Nein, nicht „Das Runde muss ins Eckige“ oder „Alles andere ist
primär“.
Es geht um Regeln. Wer ein mutwilliges Foul begeht, bekommt eine
gelbe Karte gezeigt. Bereits die zweite gelbe ist an eine rote
gekoppelt und das Spiel ist für den Knüppler aus. Wenn er es
übertreibt und ein schweres Foul begeht, gibt es gleich die rote.
Was man damit vermeidet? Dass einer 400
Mal ein Foul begeht.
Das dürfte neuer Rekord sein für einen Jungspieler aus der
Integrationsmannschaft.
„Ein junger Mann aus Plauen steht wegen 13 Straftaten vor
Gericht. Polizei und Staatsanwaltschaft sollen jedoch in 400 Fällen
gegen ihn ermitteln. Dabei kam der Mann erst vor zwei Jahren nach
Deutschland.“
Ein junger Mann aus Plauen, der vor zwei Jahren nach Deutschland kam?
Und ich dachte immer, Plauen liegt in Deutschland. So kann man sich
irren. Aber seitdem aus Städten wie Aleppo mehr Menschen fliehen
konnten, als darin gewohnt haben, und trotzdem noch welche übrig
blieben, wundert mich geographisch gar nichts mehr. Deutschland wird
ja auch am Hindukusch verteidigt und der Hindukusch grenzt direkt an
Nordrhein-Westfalen, weshalb dort auch wie aus dem Nichts afghanische
Flüchtlinge auftauchen. Zusammen mit den syrischen, die mal eben aus
Homs, das liegt gleich neben Frankfurt am Main, rüberkommen. In
Frankfurt landen übrigens auch Schlauchboote an, die von Tripolis
gestartet sind, mit Togolesen aus Ghana an Bord. Geographie ist ein
soziales Konstrukt, das durch Sprechakte neu umgeordnet werden muss.
Landkarten sind patriarchalisch-faschistische
Unterdrückungsinstrumente der turbokapitalistisch-neoliberalen
Unterdrückerkaste aus alten weißen Männern.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in 400 Fällen. Der nächste
Punkt. Wie viele Straftaten kann man pro Woche so begehen (und das
sind ja nur die bekannten und zugeordneten), ohne von Staatsorganen
behelligt zu werden? Wie oft schafft man das Parken im Parkverbot,
ohne ein Knöllchen zu kassieren? Wie viele Knöllchen kann man
ignorieren, bis sich der Staat intensiv um einen kümmert? Und: wie
bedroht muss das Leben dieses armen Traumatisierten in seiner Heimat
sein, dass er hier um Schutz flehen muss und sich trotzdem leisten
kann, sich zu benehmen wie das mieseste Arschloch?
„Bereits
im Oktober 2017 wurde er vom Amtsgericht Plauen wegen gefährlicher
Körperverletzung zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt.“
Zu einer Zeit, als die Staatsanwaltschaft bereits in hunderten Fällen
gegen den Typen ermittelt, wurde der wegen gefährlicher
Körperverletzung zu acht Monaten verknackt und auch noch auf
Bewährung wieder auf die Öffentlichkeit losgelassen? Das
Strafmaß liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Und der
bekommt Bewährung. Dieses Urteil der vollkommen
realitätsabgekoppelten Kuscheljustiz war eine geradezu schriftliche
Einladung an das Früchtchen, jetzt aber mal so richtig loszulegen.
Ich meine, bei hunderten Straftaten erwischt oder diesen zugeordnet,
endlich im Gerichtssaal, und dann wieder Freiheit? Was muss der
denken? Hier ist das Paradies für Kriminelle?!
Naja, ist es ja auch. Solange sie keine Deutschen sind.
„Vor
Gericht wirkt der 21-Jährige der Zeitung zufolge entspannt….“
Kein Wunder. Erfahrung prägt den Menschen.
„Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Menschen bedroht,
beraubt, körperlich angegriffen und verletzt zu haben. Hatem H.
drohen bis zu 15 Jahre Haft.“
Ach, was soll‘s. Das letzte Mal „drohten“ zehn Jahre Haft, und
wieviel hat er bekommen? Richtig: ein Dudu mit Zeigefinger und
strengem Blick. Der macht sich doch in die Hose vor Lachen.
