Was ist geschehen?
20 Jahre lang
Für Russen spioniert: Offizier kassierte 300.000 €
Geheimschrift, Satellitenkommunikation und tote Briefkästen: Deutlich länger als Oberst Alfred Redl belieferte ein jetzt aufgeflogener Offizier (70) Russland mit Informationen aus dem Bundesheer. Er erhielt dafür 300.000 Euro.
09.11.2018 05:30
[...] Nach den ersten Informationen aus Ermittlerkreisen könnte der vom Salzburger Oberst (70) verursachte Schaden noch größer sein als jener durch die berühmt-berüchtigte Affäre des bekannten k.u.k.-Oberst Alfred Redl (siehe unten): Der Offizier begann seine Spionagetätigkeit bereits in den 90er-Jahren, er war demnach etwa 20 Jahre für Russlands militärischen Geheimdienst aktiv.
(Hier weiterlesen)
Manchmal fragt man sich schon: für wie blöd halten die uns eigentlich? Wer auch nur rudimentär über die Spionagetätigkeit des k.u.k. Obristen Redl informiert ist, weiß, daß damals eine Großmacht (Rußland) die geheimen Militärpläne einer anderen Großmacht (und Österreich-Ungarn war damals eine der sechs europäischen und acht weltweiten Großmächte, wenn auch nur an vorletzter Stelle, aber immerhin!) ausspionierte, und diese Spionageergebnisse u.a. im Ersten Weltkrieg für den recht desaströsen Kriegsverlauf der ersten Monate an der Ostfrront in Galizien verantwortlich waren (bis die deutschen Verbündeten unter maßgeblicher Leitung v. Mackensens die Chose retteten — Gorlice, falls das noch jemandem was sagt ...).
Das heutige Österreich hingegen ist ein militärisch völlig bedeutungsloser Kleinstaat, und durch die Expansion der Nato nach Osten fast ausschließlich von Nato-Mitgliedern umringt (und durch die EU selbst mit der Nato informell verwoben). Dementsprechend verhalten ist der Schockzustand bei den meisten Lesern der KRONE auch ausgefallen. So meinten bspw.
we.can.doitnow
Hat er etwa verraten, dass die (von unfähigen Politikern angekauften) Eurofighter sowieso kaum fliegen können?
Levante.1
Die mahnenden Worte des BK Kurz werden sich die Russen sicherlich zu Herzen nehmen.Hätte nicht gedacht, dass die sich auch für Antiquitäten und Schrott interessieren
Monja123
Wenn sonst nichts geht muss eben ein Fiktiver-Feind geschaffen werden, man sieht das es funktioniert. Jetzt kann man beginnen das EU-Heer aufzustellen.
corvette
Ich verstehe es ja. Die Russen müssen wissen, ob 5 oder 7 unserer Eurofighter flugbereit sind. Bei der Panzerwaffe glauben die eh, wir haben das technische Museum ausgeräumt.
Ach, »Eurofighter« war jetzt natürlich irgendwie ein Stichwort. Die engagierte Internet-Journalistin Alexandra Bader findet auf ihrem stets lesenswerten Blog »Ceiberweiber« klare Worte zu der ganz schrecklichen Affaire:
Ein nicht namentlich genannter Offizier, der seit fünf Jahren in Pension ist, soll beginnend in den 1990er Jahren und bis 2018 dem russischen Militärgeheimdienst GRU Informationen geliefert haben. Dies lässt Journalisten verständlicherweise vor Erregung bibbern, die gewohnt sind, bei Spionage etwa der USA wegzusehen, die gar nicht wissen, wie man diese erkennen kann. Es gab eine kurze Pressekonferenz mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und Verteidigungsminister Mario Kunasek, bei der zu erfahren war, dass Außenministerin Karin Kneissl den russischen Geschäftsträger zu sich zitierte und eine Moskau-Reise absagte. Kunasek hat die Justiz eingeschaltet, sein Generalsekretär Wolfgang Baumann, der selbst vom Heeresnachrichtenamt kommt, hat dieser eine Sachverhaltsdarstellung übermittelt. Kurz zufolge wird es sich auch wegen eines weiteren Spionagefalls in den Niederlanden auf das Verhältnis zwischen Russland und er EU auswirken, wobei Spionage natürlich in gar keinem Fall geht. Wirklich?
