetze ist, muss jedem klar sein. Hätte man Angst vor Sprengstoffgürteln, wären ja Gürtel verboten, oder?
Und die Sicherheitszäune ringsum stehen da nur, damit keine Wildschweine, von der Knallerei aufgeschreckt, zwischen die Leute rennen.
Das Merkel-Lego (das „Angelith“ - Danke für diesen Tipp!) wurde ausgelegt, um Riesenkindern, die bei Böllerei nicht schlafen können, etwas zum Spielen zu geben.
Würde mich nicht wundern, wenn die einzige Zufahrt auf der linken Seite liegt. Als Schutz vor Nazis. Die biegen nämlich immerr rrächts ab. Immärrr!

Und für alle, die immer noch nicht begriffen haben, wo die Gefahren liegen, gibt die Polizei, der hilfsbereite Freund und Helfer, noch ein paar Tipps:

Wenn Sie eine kleine Handtasche dabei haben sollten – schließen Sie die Tasche und tragen diese möglichst an der Körpervorderseite, im besten Fall mit der Öffnung zum Körper bzw. unter den Arm geklemmt!“

Da große Handtaschen, Rucksäcke und Koffer verboten sind, wird wohl nicht viel was anderes übrig bleiben, damit Madame ihr Handy vom Format eines Fernsehers mitnehmen kann um die voll supi Party zu filmen und den Freundinnen später Neidvideos zu schicken, weil alles so voll geil war. Ob die noch was mitbekommt, wenn sie auf der einen Seite von zwei deutschen Jungs mit exotischen Wurzeln angetanzt wird, während ihr der dritte Franz-Wilhelm neckisch das Täschlein unter der Achsel wegschneidet, sei dahingestellt.

Nehmen Sie möglichst keine Wertgegenstände und wenig Bargeld mit!“

Also richten sich diese Tipps jetzt allein an Frauen? Die kommen an solchen Abenden mit wenig Bargeld aus. Bei Männern sieht das anders aus. Genau deswegen brauchen Frauen ja auch weniger Bargeld. Die holen sich abends an der Bar nämlich den Gender Pay Gap-Verlust doppelt zurück. Früher konnte man als Mann vielleicht sogar noch mit einer kleinen Belohnung rechnen, doch heute kann es eher passieren, dass die verschmitzt zur Unterfertigung mit dem dritten Mojito rübergeschobene schriftliche Einverständniserklärung mit dem Anhang zum Ankreuzen der erlaubten Sexualpraktiken trotzdem ohne Unterschrift zurückgeschoben wird.
Oder heißt jetzt „wenig Bargeld“ soviel wie „eher Kreditkarte“? Dann kann der Taschendieb nicht nur drei Drinks für die Beute kaufen sondern gleich den kompletten Kreditrahmen ausräumen.

Achten Sie auf Ihre Wertgegenstände!“

Wie denn? Eben habe ich den Tipp bekommen, die zuhause zu lassen; wie soll ich dann auf die achten, wenn ich bei einer Silvesterparty bin? Also doch mitnehmen?

Lassen Sie Gegenstände, auch Getränke, nie unbeaufsichtigt!“

Das ist eine Zusammenballung von über Hunderttausend Menschen. Da kannste froh sein, wenn du ein Getränk bekommst. Ich habe in meiner Sturm-und-Drang Zeit Konzerte besucht, also nicht das, was die Feinsinnigen hier im Forum darunter verstehen, sondern eher die für Proleten, wo es so richtig kracht. Wo die Ohren eine ganze Woche brauchen, bis der Normalbetrieb wiederhergestellt ist. Wo sich Leute als Musiker bezeichnen, die mit Eisenstangen auf Blechplatten prügeln. Und das Ergebnis Musik nennen. Depeche Mode, Metallica, Within Temptation. Wer sich mit Einhunderttausend emotional aufgepeitschten Feiernden im Matsch vor der Bühne zusammenrottet und dort abfeiert, der hat keine Gelegenheit, ein Getränk unbeaufsichtigt zu lassen. Das ist in der Hand, bis es leer ist. Und wie Bier nach einer halben Stunde in einem dünnen Plastikbecher in einer warmen Hand schmeckt, habe ich verdrängt. Wer schneller trinkt, ist hinterher länger durstig, wer langsamer trinkt, verelendet die Brühe immer weiter. Einmal irgendwo abgestellt bedeutet verloren. Alles was man nicht bezahlen muss ist Beute und einigen graust es eh vor nix.

Meiden Sie aggressive Personen und Gruppen!“

Wo haben die den Satz her? Vom letzten G20-Gipfel?
Nochmal: Das ist eine Zusammenballung von über Hunderttausend Menschen. Niemand kann steuern, wer da um ihn herum auftaucht und wieder verschwindet. Wenn man den ganzen Abend die nähere Gegend, also die nächsten Dreihundert oder so, abscannen muss, wann da eine Veränderung eintritt oder sich eine Gruppe nähert, die einen aggressiven Eindruck macht (wie auch immer sie das tut, am Aussehen darf man es auf keinen Fall erkennen), dann kann ich besser zuhause bleiben. Da ist vorne eine Bühne wo was los ist, da sind Menschen um mich herum die ich kenne oder gerade kennenlerne, da wird geschrien, gestikuliert, getanzt. Da hat gar keiner Zeit für einen Scan. Deshalb sind ja die Taschendiebe unterwegs. Der Rolf, der Günther und der Hannes...

Weisen Sie klar und unmissverständlich darauf hin, dass Sie bestimmte Dinge, wie z. B. zu dichtes Herankommen oder Anfassen, nicht wünschen!“

Also da wäre ich vorsichtig. Wenn man als unmissverständliche Geste, dass man eine Armlänge Abstand einfordert, den rechten Arm hebt und waagerecht vor sich hält, könnte die Feier ganz schnell vorbei sein.

Machen Sie in einem solchen Fall auf sich aufmerksam, sprechen Sie andere Feiernde an und bitten um Hilfe!

Mit der Geste muss man nicht weiter auf sich aufmerksam machen. Das geht ganz von allein. Da ist auch ganz schnell die Polizei da.
Ich wünsche allen Berlinern rassistische Silvester! Lasst es ordentlich krachen und zeigt eine Armlänge Abstand. Das hilft zwar nix, aber ich habe zu Neujahr wieder jede Menge zu schreiben...

1 Kommentar:

raindancer hat gesagt…

in NÖ gibt es eine Partei die ist für einen EU Austritt und für ein komplettes Asylstop, leider gibt es die nur in dem Bundesland