„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Märchenstunde

Manche behaupten ja gerne, dass Statistik lügt. Man solle keiner glauben, die man nicht selbst gefälscht hat. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Statistik lügt nämlich niemals. Es lügen immer nur jene, die die Zahlen der Statistik verfälschen.
Und da ist der linksextreme „Standard“, die österreichische Version der Prawda, immer gerne ganz vorne dabei. Und so wird mit Begeisterung und süßem Schauder gemeldet, dass die dummen und von der FPÖ rassistisch durchverängstigten Stammtisch-Ösis auf ganz böse ultrarechte Fake-News hereingefallen sind und zieht süffisant dafür die Auswertung einer Studie heran.
Ich liefere das Ding gleich mal als Screenshot, falls da im Nachhinein wieder ausgebessert wird:


Die Frage: „Wie viele Flüchtlinge von 2015 haben inzwischen einen Job?
Dazu mal ein paar kleine Hinweise zum Thema Fragestellung und Auswertung in einer Statisik: Was genau versteht der Gefragte in der erwartbar höchsten Wahrscheinlichkeit unter „Flüchtlinge von 2015“?
Könnten es sein:
a) die gut 90.000 „Flüchtlinge“, die 2015 unter diesem Titel während der großen Schwemme nach Österreich hereinschwappten?
b) Alle während des Jahres 2015 in Österreich gestellten Asylanträge?
c) Alle während des Jahres 2015 beim AMS registrierten und damit bereits mit aufrechtem Bleiberechtsstatus, also meist vor 2015 eingewanderten, Asylantragsteller?

Flüchtlinge von 2015“ wird mit höchster Wahrscheinlichkeit von den Befragten mit der Definition a) verstanden werden. Hätte man z.B. die Definition c) gemeint, wäre die einzig statistisch aussagekräftige Frage gewesen:
Wie viele der 2015 beim AMS gemeldeten Ausländer mit aufrechtem Bleiberecht sind heute nicht mehr als arbeitslos gemeldet?“
Wenn man aber Frage nach Definition a) stellt und dann mit der Antwort nach Definition c) die Befragten als Idioten hinstellen will, dann ist unseriös eine geradezu barocke Verharmlosung des Tatbestandes.
Noch eins drauf setzt die Propagandaschleuder „Standard“ ganz freiwillig:

Von den 2015 nach Österreich gekommenen Flüchtlingen, die berechtigt sind, hier zu arbeiten, haben 44 Prozent der beim AMS gemeldeten Arbeitssuchenden inzwischen einen Job.“

Falsch. Ganz klare Fake-Aussage. Die 2015 nach Österreich gekommenen Flüchtlinge haben fast keine Schnittmenge mit der Gruppe der 2015 beim AMS gemeldeten Ausländer mit Bleiberecht. Die haben nichts miteinander zu tun. Es wird also ganz offen nicht nur eine von der Agentur vorgekaute Falschinterpretation verbreitet sondern, blind vor Freude über den neuerlichen Beweis des xenophoben Rassistendünkels der Alpinfaschisten, mit einer Lüge nachgetreten, die nur aus zwei Gründen überhaupt aufgestellt werden konnte: Entweder bewusst und vorsätzlich oder weil selbst die „Standard“-Journalisten die Frage eben so „missinterpretiert“ haben, wie sie gestellt wurde, und nicht so, wie sie beantwortet wurde. (Da die Original-Jubelmeldung über die „44% der Flüchtlinge von 2105“ bereits vom Juli diesen Jahres stammt und offensichtlich Teil des Wahlkampfes war, darf von bewusster Lüge ausgegangen werden.)
Damit ist die komplette Schlussfolgerung ein sogenanntes Null-Argument, inhaltliche Aussagekraft Null. Nur über die Intention der Verbreiter aus der APA und dem „Standard“ sagt es eine ganze Menge.
Wer mit verdrehten Auswertungen zweideutiger Fragestellungen, faktenverdrehenden Lügen und Fake-News beweisen will, dass andere Leute Fake-News aufsitzen würden, nur um auf diese präpotent herabpöbeln zu können, der liefert sich einen veritablen Schuss in‘s Knie. Wer mit unkorrekten Argumenten hausieren geht, stellt unter Beweis, dass er keine korrekten Argumente hat und es ihm nicht um Fakten, sondern um reine Propaganda geht.

Mal ein Blick auf „Addendum“:

Dieser Gruppe zugeordnet wurden vom AMS nur Personen, die zwischen Jänner und Dezember 2015 ihren Aufenthaltsstatus erhielten (also rechtskräftig Asyl oder subsidiären Schutz bekamen), und zusätzlich zwischen Jänner 2015 und Juni 2016 beim AMS als arbeitslos oder in Schulung aufschienen. Seither wird ihr aktueller Jobstatus monatlich ausgewertet. Wie viele der 9.526 Mitglieder der Kontrollgruppe tatsächlich 2015 ins Land kamen, weiß jedoch niemand. Auch das AMS nicht. Unter ihnen müssen sich auf Grund der langen Verfahrensdauern (siehe oben) jedoch jede Menge Personen befinden, die ihre Asylanträge in den Jahren davor stellten, als erstens erheblich weniger Flüchtlinge kamen, und zweitens ihre Zusammensetzung nach Herkunft und Bildungsstand eine andere war.“

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es also um 44% aus dieser Gruppe, also um etwa 4.200 Personen. Im Jahr 2015 kamen aber etwa 90.000 „Flüchtlinge“ nach Österreich (zumindest stellten so viele einen Asylantrag noch 2015, Dunkelziffern gibt es keine, da niemand weiß, wie viele der „Durchreisenden“ unterwegs ausgeflockt und ohne ich je zu melden abgetaucht sind). Von denen wahrscheinlich so gut wie keiner zu dieser Gruppe gehört.
Und noch übler wäre es, wenn es die gleiche Gruppe wäre, dann hätten die bösen Ösinazis nämlich mit 21% nicht zu hoch, sondern viel zu tief gepokert. Es wären dann nämlich gerade mal 4,7% statt der kolportierten 21%. Und die Schlagzeile müsste nicht heißen, dass die Österreicher zu pessimistisch wären, sondern weit zu optimistisch.
Womit man leider der Realität weit näher sein dürfte als in der vom ORF (wo sonst) ausgehenden, der APA verbreiteten und vom „Standard“ verstärkten Märchenstunde.

Keine Kommentare: