„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 15. Januar 2019

Vom Zwitschern und vom Mimimi

Hahaha, ein ganz besonderes Schmankerl aus dem (sich selbst als „liberal“ sehenden) rosaroten Kampfblatt der Linksextremen, dem „Standard“: es geht um Politiker, die beim Twittern „ausgerutscht“ sind, also irgendwie so ein bisschen was Blödes ins Netz gestellt haben und dafür von der Netzgemeinde ganz böse geschlachtet werden. Also so richtig brutale shitstorms erleben müssen. So 30 oder 50 Kommentare, von denen eine Handvoll negativ ausfällt, da kollabieren die Schneeflöckchen ja schon vollkommen und ihre Begleitpresse bauscht das zum Staatsakt mit Blasmusik auf.

Oh, dachte ich, kommt jetzt endlich selbstreflektierend zerknirschte Einsicht ob der genüsslichen Hetze, die bei jedem Trump-Tweet aufkocht oder wegen der teils wochenlangen Zerfleischung irgend eines Jahre zurückliegenden Tweets eines ehemaligen FPÖ-Mitglieds aus Hintertupfingen in der ultralinken Filterblase des eigenen Mediums?
Mit Nichten und Neffen.
Man beweint nur tränenreich den Twitter-Abgang des grünen Pöbelheinis Habeck, dessen Entgleisungen natürlich nur böse „Stolperfallen“ waren (ohne mal zu hinterfragen, wer ihm heimtückisch solche gestellt haben sollte), jammert über den unglücklichen Auftritt roter Rolex-Genossinnen und gräbt irgendwelche tanzenden Latinas in den USA aus, um nur ja einen möglichst großen Bogen um das Thema zu machen, wie man selbst mit Wortmeldungen jener Politiker umgeht, die einem nicht zum Gesicht stehen. Oh, Twitter ist ja so grausam und voller Hass und Hetze, alles böse Menschen, da sie auch gegen linke Politiker wettern, wenn sie entgleisen. Selbst natürlich lobt man über den roten Klee:

Dazu kommt, dass es unmöglich ist, Debatten auf Twitter zu moderieren – während dies für Facebook-Seiteninhaber theoretisch möglich und in klassischen Medien wie dem STANDARD auch tägliche Praxis ist.“

Ach. Der „Standard“ redigiert die Aussagen von Politikern? Interessant.
Oder meinen sie doch die Moderation der Antworten. Also den Blödsinn der Politiker stehen lassen, aber das, was darauf geantwortet wird, zensieren? Stimmt, das macht der „Standard“. Wer einen linken Politiker wegen Aussagen kritisiert wird gesperrt oder gleich rausgeschmissen, wer einen rechten Politiker wüst beflegelt, kommt trotzdem durch.
Aber Twitter ist böswillig und verbreitet Hetze?
Richtig: weil es eben auf links oder rechts pfeift und nicht politisch korrekt redigiert. Das ist ein Dorn im Auge der Linksextremen, die nur dann Meinungsfreiehit fordern, wenn es um ihre Meinung geht, aber jeder anderen schlicht das Existenzrecht absprechen.
Und täglich grüßt die Heuchelei.

Übrigens vergessen die Zensurbegeisterten eines, nämlich die Eigenverantwortung. Kein Wunder, ist bei den Linken ja ein Fremdwort mit unbekannter Bedeutung. Bei „Twitter“ kann man nämlich, wenn man merkt, dass man gerade etwas abgelassen hat, das man doch nicht so meint, das Ganze wieder löschen und eine Richtigstellung reinstellen. Im „Standard“-Forum hat nur die Moderation die alleinige Zensurmacht. Also das ElDorado der linken Meinungslenker.

Putzig auch der Schlusssatz des Pamphletes:
Und was, wenn trotzdem einmal etwas Dummes passiert? "Dann", sagt Journalismusforscher Meier trocken, "dann brauchst du eben ein dickes Fell."“
Seltsam. In der linken Filterblase tobte es wochenlang, dass nicht zu jedem dünnen Furz, der einem FPÖ-ler aus der sechsten Reihe vor Jahren auf Twitter entfleuchte, sofort die gesamte Regierung eine Sonderpressekonferenz einberufen und sich distanziert, empört oder auf Wunsch der Linken sofort aufgelöst hat.

Der beste Kommentar aus dem Forum kommt offensichtlich aus dem Lande Habecks:
Wer austeilt, muss auch einstecken können, ansonsten geht man nicht in die Politik, sondern wird Fahrkartenabreißer bei der Bundesbahn!“

Richtig. Ohne Fahrkartenabreißern jetzt zu nahe treten zu wollen; das ist ein ehrbarer Beruf, der momentan weniger der Gefahr bitterer Tweets als vielmehr des Angespucktwerdens oder Zusammengetretenwerdens ausgesetzt ist, was die Jammertanten vom „Standard“ aber weniger dazu bemüßigt hat, mutig dagegen „aufzustehen“, als lieber gegen jene zu hetzen, die solches überhaupt zur Sprache bringen. Aber das nur am Rande.

Bei Kritik am Blödsinn, den linke Politiker ablassen, in Mimimi verfallen, aber den tätlichen Angriff auf einen rechten Politiker achselzuckend oder gar verhalten zustimmend zur Kenntnis nehmen – ja, man ist im „Standard“. Ich vermisse den Wunsch an einen Herrn Magnitz oder auch andere seiner Parteikollegen, denen die Autos abgefackelt, die Fensterscheiben eingeschlagen oder die Häuser mit Hakenkreuzen beschmiert wurden, auch „trotzdem weiterzumachen“.

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