„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 22. Juli 2020

Fußnoten zum Mittwoch

Durch die Foren unserer Qualitätsmedien hallen die Jubelschreie der Begeisterten. Endlich, endlich ist der Messias heimgekehrt und hat seine Getreuen zu einer allzu lang entbehrten Pressekonferenz zusammengetrommelt, auf der er das verkündete, was die österreichische Untertanenseele am meisten ersehnte: eine klare Anweisung des Führers, woran man einen verantwortungsvollen, rücksichtsvollen und moralisch höchstwertigen Staatsbürger erkennt: am fröhlichen, begeisterten Tragen eines Maulkorbes im Supermarkt. Wer diesen widerwillig trägt wird zwar mit Misstrauen betrachtet, gilt aber als siegreich unterworfen. Wer sie verweigert, ist ein Volksschädling, eine Seuchenratte, ein hassenswerter „Maskenleugner“, ein Massenmörder der Hunderttausende durch seinen giftigen Atem umbringen will.
Wer sich jemals gefragt hat, wie das mit dem „Kauft nicht bei Juden!“ damals in den Dreißigern funktioniert hat, der kann heute lernen. Am praktischen Beispiel.
Ab Freitag gibt es also die eindeutige Kennzeichnung der Braven und der Bösen.
Die Spaltung der Gesellschaft ist an einer weiteren Front gelungen.
Halleluja! Heil Basti!

***

Im „Standard“ findet sich, naturgemäß ganz unten am Ende des Artikels, dieser bezeichnende Absatz:
Trotz allem hält auch Ages-Experte Allerberger die Maskenpflicht nicht für eine gänzlich unsinnige Maßnahme. In der Politik gebe es viele Maßnahmen, die wissenschaftlich nicht belegt seien, um Verunsicherungen in der Bevölkerung zu beherrschen, so Allerberger.“

Trotz allem“, das bedeutet, dass die Zahl der Gegenargumente beachtenswert ist, allen voran die einfache Tatsache, dass es bis heute keinen einzigen nachweisbaren Fall einer Ansteckung beim Einkaufen gibt. Die Maßnahme ist also nicht evidenzbasiert sondern aus dem Bauch heraus entschiedene Symbolpolitik.

nicht für eine gänzlich unsinnige Maßnahme“, das bedeutet, dass diese Maßnahme unsinnig ist, aber nicht „gänzlich“, denn im Blick auf das Virus und die reale Ansteckungsgefahr ist sie zwar vollkommen und hundertprozentig blödsinnig, aber um das Virus geht es ja auch nicht. Das ist nicht der Zweck, sondern das Mittel zum Zweck.

um Verunsicherungen in der Bevölkerung zu beherrschen“, da hört man ja direkt das Maunzen der Katze, die aus dem Sack springt. Man hat Angst geschürt, man hat bewusst Panik verbreitet, jetzt kommt der Moment, auf der selbst geschaffenen „Verunsicherung“ Klavier zu spielen.
Und es wird keine schöne Melodie sein, das ist sicher.

***

In den Wiener Linien wird jetzt hart durchgegriffen. Bereits Ende Juni sollen drei Security-Mitarbeiter einen Fahrgast, der nicht bereits am Bahnsteig sondern erst beim Einsteigen in die Garnitur die Maske aufsetzte, wieder aus der Bahn gezerrt und wie einen Schwerverbrecher am Boden fixiert haben. Erstaunlich, welchen Zuspruch dieser Gewaltexzess aus nichtigem Grund im Forum des gleichen „Standarderfährt, in dem gegen Gewalt von Polizisten gegen wirkliche Verbrecher sonst lautstark angewettert wird. Und ob dieser Jubel noch ebenso laut wäre, wenn der Maskenverbrecher ein von drei Österreichern aus der Bahn gezerrter Afghane oder Nigerianer gewesen wäre, kann man sich auch selbst ausmalen. Heuchelei mal wieder.
Hier mal ein paar rauskopierte „linksintellektuelle“ Forenschmankerl:

Die Wiener Linien hätten von Anfang an rigoros durchgreifen müssen.
Jetzt müssen die Verweigerer halt mühsam dazu gebracht werden die Dinger zu tragen.“
(Anmerkung: beim Einstiegen trug der von der Security gewaltsam wieder Herausgezerrte eine Maske.)

Einfach den Aufforderungen der Sec folgen. -> kein Problem
Sich deppert stellen und sich gegen das Entfernen aus dem Zug wehren -> Problem.“
(Anmerkung: Egal, welche willkürliche Anweisung drei private Hobby-Rambos geben, man habe untertänigst und devot nachzukommen, ansonsten man eben berechtigt eins auf die Fresse bekommt. Interessantes Rechtsstaatsverständnis im selbsterklärt linksintellektuellen Forum...)

