Irgendwie habe ich mich schon gefragt, wann das absolut tödliche
russische Nervengift, mit dem der toiflische Putin angeblich
höchstpersönlich seinen ehemaligen Doppelagenten aus dem Weg räumen
wollte, auch wirklich tödlich wirkt. Bisher sah es da ja ziemlich
mau aus.
Dabei handelt es sich bei den Novichok-Giften, von denen ja angeblich
eines für das Attentat verwendet wurde, um extrem hochtoxische
Nervengifte. Und Nervengifte sind keine Blähungen verursachende
Substanzen, von denen man sich wieder erholt. Wie der angeblich
vergiftete Polizist, der schon am nächsten Tag aus dem Krankenhaus
nach Hause gehen durfte oder auch die Tochter des Herrn Skripal, die
die gleiche angeblich mit Nervengift bestrichene Klinke angefasst
haben soll und sich jetzt schon wieder pudelwohl fühlt.
Ist ja schon eine Weile her, dass ich während meiner Zeit bei den
uniformierten Streitkräften ein bisschen Unterricht über
Nervengifte hatte, aber ein paar Dinge sind mir hängengeblieben. Man
wollte ja wissen, was einen so erwartet, wenn man sich den Schnuffi
umschnallen muss weil ringsum die Leute zuckend und mit Schaum vor
dem Mund zusammenbrechen. Die auch den Schnuffi aufhaben. Weil das
Ding eh für die Fisch‘ ist, weil diese Gifte bereits als winzigste
Tröpfchen auf der Haut absolut tödlich wirken und schon längst mit
ihrer Arbeit fertig sind, bevor man sich die Gummihaut übergezogen
hat.
Nervengift-Kampfstoffe dringen über alle Wege, also auch die Haut,
in den Körper ein und beeinflussen sofort das Nervensystem, indem
sie, wenn ich mich recht erinnere, jene Enzyme, die als
Neurotransmitter die Informationsweitergabe über die Synapsen
regeln, chemisch zersetzen. Durch den Blutkreislauf verteilen sie
sich im ganzen Körper, durchdringen auch die Blut-Hirn-Schranke und
zerstören auch dort die Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Und
zwar, das ist der Clou, meist irreparabel.
Was bedeutet das jetzt?
Wer von einem Nervenkampfstoff vergiftet wurde, bekommt epileptische
Zuckungen, Muskelerschlaffung, Funktionsstörungen der Organe und am
Ende wird die Schaltzentrale kaltgestellt und knipst die Lichter aus.
Dauert je nach Konzentration nur wenige Sekunden bis wenige Minuten
oder gar Stunden und ist sehr unangenehm, weil es bei vollem
Bewusstsein beginnt und erst nach dem Überwinden der
Blut-Hirn-Schranke zur Formatierung der Festplatte führt.
Es gibt faktisch keine Unterkonzentration, kein zu wenig. Es kann zu
wenig sein zum Sterben, ist aber niemals zu wenig für Schäden. Und
zwar meist irreparable Schäden. Das Zeug wirkt so, dass man sich
eben nicht mal für ein paar Tage in ein Bett legt, vielleicht ein
Gegenmittel schnupft und dann ist alles wieder gut. Nein. Es kommt zu
schweren Funktionsstörungen in der Muskulatur und den Organen, die
nur durch eine sehr langwierige Dauertherapie mit chemischen
Substanzen, die die Arbeit der Neurotransmitter übernehmen,
abgemildert werden können. Hat es die Blut-Hirn-Schranke einmal
überwunden, schädigt es das Hirn irreparabel. Da bleibt ein
sabbernder Haufen Elend übrig. Funktioniert wie bei den harten
Drogen, die ja bekanntlich auch Nervengifte sind und dauerhafte
Schäden anrichten, auch wenn man damit wieder aufhört.
Mag sein, dass man uns als kleinen Soldaten einen Haufen Ekel und
Angst eintrichtern wollte, aber im Großen und Ganzen ist bei mir
hängengeblieben, dass Nervengift kein Gift ist, von dem man Bauchweh
bekommt, das dann wieder vergeht, sondern eben darauf baut, dass
solche komplizierten Dinge wie Verdauung übergangen werden und der
direkte Weg in die Schaltzentrale gegangen wird.
Und da in Salisbury, direkt neben einem chemischen Forschungslabor,
was natürlich ein zu vernachlässigender Faktor ist und nur Zufall
sein kann, greifen mehrere Menschen angeblich eine mit einem solchen
Nervengift kontaminierte Türschnalle an und erholen sich nach ein
paar Wochen wieder? Bei dem Banker Kiwelidi genügte ein leicht mit
einem Novichok-Gift benetzter Telefonhörer, um nicht nur ihn zu
töten sondern auch seine Sekretärin, die die Rettung damit gerufen
hat und sogar den Gerichtsmediziner, der die Leiche obduzierte. Bei
Skripal kommt die Tochter, die angeblich in direkten Kontakt mit dem
Gift kam, nach ein paar Wochen, und der Polizist, der den Vergifteten
angegriffen hatte, sogar am nächsten Tag wieder pumperlg‘sund
daher? Ich bin kein Chemiker, habe nur ein bisschen veraltetes
Soldatenwissen. Aber für mich klingt das alles absolut nicht
glaubwürdig.
Aber wie eingangs erwähnt, gibt es jetzt doch noch Todesopfer.
Nämlich die Haustiere der Skripals. Zwei Meerschweinchen und eine
Katze, wobei man diese gnädigerweise im erwähnten Chemielabor
einschläferte. Bei uns macht sowas ein Tierarzt, in Großbritannien
wird gleich mal ein chemischer Kampfstoff bei der Gelegenheit
getestet. Die beiden Quieker fand man schon tot.
Dahingerafft vom toiflischen Putin und seinen toxischen Schergen?
Nein, vom Hunger.
Man hat die armen Viecher in dem ganzen Trubel einfach im
versiegelten Haus verrecken lassen.
Ob das jetzt auch auf das Konto der Kriegsgründe gebucht wird, weiß
ich nicht, aber schuld ist auf jeden Fall zweifelsfrei nur einer: der
toiflische Putin!
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