DiePresse, näherhin eine gewisse Frau Schaur-Wünsch, berichtete am Sonntag gar erschröckliches aus Himberg, einer Gemeinde an der Stadtgrenze Wiens:
Böse Sprüche, ein Bürgermeister und die Folgen eines Sommers: Warum im kleinen Himberg südlich von Wien gestern die erste Pride Parade Niederösterreichs stattfand.[...]Passanten hätten sie ausgelacht, berichteten der 28-jährige Philipp V und der 23-jährige Matthias F. Ein Motorradfahrer habe sie im Vorbeifahren »ihr Schwuchteln« genannt, ein Familienvater von einem Spielplatz aus »Mir kommt gleich das Speiben!« gebrüllt.
Na,
geh! Schrecklich sowas! Da gehen zwei junge Männer einfach so und
werden angebrüllt! Daß das vorkommen kann, ent-setz-lich! Nun, mich
beschleicht bei der Lektüre der vage Verdacht, daß die beiden jungen
Männer vermutlich nicht so einfach spazierengegangen sind, sondern durch
ihre Umarmungen und Küsse die obzitierten Reaktionen ausgelöst haben
dürften. So, wie seinerzeit die beiden Lesben, die medienwirksam das Alt-Wiener Traditionscafé Prückl
aufmischten, ja auch nicht gesittet in der Ecke bei einer Melange
gesessen sind, sondern knutschend und zungenküssend auf Provokation
unterwegs waren.
Tja,
wer sich auffällig verhält — und daß zwei Männer oder zwei Frauen in
der Öffentlichkeit mit-einander knutschen, ist nun mal auffällig —, der
muß damit rechnen, aufzufallen. Und auch in Kauf nehmen, negativ
aufzufallen. Aber das darf halt in Zeiten der allgegenwärtigen
LULUifizierung der Welt einfach nicht sein. Den anderen, den »Spießern«,
in die Fresse kotzen ist okay, aber wenn die darauf ablehnend
reagieren, dann ist das große MiMiMi angesagt.
Sorry
— aber wenn ich mich entschlösse, zum Wochenend-Einkauf im Supermarkt
meinen Cut (mit grauer Moiréweste und Zylinder, Vatermörderhemd und
Plastron mit Ansteckperle) anzuziehen, kann ich auch damit rechnen,
komisch angeschaut zu werden und die eine oder andere Bemerkung über
mein Outfit einzukassieren. Obwohl die Sozialschädlichkeit von Cut
& Co. sicherlich durch keine noch so voreingenommene Studie
belegbar ist. Und auch wenn ich mit einem T-Shirt mit dem kecken Spruch
»Ich ficke meine Frau anal!«
(und das
ist
im Effekt dieselbe Aussage, wie wenn zwei Schwuchteln in der
Öffentlichkeit rumknutschen — na, dreimal dürfen wir raten, was sie
daheim miteinander machen werden ...) unterwegs bin, brauche ich mich
nicht zu wundern, wenn mir nicht nur Lobpreis und Bewunderung
engegenschallen, sondern die eine oder andere derbere Bemerkung. Ganz
nebstbei: auch wenn in der Straßenbahn ein Pärchen normaler
Triebrichtung sich ostentativ abschlecken und ausgreifen würde, wäre die
Frage, ob sie das nicht bei sich zuhause machen können, keineswegs
unangebracht!
Aber
in Himberg mußte dann gleich eine »Pride Parade« aufgezogen werden, zu
der sich angeblich 700 Berufsbetroffene mit Regenbogenflaggen und
sonstigem Transparentmüll versammelten. »Pride Parade«? Worauf sind die
eigentlich stolz? Aufs Arschpudern? Auf den Blümchensex, den die Lesben
miteinander haben? Na, sollen sie's doch machen, wenn ihnen der Sinn
(oder was immer) dazu steht: nur Grund zum »Stolz« ist es wohl nicht.
Zum Vögeln kann man bekanntlich dumm wie eine Pizza sein, wie wir wissen
...
Doch heiter weiter: DiePresse informiert uns dankenswerterweise über Schrecknisse des Lebens, von denen wir noch nichts geahnt haben, bspw.
Wie man Platz nimmtBreitbeiniges Dasitzen, Manspreading genannt, ärgert Frauen – und fällt Männern oft gar nicht auf. Über Mythen und Emotionen – und warum es in der Debatte um mehr geht.
Verfasser natürlich wieder ein Frau (offenbar gehört ein mangelndes Y-Chromosom dazu, um solche Artikel zu schreiben), Elisabeth Postl — ein Name, den sich zu merken ihr Artikel irgendwie intuitiv entbehrlich erscheinen läßt ...
