Der Schmäh, dass es immer wieder heißt „Auto fuhr in
Menschengruppe“, ist abgelutscht. Dafür hat Musk gesorgt. Seine
Tesla schaffen das ganz ohne Fahrer. In Zukunft müssen wir also mit
viel mehr Auto-Immunerkrankungen rechnen, wenn einem so eine Kiste
mal eben durch die Milz rollt, weil man zur falschen Zeit auf dem
falschen Fahrrad saß. Das nicht einfach in Peking umgefallen ist
sondern auf einem mitteleuropäischen Radweg den Radar dieser
Westentaschen-K.I.T.T.s unterflogen hat. Ob man auch terroristischen
Hintergrund ausschließen kann, wenn dieser Selbstunfaller auf einen
amtsbekannten salafistischen Gefährder angemeldet ist – ach was,
die fahren nicht mit sondern stehen unter Strom. Die steigen
höchstens auf Diesel um, weil sie den Mumpitz glauben, dass wir
plötzlich zu Tausenden tot umfallen, wenn wir aus Versehen einen
Rußpartikel einatmen.
Musk selber, dieser kleine Tagträumer, der angeblich hochtrabende
Ideen hat, obwohl von ihm eigentlich nichts kommt, was nicht schon
Kinder der Siebziger in Science-Fiction-Heftchen gelesen haben –
Elektroautos, landefähige Raketen und Röhrenbahnen wurden uns als
ganz normaler Alltag im nächsten Jahrhundert vermittelt – und der
so viele Milliarden Schulden hat, dass es eh schon nicht mehr darauf
ankommt, jetzt noch ein Auto zum Mars zu schicken, trägt sich wohl
mit dem Gedanken, dahin auszuwandern. Mit der nächsten Rakete eine
Solartankstelle und dann noch ein Gewächshaus und schnell hinterher,
bevor die Gläubiger und Aktionäre merken, dass da nichts mehr kommt
als warme Luft.
Doch zurück zu den Autos, die in Menschengruppen fahren. Sie waren
lange Zeit das Paradebeispiel für den Journalismus der Dinge, der es
mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, das Böse
niemals einem Menschen sondern immer den Dingen anzuhängen. Oder
gleich Abstrakten. Das Osterwochenende ist ja bekannt dafür,
Verkehrstote zu fordern. Das hat es mit dem Straßenverkehr
gemeinsam. Wenn ich denen mal begegne! Und dann die Waffen. Da wurde
ein Mann von einer Kugel getroffen oder ein Messer traf in die
Rippen. Ganz von selbst. Das Böse unter der Sonne.
Doch jetzt wird es immer skurriler. So titelte letztens das gratis
auf U-Bahnhöfen zum Konsum ausliegende Qualitätsblatt „Österreich“:
„Schirmständer
bohrte sich in Hals“
Wie muss man sich das vorstellen? Im schönen Land Tirol gerieten
zwei unbescholtene Tiroler, einer ein Marokkaner, der andere ein
Ungar (oje, meine ungarischen Freunde werden mich wieder schelten,
nicht „Zigeuner“ geschrieben zu haben), ob eines wohl nicht ganz
eindeutigen Geschäftsablaufes mit Stimmungsaufhellern ein wenig
aneinander. Und weil sie sich so übel stritten, wurde es einem
Schirmständer zu blöd. Er sah die Notwendigkeit, einem der Beiden
zur Seite zu stehen (er entschied sich für den Marokkaner, da dieser
eigenen Angaben zufolge noch minderjährig ist) und sprang deshalb
dem Anderen ins Gesicht und bohrte sich einfach so, mir nichts dir
nichts, in dessen Hals.
Also ab heute begegne ich Dingen wie Schirmständern mit weit
größerer Vorsicht. Ich entwickle einen gewissen Generalverdacht.
Ich teile Dinge in wahrscheinlich harmlose Dinge und womöglich
gefährliche Dinge. Schirmständer haben aktuell den Platz getauscht.
Ich bin ein Dingist. Oder Sachist? Egal, irgendein -ist eben.
Wie diese Schlagzeile. Die ist ein M-ist.
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