„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 4. Juni 2018

Detail

Manchmal stecken die Teufelchen im Detail.
So wie bei diesem Sittenbild aus Buntland, um das die teutonischen Agenturkopisten mehrheitlich einen ebenso stillen wie weiten Bogen machen.

Ein sonst ehrenwerter Flüchtlingshilfeverein steht am Abgrund.“

Nett, dass der Kölner „Express“ dem Verein, dessen Chef offensichtlich mal ein bisschen, wie soll ich sagen, den Kern gemacht hat („Ich hole mir nur, was mir zusteht!“), gleich einmal die persilweiße Weste der Ehrenwertigkeit überstülpt. Woher will man das wissen, wenn gerade solche Betrügereien des Geschäftsführers an die Öffentlichkeit kommen? Egal, kann mit dem Detail zu tun haben.

Gegen den verhafteten Deniz A. (36), vor 14 Jahren Mitgründer von „Zof e.V.“ („Zukunftsorientierte Förderung“), ermittelt das Landeskriminalamt. A. soll 2 Millionen Euro aus Flüchtlingsgeldern veruntreut haben. (…) Den Verein trifft zunächst kein Tatvorwurf.“

Ach. „Flüchtlingsgelder“, und das gleich mal lapidare 2 Millionen, da müssen ganz schön dicke Semmeln gebacken werden, denn den Betrag muss man erstmal zusammenbekommen. Aber dass es in der Asylindustrie nicht um Peanuts geht, weiß eh jeder.
Und dann der Name: „Zof“, da klingt ja der Ärger schon raus.
Dass dem Verein als solchem hier nochmals verstärkend explizit die Unschuld bestätigt wird, kann auch mit dem Detail zu tun haben.

Herr A. steht im Verdacht, rund 2 Millionen Vereinsgelder für private Zwecke veruntreut zu haben, etwa für Schmuck, Urlaubsreisen und Leihwagen.“

Kann man ja verstehen, wenn man liest, wie sich die Lokalpolitik in der vorbildlichen Flüchtlingsbetreuung des Vereins gesonnt und den „Herrn A.“ dankenswert zu Sekt und Brötchen eingeladen hat. Der wollte eben auch ein Stückchen von dem Kuchen, dessen Aufteilung an den Futtertrögen der Politik so gerne üppig gefeiert wird. Wer erscheint schon gern in Sackleinen und fährt mit einem alten Micra vor, wenn man zum Schulterklopfen vor laufender Kamera geladen wird?

Gegenstand der Ermittlungen sollen auch die Anschaffung einer feudalen Eigentumswohnung in Meerbusch und eine Personal-Kreuzfahrt mit einem Luxus-Party-Schiff auf dem Rhein für über 10.000 Euro sein.“

Eben. Wer feste arbeitet, der soll auch Feste feiern. Und die Kohle ist ja da, man lässt sich die „Betreuung“ von „Flüchtlingen“ ja etliches kosten, egal ob die wirklich da sind oder nicht und die wievielte Identität die da gemeldet haben, wer kontrolliert das schon? Die Plätze sind da, Meldungen kann man besorgen und der Rest ist fette Kohle zum Abgreifen. Dass das anscheinend in diesem Verein ganz besonders leicht ging, kann natürlich mit dem Detail zu tun haben.

„Aber im Verein gab es keine Verwendungs-Kontrolle, mangelhafte Buchführung und fragwürdige Rechnungen über Essens-Versorgung und Wachpersonal, dessen Chef auch im „Zof“-Vorstand war – Vetternwirtschaft!“

Ach, Vetternwirtschaft? Wer hätte denn das gedacht? Und keine ordentliche Buchführung? Keine Verwendungs-Kontrolle? Fragwürdige Rechnungen? Ich denke, der Verein steht außerhalb jeden Verdachts, und jetzt stellt sich heraus, dass es dort keine Kontrolle, gefakte Rechnungen und mangelhafte Buchführung gab?
Und ist für die Kontrolle des Vereins auf ordentliche Verwendung von Millionen aus Steuergeldern, Fördertöpfen und Spendenkassen, für die Überprüfung der Bücher und den kritischen Blick Richtung Vetternwirtschaft nicht auch so ein klitzekleines bisschen das Land verantwortlich, mit dem der Verein immerhin seit 14 Jahren seine Geschäfte macht? Das ihm die Millionen überweist? Denkt man sich so, ist in diesem Fall aber anscheinend nicht so. Kann natürlich mit dem Detail zu tun haben.