Tja, schon irgendwie interessant, wie blitzartig unsere Systempresse anspringt, wenn es bloß gilt, die transatlantische Agenda »kein Friede mit Rußland« zu bedienen, und wie schweigsam sie wird, wenn die Spionage unserer »Freunde« in Washington D.C. irgendwo auffliegt. Und hat man irgendwo etwas davon gelesen, daß Österreich seine Kontakte zu Deutschland auf Außenministerebene sistiert hätte, nachdem unlängst folgendes (von garantiert nicht Putin-freundlicher Seite!) berichtet wurde:
Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) hat in Österreich tausende Ziele im Visier – und das bereits seit den späten 1990er-Jahren. Das geht aus einer Liste an Spionagezielen in Österreich hervor, die STANDARD und "Profil" vorliegt. Der BND nahm Ministerien in Wien, Firmen, internationale Organisationen, islamische Einrichtungen ebenso wie Terrorverdächtige und Waffenhändler ins Visier. Selbst für Universitätsprofessoren interessierte sich der Geheimdienst. Sie alle wurden elektronisch ausgespäht. Das zeigt die Liste sogenannter Selektoren, die fast 2.000 Ziele umfasst: etwa Telefonnummern, Faxanschlüsse, E-Mail-Adressen oder Namen. Die Selektoren sind mit unterschiedlichen Kürzeln versehen: TEF steht etwa für "Terrorismus-finanzierung", GWI für "Geldwäsche International". Die abgefangenen Informationen wurden laut Liste auch mit anderen Geheimdiensten geteilt. Der BND tauschte etwa Informationen mit der US-amerikanischen NSA aus, die ihm dafür Abhöreinrichtungen zur Verfügung stellte.Und der kurze Hinweis auf Österreichs angeblich »immerwährende Neutralität«? Nun, die war und ist das Bundesgesetzblatt-Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt steht. Man lese in der amtlichen »Wiener Zeitung« vom 15.11.2013, was in der damaligen NSA-Affaire in Deutschland so berichtet wurde:
(Hier weiterlesen)
Bemerkenswert ist, dass dem Heeresnachrichtenamt allgemein ausgezeichnete Arbeit und hohes technisches Niveau attestiert wird; einer nennt das HNA gar "den mit Abstand besten Truppenteil des Landes" – da ist es fast schade, dass das Heer seine heimlichen Stars nicht publikumsgerecht in Szene setzen kann, etwa bei der Show am Nationalfeiertag. Von der ansonsten viel beklagten Ausrüstungsmisere sind die Spione demnach ausgenommen. Tatsächlich dürften Investitionen in die Nachrichtendienste politisch weitgehend unumstritten sein, jedenfalls erfährt man – im Unterschied etwa zu herkömmlichen Waffenkäufen – selten davon. Was die Qualität angeht, so ist ein ehemaliger Spitzenmilitär überzeugt: Man könne "alles abfangen, was gesendet wird", nur bei den Empfängern stehe man, bildlich gesprochen, vor verschlossenen Türen.Der gute Ruf rührt noch von Zeiten des Kalten Krieges her, als Österreich - mit technischer Unterstützung der USA - jederzeit recht gut über die militärischen Vorgänge jenseits des Eisernen Vorhangs informiert gewesen sei. Und dass HNA & Co auch später sehr wohl zu "liefern" imstande sind, bewiesen sie Ende der 90er Jahre, als sie das Stichwort der serbischen Polizeikräfte für den Angriff auf die albanische Unabhängig-keitsbewegung UCK im Kosovo abfingen.Österreichs völkerrechtliche Neutralität betrachten die heimischen Nachrichtendienste dabei nicht wirklich als Hindernisgrund, schließlich verlange diese – eng gefasst – lediglich die Nichtteilnahme an militärischen Bündnissen sowie die Ablehnung ausländischer Streitkräfte im Inland. Tatsächlich haben sich auch die Sowjets nie groß über die freundschaftlichen Bande zum US-Geheimdienst beschwert, schließlich war auch im Osten kein Geheimnis, auf welcher Seite Österreich weltanschaulich steht. Im Gegenzug übten die heimischen Behörden eine gewisse Toleranz gegenüber den Aktivitäten von KGB & Co; und schließlich waren auch die wirtschaftlichen Beziehungen Wiens mit dem Osten zum beiderseitigen Vorteil.
Der deutsche
Bundesnachrichtendienst (BND) hat in Österreich tausende Ziele im Visier
– und das bereits seit den späten 1990er-Jahren. Das geht aus einer
Liste an Spionagezielen in Österreich hervor, die STANDARD und "Profil"
vorliegt. Der BND nahm Ministerien in Wien, Firmen, internationale
Organisationen, islamische Einrichtungen ebenso wie Terrorverdächtige
und Waffenhändler ins Visier. Selbst für Universitätsprofessoren
interessierte sich der Geheimdienst. Sie alle wurden elektronisch
ausgespäht. Das zeigt die Liste sogenannter Selektoren, die fast 2.000
Ziele umfasst: etwa Telefonnummern, Faxanschlüsse, E-Mail-Adressen oder
Namen. Die Selektoren sind mit unterschiedlichen Kürzeln versehen: TEF
steht etwa für "Terrorismusfinanzierung", GWI für "Geldwäsche
International". Die abgefangenen Informationen wurden laut Liste auch
mit anderen Geheimdiensten geteilt. Der BND tauschte etwa Informationen
mit der US-amerikanischen NSA aus, die ihm dafür Abhöreinrichtungen zur
Verfügung stellte. -
derstandard.at/2000081647150/Die-Liste-Wen-der-deutsche-Geheimdienst-in-Oeste
1 Kommentar:
Wau, ein Geheimdienst spioniert, also das geht wirklich nicht. Ich dachte immer, die versorgen hungernde Kinder in Afrika und kümmern sich um arme Tiere im Tierheim. So machen das doch die Deutschen, die Engländer und die Amerikaner, oder nicht?
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