„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 14. März 2019

»Doch keine lahmen Egoisten«

von LePenseur



... meint DiePresse, näherhin eine gewisse Frau Bernadette Bayrhammer. Nun ist es recht zeitgeistig und gutmenschlich, dies geträllerte Lied von Bernadette — nur: ist es auch richtig?
Jahrelang wurde über die Jugend lamentiert – jetzt demonstrieren die Schüler für den Klimaschutz. Das ist (auch) ein Fall für die Schule.

Politisch desinteressierte, karrieregeile Egoisten, die auf Bildschirme starren, ihre größte Angst der Statusverlust – und hinter alledem die Überzeugung, sowieso nichts bewirken zu können: Das ist ein Potpourri der Eigenschaften, die Jugendlichen in den vergangenen Jahren zugeschrieben wurden. Aufbegehren? Fehlanzeige! Und plötzlich gehen zumindest manche doch auf die Straße. Sie demonstrieren nicht für besseren Handyempfang, nicht für flottere Bachelorstudien und auch nicht für ein Update von Instagram. Sondern für ein scheinbar abstraktes Thema, bei dem der US-Präsident noch Nachholbedarf hat: für das Klima.

Ursprünglich angestoßen hat all das Greta Thunberg, die 16-jährige Schwedin mit den langen braunen Zöpfen – die wegen ihres Asperger-Syndroms in den sozialen Medien übrigens einiges an Kränkungen erlitten hat. Ihr Appell für den Klimaschutz trifft auch hierzulande einen Nerv. Nach knapp drei Monaten scheinen die freitäglichen Demonstrationen für die Zukunft auch in Österreich Fahrt aufzunehmen. In allen Bundesländern sind (kleinere und größere) Proteste geplant.
Bei den Lesern stößt die Geschichte von den angeblich nicht lahmen Egoisten allerdings auf einige Skepsis. Nicht ohne Grund, denn wenn es darum geht, eine angesagte Destination für den Urlaub zu erreichen, dann sind die mit der ÖBB »klimaschonend« erreichbaren Strände des Neusiedler- bzw. Wörthersees gegenüber denen in exotischen Ländern eindeutig weniger nachgefragt. Und das T-Shirt — von pakistanischer Kinderhand genäht und via Containerschiff nach Europa gebracht —, das nach  ein- oder zweimaligem Anziehen weggeworfen wird (weil sich bei dem Preis das Waschen ja kaum auszahlt!), ja, auf das wird selbstmurmelnd auch nicht zugunsten des von Oma »klimafreundlich« handgestrickten Pullis verzichtet. Das paßt ganz exakt zum Begehren, die Demo zu Unterrichtszeiten abzuhalten, und dadurch sich etwas an Schulstunden zu »ersparen« ...

Aber immerhin, Frau Bayrhammer schreibt im letzten Absatz etwas, das durchaus seine Berechtigung hat:
Gegen eine Freistellung spricht jedenfalls einiges. Was, wenn das nächste Thema heikler ist als das Klima? Wenn Schüler für den Austritt aus der EU, die Abschaffung der Republik, die Wiedereinführung der Todesstrafe demonstrieren wollen? Gibt es dafür auch schulfrei? Und wenn es Schülern wirklich so wichtig ist, für den Klimaschutz zu demonstrieren, dass sie am Freitag die Schule ausfallen lassen, müssen sie auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. 
DiePresse-Leser »Orphicus« bringt's auf den Punkt:
Chapeau, Frau Bayrhammer! Ihr letzter Absatz trifft den Nagel auf den Kopf. Meinungsfreiheit bedeutet eine Neutralitätspflicht des Staates. Wenn je nach persön-lichen Ansichten des Schulleiters für manche Demos schulfrei gegeben wird und für andere nicht, dann wäre das ein grundrechtliches Problem.
Ansonsten bin ich mit Ihnen nicht überall einer Meinung.
Wenn es Schülern wirklich so wichtig ist, für den Klimaschutz zu demonstrieren, dann sollen sie nicht die Konsequenzen für das Schwänzen tragen. Sie sollen nämlich gar nicht erst die Schule ausfallen lassen.
Denn kein Mensch hindert die Jugendlichen daran, ihre Demonstration außerhalb der Unterrichtszeiten abzuhalten. Ein "Streik" gegen die eigene Bildung ist keine gute Idee und hat in Wahrheit ja auch nichts mit dem Thema zu tun, um das es eigentlich geht.
Und dazu kommt dann noch die übliche Krux an solchen Geschichten: keiner weiß so genau wie viele Schüler aus echter Überzeugung und Engagement dort sind und wie viele nur, um nicht in der Schule zu sitzen. Oder einfach, weil es halt gerade in ist oder man dort mit Freunden Spaß haben kann. Demo als Party.
Und wie viele dieser Jugendlichen nehmen das Thema wirklich ernst und verzichten z.B. auf ein neues (energieintensiv hergestelltes) Smartphone, weil das Alte es eh noch tut? Wie viele fahren mit dem Zug in den Urlaub oder bleiben zu Hause, statt per Flugzeug um die Welt zu reisen? Usw. 
 Wozu sich dann erheiternde Dialoge entspinnen, wie z.B. dieser:
blattlausloewe

mir graut vor den ganzen rechten postern hier.
mir sind jugendliche, die engagement zeigen, lieber als die ganzen rechten poster, meiner generation, hier.
das ganze erinnert mich an die alten am balkon, bei den muppets.


Oberhuber



Mir graut vor Postern die alle ins rechte Eck stellen die nicht ihrer roten oder grünen Meinung sind. Engagement kann man auch in der Freizeit zeigen, aber da macht es sicher weniger Spaß.
 Der (nach vermutlicher Ansicht des blattlausloewen) »rechte« Blogger LePenseur amüsiert sich ...


1 Kommentar:

Heinz hat gesagt…

Dazu kommt, dass keiner so genau weiß, was die Schüler zu diesem Thema überhaupt wissen, außer der Gehirnwäsche, die sie von ihren linksgepolten Lehrern abbekommen haben.

Ich kann mich noch gut an meine Zeit in der Schule erinnern, da dachte ich auch ich wüsste jetzt alles, weil ich brav das nachplappern konnte, was der Professor vorgab, und ich mit einer 1 belohnt wurde.