„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 24. Dezember 2018

Lügenpresse

Wenn eine Demonstration, auf der nur einer der Teilnehmer den Hitlergruß zeigt (blöderweise auch noch ein linksradikaler Provokateur und RAF-Fan) , damit automatisch zu einem reinen Nazi-Aufmarsch wird, zu was wird dann eine Presselandschaft, in der nur ein Einziger der Lüge und des Betruges überführt wurde? (Wenn es nur ein Einziger wäre; wir erinnern uns wie erst vor wenigen Wochen laut ZDF ein „Deutscher“ in einer „städtischen Unterkunft“ einen brutalen Mord beging, während die böse rechte Fake-News-Presse die ebenso alternative wie reale Realität verbreitete, es handle sich um einen Kenianer in einer Asylantenunterkunft. Das hat System.)
Die Antwort steht eh im Titel, es gibt nichts zu gewinnen.

Der eigentliche Skandal am Fall des Lügenbarons Relotius ist nicht, dass der gelogen hat bis sich sogar die Holzatome in dem vor ihm liegenden Blatt Papier gebogen haben, um in den Medien das Bild einer Welt zu transportieren, die dem durch Kanzlerische Deutungshoheit vorgegebenen Narrativ entspricht – das sehen viele Journalisten ja als ihre Aufgabe an; Abgänger geisteswissenschaftlicher Fakultäten haben lange genug gelernt, dass Realität durch Sprache konstruiert wird – sondern dass er dafür mit hohen Medienpreisen dekoriert und frenetisch jubelnd gefeiert wurde. Wäre er mit seinen Märchen als zweitklassiger Schmierfink in der Hintertupfinger Bergwoche erscheinen und unter dem Radar großflächiger Meinungsbildung geblieben, könnte man das als kleines Hoppala abtun, das mal eben so passiert ist. Aber als gefeierter Star-Journalist für die verschiedensten großen Medienhäuser ist der Skandal eben nicht sein Lügen, sondern die Begeisterung einer ganzen Branche, die Besoffenheit, endlich die Geschichten geliefert zu bekommen, die man haben möchte.

Das gesamte System der Medien hat sein Komplettversagen zelebriert. Es hat Leute geschlachtet, die es wagten, unbequeme Wahrheiten beim Namen zu nennen, und Leute gefeiert, die rührselige Märchen erfunden haben. Die ganze Branche steht komplett ohne Kleider da.

Besonders peinlich jetzt das rührselige Gewinsel der „Spiegel“-Redaktion: Während man als privater Blogger – gerne auch von mächtigen Medienhäusern verklagt – persönlich sogar für Inhalte haftbar gemacht wird, die auf Webseiten stehen, zu denen man nur verlinkt hat, putzt sich die für den Inhalt jedes in ihrem Blatt erscheinenden Wortes voll verantwortliche Redaktion jetzt weinerlich ab, man wäre ja nur ein armes Opfer und betrogen worden. Eine präpotente und besserwisserische Redaktion, die die gesamte Bundestagsfraktion der AfD lächelnd verantwortlich macht für jeden rechten Rülpser, der von einem ehemaligen Ortsfunktionär abgesondert wird, will also keine Verantwortung für die inhaltliche Richtigkeit der Beiträge ihres Blattes tragen? Vom hohen Ross selbstgefühlter moralischer Überlegenheit wird auf jeden herabgespuckt, dem auch nur der kleinste Fehler unterläuft, aber wenn sie selbst beim Versagen des kompletten Systems erwischt werden, dann lehnen sie jede Verantwortung ab und betteln um Verständnis und Nachsicht – also genau das, was sie anderen niemals zugestehen?
„Kauft unser Schmierblatt aber erwartet nicht, dass wir eine Garantie für die Richtigkeit des Inhaltes übernehmen!“
Und die wundern sich über rückläufige Abonnements und greinen nach Stütze vom Staat, weil sie doch so brave Systemschreiberlinge sind? Es wäre lächerlich, wenn es nicht inzwischen die Grenze zum Widerlichen überschritten hätte.

Sorry, aber würden die die gleichen moralischen Maßstäbe an sich selbst anlegen, die sie bei jedem Andersdenkenden einfordern, müsste die komplette verantwortliche Redaktion kündigen und sich auf Stricken und Häkeln umschulen lassen. Das wären wenigstens mal produktive und sinnvolle Tätigkeiten, und da würde man es eher entschuldigen, wenn sie sich bei dem misslungenen Pullover auf die schlechte Qualität der Wolle rausreden.
Aber so passt diese verlogene realitätsverbiegende Meinungsmacher-Horde millimetergenau in das Raster einer Regentin, die glaubt, allein die absolute Wahrheit zu besitzen und aus mehrsekündigen Videoschnipseln einer Antifa-Hetzertruppe auf Twitter die Berechtigung zu ziehen, dem Untertanenpack zu verkünden, was Ihro huldvollste Meinung ist, die der Pöbel gefälligst zu teilen habe. Renitente Beamte, die das Wort Ihro Majestät anzuzweifeln sich erfrechen, nur weil sie aufgrund ihrer Position wissen, was wirklich passiert und nicht passiert ist, werden geschlachtet.

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