Mit was muss er jetzt wirklich rechnen? Diesmal zwölf Monate und
davon nur zehn auf Bewährung? Und die U-Haft wird rückwirkend
angerechnet und für die Zeit darüber hinaus eine üppige
Entschädigung des Staates ausbezahlt?
Ich vermute, wir werden es nicht erfahren, weil das Urteil dann eher
nur in der Lokalpresse erscheint.
„Laut
„Bild“ soll er unter anderem nach einem Streit einen Passanten in
den Bauch gestochen, einem anderen eine abgebrochene Bierflasche über
den Kopf geschlagen haben.“
Er wollte eigentlich gar nicht zustechen, aber plötzlich war da
dieses Messer, dass der Andere in der Hand hatte und sich selbst in
den Bauch gerammt hat…
Oder das ist nur ein Schrei nach Liebe. Die bösen Nazi-Sachsen haben
ihn nicht willkommen genug geheißen und sich nicht genug um sein
sensibles traumatisiertes Ich gekümmert. Niemand hat ihn zu Kaffee
und Kuchen eingeladen, ihm freiwillig sein Haus als Bleibe angeboten
oder zu seiner Tochter ins Kinderzimmer gelassen. Da muss ein
Schutzerflehender doch irgendwann verzweifeln…
„Die Polizei will sich um den Kriminalitätsschwerpunkt
Postplatz kümmern, das kündigte sie bei der Vorstellung der
Kriminalitätsstatistik an. Sie will auf dem Areal mehr Präsenz
zeigen. Nachgedacht wird auch über einen sogenannten
Kontrollbereich, in dem die Polizei jeden Passanten überprüfen
kann.“
Und welche wird sie überprüfen? Ausreichend Deutsche, um nicht in
den Verdacht zu kommen, „racial profiling“ zu betreiben? Wetten,
dass sich Idioten finden werden, die mit der Handykamera den ganzen
Tag mitfilmen und dokumentieren, wie faschistisch und rassistisch der
böse Staat gegen arme Schutzerflehende wie das Goldstückchern oben
vorgeht, während er Nazisachsen mit Samthandschuhen angreift?
Wetten, dass die Polizei jetzt erst zehn harmlose Passanten
kontrollieren muss, um auch nur eines der Goldstücke aufzufordern,
mal freiwillig seinen Namen zu sagen? Schikanen gegen Unbescholtene,
um ihnen vorzugaukeln, man würde etwas gegen eingewanderte
Kriminelle unternehmen.
Ach ja, die meisten Deutschen wollen genau diese Zustände. Sie
wollen auch Kandel oder Würzburg. Das gehört dazu, das macht den
Alltag bunt, vor Allem rot.
Woher ich das weiß?
Weil am Sonntag die Chance da gewesen war, mitten in der Hauptstadt
seinen Unmut mit dieser Politik und dieser Regierung auf die Straße
zu tragen und ein machtvolles Wort zu sprechen. Ein Land mit mehr als
80 Millionen Einwohnern. Eine Millionenstadt. Und keine 6.000 Hanseln
aus dem ganzen Bundesgebiet, die von 25.000 herangekarrten
Party-Studenten der Humboldt-Uni lachend niedergebrüllt werden.
Tja, Leute, Ihr hattet Eure Chance. Sie war angekündigt. Es haben
genug gewusst. Wenn nur ein Viertel der Unterzeichner der Gemeinsamen
Erklärung auch aus dem Sessel aufgestanden wären, hätte es eine
Null mehr gegeben und doppelt so viele Demonstranten als linke
Dagegenkrakeeler. Wenn in einer Millionenstadt, der Hauptstadt eines
Landes, in der Fälle wie der obige an der Tagesordnung stehen, an
einem sonnigen Sonntag nach monatelanger Planung und Ankündigung nur
eine Handvoll Leute zusammenkommen, dann habt Ihr fertig.
Denn auch das lernt man beim Fußball: Wenn man keine Fans hat, die
auch ins Stadion kommen, kann man nicht gewinnen.
Deutschland schafft sich nicht nur ab, die Deutschen wollen sich
abschaffen, sie sind offenbar mehrheitlich beseelt von
Todessehnsucht, um endlich die Welt von ihrem widerlichen Selbst zu
befreien.
Na gut, sollen sie.
Aber irgendwie habe ich das Gefühl, in Österreich sieht es nicht
anders aus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen