„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Montag, 22. April 2019

War da was?

Irgendwas war gestern los; kaum öffnete man Google, sprangen die Schlagzeilen auf: 130 Tote, 180 Tote, 200 Tote. Eine konzertierte Anschlagsserie auf Sri Lanka, ausgeführt, um mit unseren Medien zu sprechen, von einer „terroristischen Vereinigung“ auf einer Insel mit „mehrheitlich buddhistischen Einwohnern“. Die Linkstrolle tobten sofort los, da sähe man mal, diese Buddhisten, alle Religiösen sind Terroristen – so geht Meinungsmache. Nach der Logik dieser Denkakrobaten würden in Europa die meisten Terroranschläge von eher linksgepolten Christen verübt, stellen die hier doch die Mehrheit der Bevölkerung. Selbst als ntv schon davon sprach, dass die örtlichen Behörden einen salafistischen Verein im Visier hätten und beim Sturm auf eine Wohnung eines der Verdächtigen dieser auch einen Sprengsatz zündete, verschwieg man dieses in den virtuellen Auftritten der Printmedien nicht nur sondern zensierte querbeet (sogar in der neuerdings eher benkogeprägten „Krone“) jeden Hinweis auf den radikalmuslimischen Bezug weg.
Ebenso erfolglos in insgesamt vier Printmedien blieb mein Versuch, mit einfachem Verweis auf Wikipedia, darauf hinzuweisen, dass Christen mit weltweit 200 Millionen von Verfolgung und Tod Bedrohten und etwa 100.000 wegen ihres Glaubens Umgebrachten die am stärksten verfolgte und bedrohte Minderheit darstellen. Da sind diese 200 nur ein Tropfen auf den heißen Stein. So auffällig, dass man sie medial nicht mehr ignorieren konnte.

Aber es lässt schon nach. Heute stehen andere Schlagzeilen ganz oben. Strache soll eine Seite geteilt haben von einem Betreiber, der auch Seiten hat, auf denen es sogar in einem Artikel zu einer Holocaust-Leugnung gekommen sein soll. Wann, wo, wie: irrelevant. Und ausgerechnet Drozda reitet wieder aus, um allen klarzumachen, dass in der SPÖ keiner mehr Zeit für irgendwelche Inhalte hat, weil alle mit Nachforschungen beschäftigt sind, was man jetzt noch den Blauen umhängen kann. Wenn jetzt noch ein Genosse herausfindet, dass das Parteiprogramm der FPÖ auf einem Papier gedruckt wurde, das von Bäumen aus einem Wald stammt, aus dessen Bäumen schon Papier gefertigt wurde, auf denen man „Mein Kampf“ gedruckt hat, dann ist endlich der direkte Bezug der FPÖ zu den Nazis hergestellt.

Aber das Antifanten-Voodoo geht in den Schlagzeilen weiter: Ein ganz besonders sehfähiger Linksnostradamus hat sogar herausgefunden, dass die „Identitäre Bewegung“ ein Anagramm für „Wiederbetätigung“ ist. Dass dabei ein paar Buchstaben übrigbleiben und die Idis ihren Namen von den Franzosen übernommen haben, spielt keine Rolle. Hokus Pokus Fidibus, Simsalabim, dreimal schwarze Antifantenkapuze und fertig ist der Clickbait Marke Fellner. Man muss ja was tun für die geschenkten Millionen aus dem Roten Rathaus, etwas Dankbarkeitsberichterstattung ist schon angebracht.
Ich hab da auch was: Wenn man von „Identitaere Bewegung“ die Buchstabenwerte zusammenrechnet erhält man die Quersumme 194, und 1-9-4 steht für „A-I-D“, und das ist, wie soeben von der alpenländischen Beobachtungsstelle für Menschen und Rechte herausgefunden, ein Nazi-Code für „Adolf ist da!“. Die Quersumme daraus ist 14, das steht dann direkt für „N“ wie „Nazis“. (Die Quersumme von „sozialistische Antifa“ ist übrigens 225; die Quersumme daraus ist 9, das steht für den Buchstaben „I“ wie „Idioten“ - Numerologie macht Spaß und Excel erledigt das in 20 Sekunden...)

Ich mache mir keine Sorgen, dass spätestens drei Tage nach Ostern kein Hahn mehr nach dem Terror von Sri Lanka kräht. Keiner wird untersuchen, ob hiesige Moscheevereine die gleichen Parolen skandieren wie die Salafisten dort vor ihrer Detonation, oder ob es Geldflüsse gab. Niemand wird sich darüber wundern, dass es aus der islamischen Welt an Solidaritätsbekundungen mit verfolgten Christen ebenso mangelt wie an Aufrufen, sich jetzt als Muslim aus Solidarität mit den Opfern von Sri Lanka ein Kreuz umzuhängen. Muss man verstehen. Die sind mit den Freudenfeiern einfach noch nicht fertig.
Inzwischen werden bei uns die Talkshows voll sein mit Diskussionsrunden über das miese Instrumentalisieren der Terroranschläge durch islamophobe Rechtspopulisten und die Intensivierung des Kampfes gegen Rechts.
War da was?

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