Darin
kommen so putzige Sätze wie »Es gibt medizinisch keinen Grund, warum
man breitbeinig sitzen sollte« vor. Nun, medizinisch vielleicht nicht,
aber anatomisch zwickt es einen Mann (insbes. wenn er eine derzeit
modische enge Hose trägt) am Gemächt, wenn er mit eng geschlossenen
Beinen dasitzen soll. Frauen haben (außer bei enormer Klitoris-
und/oder Labial-Hypertrophie) da eindeutig weniger Probleme. Deshalb
muß Mann aber nicht beingespreizt dasitzen wie ein Schimpanse. Wo ist
also das Problem? Ich nehme an, die Artikelautorin wird bei der nächsten
Fahrt mit der U-Bahn eine etwaige Manspreading-Situation durch
politisch korrekte Aufklärungsgespräche zu meistern (oder heißt das
»meisterinnen«?) wissen. Oder indem sie sich demonstrativ breitbeinig,
quasi woman-spreading, hinsetzt. Wäre doch interessant, wenn sie dabei
auf einen unserer zahllosen (schwarzfahrenden?) Bereicherer trifft, dem
sie dabei per Schenkeldruck einen Integrationsschub geben kann (sofern
der ihr Verhalten nicht als Begattungsaufforderung deutet und
dementsprechend testosterongesteuert darauf reagiert. Ach ja: Armlänge
Abstand — von Schenkelbreite hat die Kölner Oberbürgermeisterin nichts
gesagt ...).
Nochmals heiter weiter: am Titelblatt der aktuellen Sonntagsausgabe erfahren wir noch, daß die Schuljause
»... heute nicht zu fett, zu süß und zu fad sein« darf. Sonst droht »Lunchbox-Shaming« wie in den USA.
Kurze Frage: hat angesichts solch dämlicher Schlagzeilen DiePresse-Redaktion
noch nie was vom »Headline-Shaming« gehört? Na, dann wird's Zeit!
Schämt euch! Artikel wie die obigen sind ja von einer Peinlichkeit, die
dem Leser die Zehennägel aufzukräuseln droht!
Doch offensichtlich ist die LULUifizierung unserer Welt nicht aufzuhalten. Das kam schon mit der Hirnseuche »Political Correctness«
auf (als auf einmal Neger nicht mehr Neger sein durften etc.), ging mit
den lustigen Gender-Sternchen, Binnen-Is und ähnlichem typographischem
Unsinn weiter, wurde durch Sitzpinkel-Kampagnen und
steuersubventionierte Hinterlader-Fêten à la »Life Ball« munter
fortgesetzt, und ist jetzt in Himberg und bei der Sitzposition in
U-Bahnen angekommen. Wie es weitergeht, wissen wir noch nicht — aber
diversen GeschwätzwissenschafterInnen wird schon noch ein Blödsinn
einfallen.
Zurück
in die graue Vergangenheit. Es muß wohl ca. fünfzehn oder zwanzig
Jahre her sein, als ich nach einem Essen mir eine gute Zigarre
anrauchte. Auch an den Nebentischen waren alle mit dem essen fertig,
teilweise rauchte man Zigaretten zum Kaffee, als plötzlich ein Mann —
Typus: kleiner Wichtigtuer — vom anderen Ende des Speisesaals auf mich
zugeschossen kam und mit Ami-Akzent fragte. »Do you speak English?« —
»Guess, I do!« war meine saloppe Antwort.
»Up
to now, this was an absolutly perfect evening for me. But now, you've
destroyed everything with your cigar!« Er hielt inne, um die Dramatik
des Auftritts richtig einsickern zu lassen. Das hätte er nicht tun
sollen, denn ich verbeugte mich höflich und antwortete: »Nevermind — it
was a pleasure for me!« Und unter dem aufbrandenden Gelächter der
Umsitzenden blieb ihm nichts anderes übrig, als zorngeröteten Gesichts
das Lokal zu verlassen ...
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P.S.:
jetzt am Wochenende hatte ich ein wenig Zeit und Muße, einen längeren
Artikel zu schreiben. Ab morgen geht die Tretmühle wieder los ...
1 Kommentar:
"Die Presse" war unter der Federführung von Dr.Unterberger eine gern gelesene, intellektuelle Zeitung. Nach dessen Rückzug ist dieses Medium allmählich zu einem linksversifften und teilweise intelligenzbefreiten Pressblatt verkommen, dem Mainstream angepasst!
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