Den Aufforderungen der Security ist nachzukommen. Wer sich dann weht wenn er entfernt wird, tut mir nicht leid.“
(Anmerkung: Tja, hätte sich der Floyd einfach nicht gewehrt...)
Langsam gehen mir diese Verweigerer schon gewaltig am Senkel und hoffe, dass weiterhin rigoros kontrolliert und bestraft wird und die Maskenpflicht beim Einkaufen ebenso wieder eingeführt wird…“
(Anmerkung: Zumindest der letzte Wunsch wurde inzwischen erfüllt, der Poster wird jetzt wohl auch erwarten, dass jemand, der erst ohne Maske zur Kasse geht, um sich eine zu besorgen, von aufmerksamen Kaufhausrambos aus dem Supermarkt gezerrt und auf dem Parkplatz fixiert wird, bis der Krankenwagen kommt...)

Jeglicher Anflug von Gewalt kann immer nur aufkommen wenn eine Seite anfängt Probleme zu machen.
Da anzunehmen ist, dass die Kontrollorgane nicht von Haus aus aggressiv vorgehen, wird die Ursache sehr wohl beim "Opfer" liegen.“
(Anmerkung: Finde ich erstaunlich. Hat man im Zusammenhang mit „Klimaaktivisten“ ganz anders in Erinnerung. Von Mister Floyd mal ganz zu schweigen.)

ich gebe den Sicherheitsmitarbeitern recht...
wie kommen andere dazu von irgendwelchen Querulanten angesteckt zu werden...?“
(Anmerkung: die Hysteriker haben bereits vollkommen ausgeblendet, dass man jemanden nicht dadurch anstecken kann, dass man keine Maske trägt, sondern dazu auch noch eine aktive Infektion notwendig ist. Und wenn die erst mal da ist, nützt die Maske auch nichts mehr, denn die Aerosole gehen auch durch die Maske und werden von der Klimaanlage des Wagens fröhlich im ganzen Innenraum verteilt. Aber hier geht es um eine Mischung aus angstgesteuerter Hysterie und selbstwerterzeugender Klassifizierung als einzig allgemeinverantwortlich nächstenliebender und menschenrettender Untertan, da interessieren Fakten nicht mehr. Wie oben im Artikel beschrieben: es geht um das Bespielen der Klaviatur der Emotionen einer künstlich verängstigten Gesellschaft.)

Gut dass die Wiener Linien Securities Durchsetzungskraft zeigen.“
(Anmerkung: Haben die Polizisten in Minneapolis auch. Da fand das aber keiner gut. Hm.)

Die Saat der Angst ist aufgegangen, die Spaltung perfekt. Wenn am Freitag jemand beim Einkaufen erst an die Kasse geht, um sich dort eine Maske zu holen, und bereits auf dem Weg dorthin von aufmerksamen Kaufhausdetektiven niedergerissen, auf den Parkplatz geschleift und fixiert wird, bis das SEK kommt, rechne ich mit begeistert applaudierenden und frenetisch jubelnden Zuschauern.
Interessant wird es erst, wenn der „Maskenleugner“ aus Afghanistan kommt…



3 Kommentare:

Mr. Bean hat gesagt…

Die Maskenpflicht ist schon mehr als grotesk. In der Gondel Maulkorbpflicht, jedoch im Gipfelrestaurant wir geschunkelt und getanzt. In der Sillschlucht bei Innsbruck ließen 1000 Partygänger die "Sau rauß" und das ohne Maske. Mon dieu, Corona müsste jetzt schon wüten, dem ist aber nicht so!

Mr. Bean hat gesagt…

Und das ist egal?
Bürger verärgert: hunderte Roma und Sinti campieren trotz Corona in Tulln

sokrates9 hat gesagt…

was haben wir für eine Verfassung die zulässt dass der Bürger wie selbst zugegeben aus "Symbolpolitik" gezwungen wird eine Maske zu tragen?ß Was kommt als nächstes??2 Tage Probeausgangsverbot um den bürgern darzulegen was ihnen blühen kann wenn sie nicht die falsche Partei wählen?
Unsere Leute sind schon so manipuliert dass 60% von der Maske begeistert sind!
Da die Wahrscheinklichkeit in Coronafreien Bundesländern vom Blitz getroffen zu werden größer ist bin ich dafür dass zusätzlich zur Maske jeder einen Aluhut trägt! Wirkung dieselbe!