Jedenfalls hat der Verein ruckzuck einen neuen Geschäftsführer erhalten: Bülent A., der ein eindeutiger Feind der Vetternwirtschaft zu sein scheint, denn er gibt zu Protokoll:

Die Vorwürfe gegen meinen Bruder kommentiere ich nicht, sie müssen noch erwiesen werden. Ich arbeite an der Klärung mit, versuche den Verein und die anerkannte Integrations-Arbeit fortzuführen und den Verein neu aufzustellen.“

Ah, ja. Da erwartet man sich auch eine objektive und absolut neutrale Aufarbeitung aller Vorgänge um seinen, äh, Bruder. Nur böse Hetzer könnten auf die Idee kommen, dass der eigene Bruder nicht die beste Adresse für eine streng objektive Vorgehensweise sein könnte. Denn Familienbande haben nichts, aber auch gar nichts mit dieser ganzen Causo zu tun!
Das muss ein für Alle mal klargestellt werden!
So, mehr muss man dazu nicht sagen.

Aä.

Stimmt.
Fast hätte ich es vergessen. Da war ja noch ein Detail:

A., dessen Schwester an hoher Stelle in einem NRW-Ministerium arbeitet, konnte jahrelang schalten und walten, wie er wollte. Die Millionen kamen von Bezirksregierungen und vom Land.

„Ein NRW-Ministerium“ entpuppt sich nach kurzer Recherche (Website des Vereins, voller Name des Bruders von der Schwester…) in den dortigen Organigrammen als das „Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen“, Referat 315 „Ganztagsbildung, Kulturelle Bildung in der Kinder- und Jugendhilfe“. Na, watt ein Zufall auch! An der Quelle saß ein Knabe. Denn neben der „Flüchtlings“-Betreuung liegt der Fokus des Vereins auf Jugendarbeit und Streetworking.

Hätte jetzt der „Express“ auch selbst rausfinden können, vor Allem da die Gebrüder A. aus der Sportberichterstattung der letzten Jahre bekannt sein durften. Aber die Journis wollen ja auch mal wieder zum nächsten Sektempfang der Ministeriellen geladen werden, also hängt man da einen kleinen Schleier davor. Macht nix, dafür hat man ja Blogger, die machen das gratis und in zwei Minuten. Und die werden nie zu Sektempfängen geladen.

Ich bin ja schon gespannt, wie sehr der Herr Bülent A. an der Klärung der Verstrickungen seines Bruders mit seiner Schwester mitarbeitet, während er in guter Familientradition anscheinend weiter schalten und walten kann, wie er will. Mit Vereinsarbeit hat er ja Erfahrung, letzte Station DFB, immerhin ein Verein, zu dem ich auch nur sagen kann und muss, dass der wohl über jeden Zweifel erhaben ist. Und dort hat er vor zwei Jahren mit folgenden Worten gekündigt.

Ich bin somit im neuen Jahr frei für neue Herausforderungen und neue Aufgaben.“

Na dann.

2 Kommentare:

sokrates9 hat gesagt…

Kann mir nicht vorstellen, dass wer mit dem urdeutschen Vornamen " Bülent" nicht korrekt arbeitet! :-)

Anonym hat gesagt…

Sicher nicht alle, aber einige der Streetworker/innen haben nichtmal eine abgeschlossene Ausbildung. Einzige Qualifikation die erforderlich war um auf die Jugendlichen losgelassen zu werden war die Muttersprache "nicht deutsch". Normalerweise braucht man als Streetworker ein Bachelorstudium. Erschreckend, dass die Landesjugendämter offenbar keine Personalvorgaben an ihre Dienstleister richten oder, falls vorhanden, diese nicht überprüfen.
Und was den Sicherheitsdienst in den ehemaligen Flüchtlingsunterkünften betrifft... Das wären Herrn A.s gute Freunde die da kräftig kassiert haben und sich in die Türkei abgesetzt haben. Zufall?!
Ein Schelm wer Böses denkt!