„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Weihnachtsansprachen (2)

von LePenseur 


Im vorigen Artikel wurde auf eine in Rom Bezug genommen. Eine aus dem Munde unseres akuten Pontifex Maximus. Na ja ...

Und nun zur Abwechslung eine aus Berlin-Spandau, aus dem Munde des evangelischen Theologen (der radikalkritischen Schule) Dr. Hermann Detering, von dem auf diesem Blog schon »an und ab« (wie der Piefke zu sagen pflegt) etwas zu lesen war (z.B. hier, hier oder hier). LePenseur verhehlt nicht, daß ihm diese Spandauer Predigt aus dem Jahre 2006 besser gefällt als die diesjährige römische — aber das ist letztlich Ansichts-, vielleicht auch bloß Geschmackssache ...





Das Göttliche Kind


Predigt, Hl. Abend, Melanchthon-Kirche, Berlin Spandau, am 24. 12. 2006


Liebe Gemeinde,

„Es begab sich aber zu der Zeit…“
Da ist sie wieder – die gute alte Weihnachtsgeschichte. Wenn Geschichten einen Duft hätten, dann hätte diese den von Weihnachtsstube, Tannennadeln, Pfefferkuchen und Zimtsternen. Und wenn Geschichten klingen könnten, klänge diese wie Weihnachtsglocken und Engelsharfe.

Die Älteren von uns haben diese Worte oft gehört, von Kindheit an, und doch ist es damit so, wie bei vielen Dingen, die uns vertraut erscheinen. Wir meinen sie zu kennen, aber wissen wir wirklich, worum es geht?

Die Weihnachtsgeschichte spricht von einem jungen Paar, von Joseph und seiner schwangeren Frau Maria, und von einem Kind in der Krippe. Ochs und Esel müssen wir uns, laut Matthäus, auch noch hinzudenken, schließlich Hirten, die drei „Weisen aus dem Morgenland“ und sogar Engel. Das sieht auf den ersten Blick aus wie ein Idyll, ist aber keins. Darauf deutet schon das Wort „Krippe“ hin. Welche Mutter würde ihr Kind nicht lieber in eine Wiege legen, statt in eine Krippe bringen?
(Hier weiterlesen)

Gerade heute, »in die SS. Innocentium MM.« (liest sich »in dië Sanctorum Innocentium Martyrum«, nebenfüglich bemerkt), ist eine Predigt über das »Göttliche Kind« höchst passend; v.a., wenn darin Sätze vorkommen, wie:
Heute gibt es keinen Tyrannen Herodes mehr, der Kinder töten läßt. Aber Kinder, die nicht in das Kalkül der Erwachsenen hineinpassen, die gibt’s. Und was geschieht, wenn Kinder die Berufs- und Karrierepläne der Erwachsenen durchkreuzen? Warum ist die Zahl der Kindesmißhandlungen, warum die Fälle von Kindesverwahrlosung, von Abtreibungen bei uns so erschreckend hoch?
Es wäre interessant, in wie vielen Weihnachtspredigten und Predigten zum heutigen Tage, dem der unschuldigen Kinder, Übungen in Behübschungsrhetorik zum Thema Masseninvasion aus Südost abgeliefert wurden, und in wie wenigen die Tatsache thematisiert wurde, daß wir uns in Europa keine Sorgen bezüglich Überalterung und unfinanzierbare Rentensysteme machen müßten, wenn nicht die heutige Fun- & Konsum-Gesellschaft es vorzöge, ein Viertel – in manchen Ländern ein Drittel – der Kinder per »Pille danach«, Absaugung oder Auskratzung zu kübeln, statt auf die Welt kommen zu lassen.

Aber die Predigten werden natürlich von brav systemintegrierten Bischöfen gehalten – die lieber am Tempelberg ihr Brustkreuz verstecken, um bei den Sprenggläubigen »keinen Anstoß zu erregen«, als Gefahr laufen zu wollen, in den Abendnachrichten mit pikiert hochgezogenen Augenbrauen zitiert zu werden ...

Hirten, die keine angreifenden Wölfe brauchen: bei ihnen reicht andeutungsweises Heulen aus der Ferne, damit sie ihre Herden im Stich lassen ...

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