„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 15. August 2018

Es geht bergauf

Höret, ihr Ungläubigen, der allmächtige Sultan hat gesprochen!
Und nachdem er seinen Untertanen die weise (daher der Name) Weisung erteilte, ihre ekligen und nach Kuffar stinkenden Dollar flugs in schariakonforme und Allah gefällige türkische Lira umzutauschen, machten diese sich schnell und frohen Herzens auf zu den Banken und Wechselstuben. Und tauschten Lira in Dollar. Zumindest die mit Denkfähigkeit. Also nicht allzu viele. Aber doch.

Und so trötet der mächtige Khalifenanwärter und selbstgefühlte Stellvertreter Allahs auf Erden, nicht nur die stinkenden Geldscheine der satanischen Mächte jenes Kontinentes, den nach seinem Glauben Türken lange vor Kolumbus entdeckt haben, sondern auch dessen Kommunikationsgeräte seien des Scheitans.

"Wir werden einen Boykott gegen elektronische Geräte aus den USA verhängen. Sie haben das iPhone, doch auf der anderen Seite gibt es Samsung", sagte Erdogan mit Bezug auf den US-Handyhersteller Apple und den südkoreanischen Konkurrenten. Außerdem habe die Türkei ihre eigene Marke Vestel.“

„Turkey first“, hahaha.
Naja, in seinem gerechten Zorn hat der GröLaZ, der Größte Liebhaber aller Ziegen, wohl übersehen, dass die Produktionsstandorte der Hauptkomponenten von Samsung und iPhone weniger weit auseinanderstehen als er seinen Harem an einem Tag treiben kann, aber es geht ja ums Prinzip. Sonst würde ihm noch jemand mit der Nachricht den Tag versauen, dass die getürkten, äh, türkischen Nachbauten ekliger Westtechnik mit Android laufen, dem Betriebssystem von Google, und irgendwie wird er anscheinend die verhassten Amerikaner nicht los. Außer seine Fachleute für Kopiertechnik „programmieren“ ein eigenes Betriebssystem. Türkische Innovation ist ja weltberühmt.

Die Türkei werde in Zukunft qualitativ hochwertige Waren produzieren und diese auch exportieren.“

Naja, wenigstens ist er so realistisch, dass er erkennt, dass sie das jetzt nicht tut. Und Zukunft ist ein sehr dehnbarer Begriff. Wenn nichtmal die Türken den Türkenschrott kaufen (Apple-Produkte sind in der Türkei sehr verbreitet und werden auch von Erdogan selbst benutzt.“), dann können sie das Zeug nicht mal in den Regenwald des zentralen Kongo exportieren. Selbst da ist das iPhone weiter verbreitet als Vestel. Türkische Handys werden weltweit etwa so gefragt sein wie indische Automobile. Von türkischen Automobilen wollen wir gar nicht reden.

Schon seit Tagen kursiert im Kurzmitteilungsdienst Twitter die Forderung, keine Reklame mehr bei US-Firmen zu schalten.“

Aber dafür seine Propaganda über Twitter zu verteilen.
Twitter!
Wenn‘s geht vom iPhone.
Ich lach mich schief! Warum nur sind die beklopptesten und gefährlichsten Diktatoren immer solche Komiker! Chaplin hat das erkannt und grandios aufgegriffen.

...die Beziehungen zu "unserem wichtigsten Wirtschaftspartner", der Europäischen Union, müssten gestärkt werden.“

Gut. Denn wenn er es sich jetzt auch noch mit der EU verscherzt (die ja nicht einmal merkt, wie sie von einem kleinen Diktator vorgeführt wird, der auf ihrem reflexgesteuerten Trump-Hass Klavier spielt – von einem Idioten wie dem Irren aus Ankara am Nasenring durch die Manege gezogen zu werden spricht für die politische Weitsicht und großartige Weisheit unserer gloriosen Führungselite) und seine Berliner Lieblingsziege bockig wird, dann muss er seinen Landsleuten auch noch verbieten BMW zu fahren und lieber auf die türkische Marke AEK umzusteigen: Anatolischer Eselskarren.
Spätestens dann wird es eng für ihn bei seinen Fans.

Es geht bergauf mit dem Osmanischen Reich. Steil bergauf:


2 Kommentare:

Heinz hat gesagt…

Hallo Fragolin,

Schade, dass nun auch sie offenbar den Weg der nüchternen Betrachtung der Ereignisse verlassen haben.
Klar, auf Erdogan schimpfen ist in Mode und damit kann man praktisch nichts falsch machen, für viele Dinge wird er ja völlig zurecht gescholten, aber in diesem Fall hat Erdogan recht, wenn er sich nicht von den Amerikanern erpressen lässt. Halten sie sich doch vor Augen, warum das ganze Theater stattfindet, nämlich nur, weil die Türkei diesen amerikanischen Pastor Andrew Brunson festhält, ob rechtens oder nicht will ich aus der Entfernung nicht beurteilen (plausibel klingt es für mich jedenfalls, den Umsturzversuch gegen Erdogan haben sich sicher nicht nur ein paar Türken ausgedacht).
Und jetzt, nur wegen eines Mannes im Gefängnis, wegen so einer Lappalie, sanktioniert die USA auf Teufel komm raus alles und jeden und zerstört ein ganzes Land, so nach dem Motto: Wir und nur wir entscheiden auf der ganzen Welt, wer hinter Gittern muss und wer nicht, und wenn jemand unser Arsch ist, dann hat er Narrenfreiheit.
Und wie immer schaut die ganze Welt zu und erstarrt wie ein Kaninchen vor dem Fuchs, beschämend.

Fragolin hat gesagt…

Werter Heinz,
ich bewerte nicht die amerikanische Politik sondern das absolut schwachsinnige und jedweder Logik befreite Gebrabbel des Irren vom Bosporus. Man kann sich den Amerikanern und ihrer imperialistischen Weltpolitik auch anders entgegenstellen als mit vollkommen sinnbefreitem Größenwahn.
MfG Fragolin