„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 15. März 2018

Frau Duygu Özkan gibt zu bedenken

von LePenseur


Und zwar in einem Artikel, den DiePresse heute veröffentlichte:


Afghanistan vor der Burka: Ein Bild als Symbol

Drei moderne Frauen in Kabul: Die Aufnahme wird immer wieder in sozialen Medien herumgereicht - als Beweis dafür, dass es Frauen in Afghanistan früher besser ging. War das so? Gedanken zu einem Bild. 


Regelmäßig geistert ein Bild durch die sozialen Medien, das den Usern vermeintlich vor Augen führt, dass früher alles besser war. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt eine Straßenszene in Kabul, es sind die frühen 1970er Jahre: Zu sehen sind drei junge, lachende Frauen, sie tragen modische Miniröcke und Blusen, offene Haare und Plateau-Schuhe. „Cabul 1970s, antes do Taleban“ ist auf manchen Kopien dieses Bildes auf Portugiesisch zu lesen: Kabul, vor den Taliban.
(Hier weiterlesen)
Na, so a Frechheit! Da käme man doch glatt auf den Gedanken, daß es ante Taliban besser gewesen sein könnte, als post — so ganz überhaupt, und für Frauen speziell. Daß in Rein(un)kultur gelebter Islam schlichtweg Freiheit zerstört und Leben vermiest. Also sowas geht doch einfach net, Leute! Frau Özkan sieht sich bemüßigt, Bedenken zu tragen, und kleidet die in die abschließenden Worte:
Im Vergleich zur Taliban-Herrschaft zeigt das viel „zitierte“ Schwarz-Weiß-Bild natürlich eine andere Welt, aber auch diese frühere Welt war patriarchalisch geprägt. Hatten die Frauen damals die gleichen Berufschancen, den gleichen Gehaltszettel wie die Männer, genau so viel öffentliche Präsenz, gab es weniger Gewalt gegen Frauen? Das alles beantwortet dieses Bild nämlich nicht. Im „Guardian“ schreibt die Journalistin Rossalyn Warren, dass diese Aufnahme oft auf rechtsgerichteten Seiten herumgereicht wird, als Erklärung dafür, wie die Frauen im Islam unterdrückt werden und als Warnung dafür, dass die Flüchtlinge das heutige Europa in ein weiteres Afghanistan umwandeln könnten. Wie auch immer: Schnell lässt sich sehr viel in ein Bild wie dieses hineininterpretieren.
Nun, Frau Özkan: mag sein, in dieses Bild läßt sich viel hineininterpretieren. Aber aus Ihrer Apologie (geschickt versteckt, aber doch erkennbar!) des Islam läßt sich auch viel herauslesen, was man so auf linksgrichteter Seite als gedankliches Strickmuster ge- und mißbraucht.

In aller Kürze daher auf Ihre Bedenken geantwortet: Ja, auch vor Taliban war die Welt in Afghanistan (und nicht nur dort) »patriarchalisch geprägt«. Aber Frauen wurden, weil sie mit dem Nachbarn ein paar Worte gewchselt haben und/oder keine Burka trugen, nicht gleich gesteinigt. Immerhin.
Wenn ein nach einem Unfall Beinamputierter gefragt wird, ob er seine zweites Bein wieder haben will, dann wird er es bejahen — auch wenn ihn dort früher ein Ekzem geplagt, oder Plattfüße geniert haben. Amputationen dadurch schönzureden, daß man darauf verweist, daß man früher Plattfüße hatte, halte ich für einigermaßen befremdlich ...

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