„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 18. März 2020

Fußnoten zum Mittwoch

Gestern noch wollten wir alle Grenzen abreißen, abschaffen, vernichten, um alle Staaten zu einem einigen Zentralstaat Europa zu vermanschen, in dem jeder Mensch der Welt frei einreisen und wohnen und sich versorgen lassen kann – und heute wird alles abgeriegelt und wer medizinische Produkte herstellen kann, verhängt Ausfuhrverbote und bunkert sich ein.
Was so ein kleines Chinakügelchen innerhalb weniger Wochen verändern kann.

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Unsere oberste EU-Betonfrisur will „grüne Korridore“ schaffen, damit der freie Warenverkehr über die Grenzen der EU-Staaten weiter stattfinden kann. Welcher freie Warenverkehr gemeint ist, wenn immer mehr Produkte von den Herstellerländern mit Ausfuhrverboten belegt werden, hat Schwafeluschi nicht erwähnt.

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Letztes Jahr erst wurde an den Fleischtheken der Gummihandschuh als überflüssig aus dem Verkehr gezogen – jetzt tragen ihn sogar die Kassiererinnen.

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In Rom schmettern abends ganze Straßenzüge lauthals die italienische Nationalhymne von den Balkonen. Ich stelle mir gerade die Schlagzeilen vor, wenn von Berliner Balkonen das Deutschlandlied ab der ersten Strophe geschmettert würde. Was in Italien als „große Solidarität“ gefeiert wird, würde in Merkelgrad zu Polizeieinsätzen und tagelangen Berichten über die rechtsextreme Instrumentalisierung der Krise führen. Woran man deutlich erkennt, dass das, was in Merkeldeutschland als rechtsradikale Staatsgefährdung verfolgt wird, in sämtlichen anderen Ländern der Welt einfach nur das natürliche Zusammenhaltsgefühl eines Staatsvolkes ist.
Ach ja, wenn das Absingen in Rom als machtvolles Signal von Zusammenhalt und Solidarität gefeiert wird, ist dann die wahrnehmbare Nichtbeteiligung von Nichtitalienern an diesen Ritualen nicht ein Beweis von deren freiwilliger Abschottung und Ausgrenzung? Wer hindert einen Afrikaner oder Türken am Mitsingen und Mitsolidarischsein? Das Gleiche gilt in vollem Umfang für Deutschland oder Österreich. Plötzlich sieht man wieder nur Bilder einer sehr undiversen Gruppe. Beim Absingen schwefelstinkender Nationalhymnen.

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Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich gelegentlich wirklich lieber irren würde. Noch vor einer Woche wurde man für den Hinweis, dass eine Abflachung der Infektionskurve automatisch zu einem zeitlichen Strecken führen würde und man durchaus zwischen einem halben Jahr und zwei Jahren rechnen müsse, bis zumindest die Herdenimmunität durch langsame Durchseuchung erreicht würde (meine Güte, das konnte sich jeder Hauptschüler ausrechnen), als Panikmacher, Fakenewsverbreiter und böser Diffuseängsteschürer angebrüllt.
Gestern hat das RKI genau das in Aussicht gestellt: Zwei Jahre massive Einschränkungen bzw. Aufrechterhaltung der jetzigen Maßnahmen. Was das bedeuten würde, kann sich auch jeder Hauptschüler ausrechnen.

Schön langsam kommt es bei dem einen oder anderen Klimahüpfling vielleicht schon zu der Erkenntnis, dass ihre Zukunft nicht durch alte weiße Männer zerstört wurde sondern nachhaltig durch ein mikroskopisch kleines Knubbelchen. Aber sie können sich freuen: durch die klimafreundliche Vernichtung des Konsums, der Produktion, des Verkehrs und vieler alter weißer Umweltsäue kommen bald wieder kalte Winter. Statt Klopapier hätten sie vielleicht lieber Wintermäntel kaufen sollen...

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