In der „Alpenprawda“ gehört es ja eigentlich zum guten Ton,
Israel, das mit brutalster Gewalt die armen, lammfrommen und
unterwürfigen Palästinenser unterjocht, als faschistisches
Räuberregime zu entlarven. Dazu ist auch jede Verunglimpfung
erlaubt.
Oder besser: war.
Politisch opportun ist es nämlich gerade, alle möglichen Leute
wegen angeblichem schweren Antisemitismus zu grillen. Wenn sich kein
„metoo“-Vorwurf aus der Vergangenheit graben lässt, findet man
halt irgendwas antisemitisches. Man hat am linken Rand gerade ganz
überraschend die Judenliebe entdeckt, was beim gleichzeitigen Hass
auf Israel ein zwischen den Beinen recht schmerzhaften Spagat
bedeutet. Diesen hat ein alter Karikaturist nicht mehr hinbekommen.
Abgesehen davon, dass ich sein Bildchen ebenso geschmacklos finde wie
die dümmliche Aussage dahinter, ist das aber eben eine Karikatur.
Die fällt unter Meinungsfreiheit. Was sich da jetzt abspielt, ist
das genüssliche Schächten mit lächerlichen Vorwürfen. Man schaue
sich unter dem Link
zum „Stern“ die Karikatur an und stelle sich einfach vor,
das Gesicht wäre das von Putin, der Stern fünfzackig und statt dem
ESC ginge es um die FIFA-WM. Was wäre passiert? Richtig: nix.
Aber so?
Der Karikaturist hat, festhalten, Kinder reinholen, Zettel und Stift
zum Mitschreiben bereithalten und vor Allem tief durchatmen: große
Nase und Ohren gezeichnet!
Schockschwerenot!
Und wie wir alle wissen, wenn wir bei der Alpenprawda die
Redaktionsbüros betreten dürfen, bedeuten große Nasen und große
Ohren verzerrende nationalsozialistisch-verhetzende Judenverhöhnung!
Seit dieser bahnbrechenden Erkenntnis bleibt eigentlich kein anderer
Schluss, als dass Kurz ein Jude sein muss:
Damit es mit solch widerlicher Wiederbetätigung ein Ende hat, muss
der Redaktionsstubenbetreter von heute mutig allen Umtrieben
entgegentreten!
„In
einer Konferenz soll Feuilletonchef Andrian Kreye gefordert haben,
bei Karikaturen künftig ganz auf das Stilmittel der Überzeichnung
zu verzichten, um solche rassistischen Stereotype zu vermeiden.“
Frage am Rande: Wie kann man Feuilletonchef werden, ohne überhaupt
zu wissen, was eine Karikatur ist? Wenn man bei einer Karikatur auf
Überzeichnung verzichten will, ist das, als würde man bei einem
Lied auf die Musik verzichten, was jetzt nicht einmal hirnlose
Laberköppe wie Farid Bang oder Bushido hinbekommen. Und so weiß
selbst die Wissensmüllhalde „Wikipedia“ mehr als dieser
Vorzeigeredaktionskollege eines Printerzeugnisses:
„Karikatur (von lateinisch
carrus ‚Karren‘, also: Überladung, und
italienisch caricare
‚überladen‘, ‚übertreiben‘) bedeutet die komisch
überzeichnete Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen
Zuständen, auch mit politischem bzw. propagandistischem
Hintergrund.“
Die „Süddeutsche“ hat sich natürlich sofort ekelgeschüttelt
von dem Karikaturisten getrennt, der es gewagt hat, seinen Job zu
machen. Das wundert mich nicht und man kann dem Mann dazu
gratulieren, dass dieser Haufen Medienexperten ihn zukünftig in Ruhe
lässt. Denn eine Qualitätszeitung hätte sich eher von einem
Feuilletonchef getrennt, der zu doof ist, um zu wissen, was eine
Karikatur ist.
So bleiben wenigstens die selbstgefühlt progressiv Intellektuellen
mit dem Hang zum mentalen Daumenlutschen weiterhin unter sich.
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