„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Sonntag, 1. Dezember 2019

Ochs und Esel

Nachdem man bei der „Feier“ zum Mauerfall vor 30 Jahren nicht nur sämtliche irgendwie deutsch anmutende Optik, sondern auch jeglichen noch so leisen Hinweis darauf, es bei der „DDR“ mit einem menschenverachtenden Unrechtsstaat zu tun gehabt zu haben, penibel vermied, blubbern jetzt Artikel hoch, in denen zum Beispiel der RAF-Mord an Alfred Herrhausen auf ein technisches Gebrechen seines Dienstwagens, das er selbst zu verantworten hätte, geschoben (muss man sich mal klarmachen, wie in diesem Artikel praktisch festgestellt wird: „Selbst schuld, ohne seine Blödheit hätte er eh überleben können.“) und explizit erwähnt wird, dass eine Verbindung zur Stasi nicht gefunden werden konnte. Diese geschichtsklitternde Optik würde glatt irritierend wirken, wenn es nicht in einem Land passieren würde, in dem eine gestandene FDJ-Matrone das Szepter hält, die sich von alten Stasi-Getreuen dabei stützen lässt und Leute, die trotzig darauf beharren, es in Hohenschönhausen mit einem brutalen Stasi-Knast für politische Gefangene zu tun zu haben, aus dem Amt entfernen lässt.
Die Sieger schreiben die Geschichte, sagt man. Wenn man das Umschreiben der Geschichte anschaut, wie es im Moment stattfindet, dann hatte Honecker doch Recht: Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs‘ noch Esel auf. Ganz im Gegenteil, Ochs‘ und Esel sitzen heute in den Redaktionsstuben und schreiben ihn wieder schön und herbei...

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