Gestern erschien auf diesem Blog ein Artikel von Kollegen Fragolin, denn ich nicht unkommentiert so stehenlassen möchte:
MimimiDa hat dieser kleine Wunderknabe also eine App gebastelt, über die man, jeglichem Datenschutz lachend ins Gesicht spuckend, Lehrer öffentlich bewerten und niederkommentieren kann, und den Lehrern ausgerichtet, sie mögen bitte nicht so dünnhäutig sein und negative Bewertungen eben wegstecken. Es würde eh nur objektiv bewertet (wer an Objektivität glaubt, glaubt auch an Regenbogen-Einhorn-Kittys…) und überhaupt sei eben jeder selbst schuld, wenn er keine Bestbewertung bekommt.
Gleich nach dem ersten Wochenende wurde die App wieder vom Netz genommen. Im App-Store wurde sie nämlich massiv negativ bewertet und kritisiert, dass es sich um eine Mobbing-App und Datenkrake handle und um offenen Verstoß gegen jeglichen Datenschutz und jegliche Persönlichkeitsrechte. Während Noten nicht mehr in der Klasse vorgelesen werden dürfen, würden Lehrer öffentlich an den Pranger gestellt. Und das ließ den Programmbastler weinend zusammenbrechen, weil er ja jetzt von „Hass“ verfolgt wird.
Nun
kann ich ja die Süffisanz, mit der Kollege Fragolin das »Mimimi« des
Programmbastler-Jüngels behandelt, durchaus verstehen und teile sie
vollinhaltlich. Wer austeilen will, muß auch einstecken können, sage ich
immer. Nur: warum diese App einen »offenen Verstoß gegen jeglichen Datenschutz
und jegliche Persönlichkeitsrechte« darstellen soll, erschließt sich mir nicht ganz!
Sind
Lehrer sakrosankte Lebewesen? Exakt, das, was mit Lehrern diese App
bewerkstelligen sollte, das wird seit jeher mit einigen anderen
Berufsgruppen gemacht. Theater-, Musik- und Filmkritik sind ja nicht
erst mit den Smartphone-Apps erfunden worden, sondern existieren seit
Jahrhunderten (okay, die Filmkritik erst seit ca. hundert Jahren). Und
bspw. ein Anton Bruckner wußte ein Lied davon zu seufzen, was ihm die
gehässige Kritik Hanslicks alles an Aufführungsmöglichkeiten und
positiver Publikumsresonanz verhagelt hat.
Seit
Jahrzehnten treiben »Gastrokritiker« ihr Unwesen — Zeitschriften wie
Gault Millau, Falstaff & Co. loben und verreißen Restaurants seit
Jahren — und über den noblen Zirkel der Haubenlokale hinaus: seit Jahren
boomt auf Trip Advisor & Co. die Hotel- und Gasthausbewertung durch
Besucher: hat hier je einer »Datenschutz« und »Persönlichkeitsrechte«
moniert, wenn der Koch XY mit seiner neuesten Kreation zur Sau gemacht
wurde?
Warum
also nicht Lehrer bewerten, wenn dasselbe Schicksal auch Ärzte,
Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater, IT-Berater, Baumeister,
Installateure (und überhaupt alle Wirtschaftstreibenden) trifft? Oder
ist der erboste Patient, dem der Doktor nicht einfühlsam genug auf seine
Wehwehchen eingehen wollte, für den Arzt nicht ebenso ein Problem, wie
für einen Lehrer ein aufsässiger Schüler, der ihn wegen eines
»Nichtgenügend« in Mathe angiftet?
Sicher:
ich weiß schon, daß anonyme Kritik dazu verleitet, die Sau rauszulassen
und hinterhältig Rache zu nehmen (genau das werfen diesem
LePenseur-Blog ja gerne Poster vor, bei denen es mich immer amüsiert,
daß sie diese Kritik natürlich als »Anonym« oder hinter einem Nickname
versteckt vortragen ...) — und das unterscheidet die »Lehrer-App« (aber
auch die Bewertungen auf »Google«, »Herold« oder »TripAdvisor«
wohlgemerkt, denn auch die sind meist anonym!) von den Artikeln im
Falstaff-Magazin oder der Theaterkritik in der Tageszeitung. Denn da
steht ein Name drunter, und da kann man sich (meist aber nur
theoretisch!) beschweren, wenn Unwahres behauptet wird.
Ja,
keine Frage: solche Bewertungsplattformen sind nicht unproblematisch!
Denn wenn nicht die Kompetenz, sondern die beleidigte Leberwurst das
Sagen hat, und man einfach nicht feststellen kann, ob hier ein Kenner
berechtigt kritisiert, oder vielleicht ein neidischer Konkurrent giftig
anschwärzt — es ist problematisch. Aber es ist wohl kaum problematischer
bei einer Lehrer-App als bei einer App für Restaurant-Bewertungen.
Wobei die Konsequenzen bei der letzteren im Mißbrauchsfall noch weit
dramatischer ausfallen dürften, als in der »geschützten Werkstatt« einer
Schule.
Eine
geschickt eingefädelte Kampagne gegen ein Restaurant kann dieses
schnell in Konkurs treiben. Die Wahrscheinlichkeit, daß negative
Bewertungen auf einer Schüler-Plattform einen Lehrer den Job kosten,
halte ich dagegn für wohl weit geringer: zu gut organisiert ist dafür
die Lehrergewerkschaft, als daß die sowas durchgehen ließen! Was für den
»unorganisierten« Lehrer, der vielleicht noch Nonkonformist ist,
vermutlich nicht gelten wird.
3 Kommentare:
habe genau sowas geantwortet, aber bei euch dauerts so lang bis was erscheint.
Ihre solltet eure Blogs zusammenlegen und eine Kommentarfunktion so ähnlich wie bei EPOCH TIMES nehmen ohne Zensur.
Sonst lebt es nicht.
und ja ja keine Zeit,woll ma nit, usw
ich sag ja nur....
Werte raindancer,
seien Sie mir nicht böse, aber ein genervtes "ja,ja" halte ich für etwas dreist gegenüber jemandem, der nicht nur seine (manchmal, so wie jetzt, auch etwas dünne) Freizeit dafür aufbringt, ein Blog zu betreiben sondern auch juristisch die volle Verantwortung für jedes hier veröffentlichte Wort tragen muss. Ich habe genug Kommentare hier schon löschen müssen, deren Veröffentlichung (vermutlich sogar von dieser Seite betrieben, um einen netten Screenshot zu bekommen) mich Kopf, Kragen und Existenz kosten könnte. Also bitte, bei aller Wertschätzung, etwas Mäßigung, Gnädigste!
MfG Fragolin
sie reagieren immer sehr aggressiv
es war ein Vorschlag ..das jaja war so gemeint, dass ich die Gegenargumente kenne
es ist auch nicht mein Blog..war nur ein Vorschlag
whatsoever
mir isses im Grund egal
:)
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