„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 20. Mai 2019

Nochmal Ibiza

Aus Zeitnot nur ein paar weitere Gedanken zum Ibiza-Skandal. Ich komme auch nicht wirklich dazu, allen Kommentatoren zu antworten, aber alle werden gelesen!

Da war doch was Anfang April im „Standard“, über das auch die „Krone“ berichtete und die Foristen damals hämisch grinsend als „Verschwörungstheorie“ und „Aluhutgequatsche“ ablästerten: ausgerechnet aus den letzten verlorenen Krümeln des abgewrackten Bodensatzes aus Knittelfeld, dem „BZÖ“, blubberte es hoch, man hätte Informationen, dass die ÖVP an der Sprengung der Koalition arbeiten, diese nach der Europawahl beenden und für den Herbst Neuwahlen ausrufen würde.
Seit heute wissen wir, da muss einer eine verdammt gut polierte Kristallkugel gehabt haben.

Was, wenn die wirklich durch Zufall an Insiderwissen gekommen waren, weil die eh keiner als Gefahr ansieht und für voll nimmt? Was, wenn die ÖVP die Bombe nur etwas früher gezündet hat, weil der Koalitionspartner bereits absehbar zu stark geworden ist? In den TV-Shows sahen die Zuschauer nur einen einzigen Kandidaten, der sich offen gegen eine Vereinigten Staaten von Europa, gegen die Aufhebung des Einstimmigkeitsprinzipes bei EU-Entscheidungen über Souveränitätsrechte ausgesprochen und die Bestrafung renitent migrationsfeindlicher EU-Staaten abgelehnt hat, und das war Vilimsky von der FPÖ. Nachdem er sogar in der ORF-Show Edtstadler an die Wand nagelte und die blasse EU-Karteileiche Karas wie, nun ja, eben eine blasse EU-Karteileiche aussehen ließ, zog die ÖVP vielleicht den Joker einfach zwei Wochen früher als geplant.
Doskozil schmeißt inzwischen die Blauen im Burgenland raus und in Niederösterreich gärt es.
Wenn die Roten nach der voraussichtlich vergeigten EU-Wahl die Nullnummer JoyPäm ins Ausgedinge schicken und den linksextremen Flügel bändigen, kann bis September der SPÖ-Chef Doskozil heißen, und dann stünde Schwarz-Rot nichts mehr im Wege.

Eine andere Verschwörungstheorie ventiliert Merkels Busenfreundin Friede Springer über die Welt: der toiflische Russe stehe dahinter. Absoluter Nonsens, aber es erklärt, warum man als Lockvogel eine Russin einsetzte. Monatelange Vorbereitungen, perfekte Inszenierungen, das muss Unmengen an Geld verschlungen und einiges an Geschick und Kompetenz auf diesem Gebiet vorausgesetzt haben. Sowas macht auch keine „Investigative Rechercheplattform“ einer linksextremen Zeitung, weil die knallt den Reißer sofort raus und hebt ihn nicht zwei Jahre auf – investierte Kosten müssen wieder reinkommen, außer, jemand bezahlt für das Zurückhalten und Veröffentlichen zum gewünschten Zeitpunkt.

Ein anderer Verdacht sieht den deutschen Verfassungsschutz hinter der Aktion, gesponsert vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, schon wegen Böhmermann und der Veröffentlichung über deutsche Medien; aber das wäre eine geradezu gigantische Anschuldigung, denn das wäre ein Bruch geltenden Rechtes, Verfassungsbruch und außerdem ein von einem deutschen Geheimdienst akkordierter Regime-Change nicht nur in einem EU-Partnerstaat, sondern auch noch einem Staat, dem man vor 80 Jahren schon einmal die Minister nach Berliner Wunsch diktiert hat. Das hätte einen historisch ziemlich stechenden Geruch. Obwohl ich Gestalten wie Merkel und ihren Kettenhunden, was das angeht, jeglichen Hauch von Skrupel abspreche.

Und dann blökt auch noch die dralle Nahles über die mediale Weide, es wäre unerträglich, dass Strache sich eine Zeitung kaufen wollte und damit die geheiligte Demokratie untergraben. Ausgerechnet die kleine Pippi „Fresse“ Nahles, deren Partei ein ganzes Medienkonsortium besitzt und jeden Tag eine Millionenauflage an Tageszeitungen in Deutschland herausgibt, die reine Parteipropaganda verbreiten, ohne die explizit zu erwähnen sondern einen auf ganz normale Tageszeitung machen.

Dagegen ist das JoyPämmchen ja fast harmlos. Da hat sich Parteigenosse Ludwig in Wien Fellners Gratis-Blättchen „Österreich“ mit Millionenzuwendungen gekauft, also das gemacht, von dem der dusselige Strache vor der Russentusse herumgeprahlt hat, und residiert weiter im Roten Rathaus, und sein Vize Gudenus wird abgeschossen, weil er zusammen mit seinem Burschi-Kumpel im Suff Blödsinn gelabert hat, sich die „Krone“ kaufen zu wollen. Die jetzt aber Kurz‘ Kumpel Benko kassiert hat. Das grenzt schon fast an Realsatire: Die, die im Suff herumprahlen, werden an die Wand genagelt, und die, die es wirklich getan haben, führen dabei den Hammer.
Und keiner scheint es es mitzubekommen.

Je länger man drüber nachdenkt, desto schmieriger wird die Schmiere. Ich werfe mich wieder in die Arbeit, diese Woche wird es hier deshalb noch einmal eher schmal weitergehen. Aber es wird sicher jeden Tag was Interessantes passieren...

2 Kommentare:

gerd hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?v=goWVFfnM9hs

Mehr ist dazu wohl nicht zu sagen. Ich könnte es nicht besser......

Fiona hat gesagt…

Und wenn das Video aus dem Umkreis von Rene Benko kommt?
Der kann die Villa genug lang mieten, alles vorbereiten und nachher auch zuwarten, wann er es denn einsetzt.