Also irgendwie macht mich das
Tempo, mit der der radikal-ultralinke klimasektierende Rand seine
Radikalisierung und steigende Militanz präsentiert, atemlos.
Da ist diese von Grönemeyer in
Goebbels-Manier und -Tonfall in seine frenetisch kreischende
Fan-Gemeinde gebrüllte Aufforderung, „wir“ - und damit meint er
offensichtlich eben sich selbst und seine Kreischhasen – müssten
jetzt der Gesellschaft „diktieren“, wie sie zu funktionieren
habe. Wie er diese Diktatur seiner linksradikalen und vor
Begeisterung brüllenden Stiefeltruppen exekutieren möchte, hat er
nicht erwähnt, aber das Aufpeitschen der Massen wird bei dem Einen
oder Anderen sicher den Schalter in die gewünschte Richtung umgelegt
haben, „aktiv“ zu werden. Dass sein herausgebrülltes „Keinen
Millimeter nach rechts!“, das ja im Antifasprech nur bedeutet,
keinen Millimeter Richtung des überall außer bei sich selbst
georteten Faschismus, angesichts eines ins faschistoide abgleitenden
Massenauflaufes politisch aufgehetzt grölender Aufgeputschter mehr
als absurd ist und der offene Applaus eines radikalen Politikers wie
Heiko Maas, der offene Sympathien für verfassungsfeindliche und zu
linksextemer Gewalt aufrufende Musikgruppen schon mehrmals
verdeutlicht und das erste stalineske Zensurgesetz im
wiedervereinigten Deutschland durchgeboxt hat, auch nicht gerade nach
Demokratie und Rechtsstaat riechen, scheint niemandem aufzufallen und
wird auch von den Medien, die sich vehement des Vorwurfes der
Systemhörigkeit entgegenstemmen, donnernd beschwiegen.
Noch gruseliger ist aber das
Bild jener Wiener „Demonstranten“, die sich zu einer Reihe
formiert haben und in exakter Kopie der aus der Verfilmung von
Orwells „1984“ bekannten Geste die überkreuzten Arme vor das
Gesicht rissen und ihre dumpfen Panik- und Endzeit-Parolen
herausbrüllten. Als ob faschistoide Kampfgruppen keine wären, wenn
sie als einziges Merkmal ihre verbindenden Symbole und Handbewegungen
verändern, der Rest ihres Denkens und Handelns aber gleich bleibt.
Sie recken nicht den rechten Arm vor sondern kreuzen die Arme mit
geballter Faust. Sie könnten auch die Faust ausstrecken, die
Blutraute machen oder eine Welle. Es spielt keine Rolle. Die
radikalisierten Randgruppen gehen auf die Straße und zelebrieren ihr
Kollektiv; ein gegenseitiges in die Masse Assimilieren und
propagandistisches Aufpeitschen, wie man es vor fast genau hundert
Jahren bei den ersten Aufmärschen der kommunistischen und
nationalsozialistischen Jugendgruppen erleben musste. Und nur weil
den Kommunisten heute keine Konkurrenz mehr den Rang ablaufen kann,
wird es um keinen Deut besser. Auch wieder besonders putzig dieses
komplette Verdrehen der Tatsachen, wenn eine sich zu einem
kollektiven Brei verschmelzende Menge glaubt, dadurch besondere Größe
und Individualität zu beweisen. Nein, es ist das genaue Gegenteil.
Und bei den Bildern der
Belagerung der Frankfurter Automesse durch einige hundert radikale
„Aktivisten“, die in den Medien zu „Zehntausenden“
hochgejazzt wurden wie zu besten „Stürmer“-Zeiten, fiel mir das
nächste Anzeichen der zunehmenden Formung militanter Kampfgruppen
auf: das gemeinsame Symbol. Passend zu den in Wien hochgeworfenen
überkreuzten Armen trugen die mit Schutzanzügen uniformierten
Belagerer von Frankfurt ein liegendes Kreuz auf ihren Transparenten
und ihrer Kleidung. Es fehlen eigentlich nur die Haken daran, aber
das sind Details, die man im Gros der Gemeinsamkeiten ignorieren
kann.
Sie formieren ihr Kollektiv. Sie
schaffen Symbole und Erkennungszeichen, toben zu propagandistischem
Einpeitscher-Gebrüll, feiern sich für Brandanschläge wie bei den
jüngst abgefackelten Autohäusern und Autos auf den Straßen – ja,
liebe immer wieder angeblich irgendwelchen Anfängen Wehrende: so
fängt es an. Und ihr wehrt nicht, sondern macht mit.
Das, was sich hier
zusammenbraut, und das mit atemberaubenden Tempo, riecht nach
Militarisierung. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch hier
wie in El Paso ein solcherart Aufgepeitschter der Meinung ist, nur
noch das Ermorden möglichst vieler Konsumenten in einem
Einkaufstempel könne Umwelt und Klima retten. Und wenn der dann
ausrastet werden die Medien wieder von einem „rechtsextremen
Terroranschlag“ faseln.
Womit sie in einem Punkt recht
haben, denn das, was landauf, landab irgendwelchen imaginären
rechtsextremen Stiefeltruppen angedichtet wird, ist die gelebte
linksradikale Praxis. Sie schließen von sich selbst auf Andere, und
zur Not erfinden sie diese Anderen einfach oder erklären
irgendwelche Gruppen zu diesen Anderen: Andersdenkende, Neoliberale,
weiße Männer, SUV-Fahrer – egal.
Als überzeugten
Individualisten, der selbst die Demokratie nur als notwendiges Übel
zur Staatslenkung betrachtet, sozusagen in ihrer Ausformung als
direkte Demokratie das kleinste notwendige Übel akzeptiert,
beobachte ich solche Kollektivbildungen und deren steigende
Radikalisierung mit Sorge. Es waren bisher immer die Kollektive, die
zusammengeschweißten Massen, die brüllend ihren Einpeitschern
zujubelnden und kreischend gegen Andere aufmarschierten, Gewalt
verherrlichten und ihr Heil im Angriff gegen das Individuum und seine
Freiheit sahen, die in Strömen von Blut endeten.
Individualismus hat noch niemals
einem Menschen geschadet. Kollektivismus hat hunderte Millionen Tote
gefordert.
Und sie marschieren wieder auf.
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