Ich gehöre ja zur Kategorie Hassobjekt Nummer Eins auf diesem
Planeten.
Ich bin ein Mann, ich bin alt, weiß, hetero und Einzelunternehmer.
Und damit „toxisch“.
Man stelle sich vor, man würde von „toxischen schwarzen Frauen“
reden, die mit der Produktion aus ihren Bäuchen die Überbevölkerung
und damit kommende Verteilungskriege und Hungersnöte produzieren.
Nur mal so als Kopfkino. Alte weiße Männer befeuern gar nichts mehr
sondern zahlen eigentlich den Großteil genau jener
Transferleistungen aus den Industriestaaten in die armen Teile der
Welt, die dort diese Bevölkerungsexplosion erst möglich machen.
Denn denkt mal nach: Bekommen Frauen in Afrika heute mehr Kinder als
früher? Oder ist es nicht so, dass sie zwar genauso viele Kinder
bekommen, aber glücklicherweise viel weniger davon jämmerlich
verhungern, damit groß werden und kaum reif, selbst zum Vermehren
beitragen? Oh, höre ich da die Empörungserfahrenen wieder stöhnen,
jetzt kommt wieder der Rassismus.
Natürlich, ich bin männlich, alt, weiß, toxisch, was habt ihr denn
erwartet? Ich nenne es nur etwas anders, nämlich Mathematik, aber
die hat was mit Logik zu tun, und die ist in den poststrukturellen
Zeiten der Empörungsherrschaft nicht mehr gefragt. Heute zählen nur
noch Emotionen. Das Ergebnis einer Rechnung muss nicht mehr
logisch richtig sein, sondern sich gut anfühlen.
Was ist nun an meinem Alter toxisch? Ich meine, Alter, das ist doch
nichts, um was man sich reißt, sondern das bekommt man einfach. So
ein wirklich hartes Beispiel für die Diskrepanz zwischen gefühlter
und realer Realität. Auch wenn es sich besser anfühlen würde,
wieder fünfzehn zu sein, bin ich nun mal über fünfzig. Und das
Alter weiß man nicht nur, man spürt es auch.
Wenn ich nach einer Nacht ohne schlafwandlerische Klobesuche morgens
ausgeruht aufstehe und weder in den Bandscheiben noch in den
Kniegelenken irgendwelche Schmerzen verspüre, drehe ich mich erstmal
um und schaue nach, ob mein Körper vielleicht noch im Bett liegt.
Wenn man alt ist und sich nicht mehr fühlt, liegt der Verdacht nahe,
dass man bereits tot ist, es aber noch nicht bemerkt hat.
Nein, toxisch ist etwas anderes, und das auch nur solange, bis die
Demenz einsetzt: die Erfahrung. Alte lassen sich (zumindest bis kurz
vor dem Besuch des Herrn Alzheimer) nicht so leicht über den Tisch
ziehen, weil sie bereits hunderte solcher Versuche erlebt haben. Sie
lassen sich von irgendwelchen Jungspunden, die hinter dem Ohr noch
nach Babybrei riechen, nicht so schnell was vom Pferd erzählen. Alte
haben schon mehrere, diesmal aber ganz sichere, Weltuntergänge
hinter sich, bekamen die Atomkraft als Segen der Zukunft und als
Geißel der Menschheit präsentiert, wussten bereits 1980, dass das
weltweite Öl garantiert bis 2010 erschöpft ist, und dass
unweigerlich, da bestand ein „breiter Konsens“, eine gnadenlose
Eiszeit und verheerendes Massensterben der Menschheit bevorstehen.
Wir kennen den ganzen Müll, man erzählt uns diesen Scheiß seit
Jahrzehnten. Das Themenfeld wechselt, aber der Inhalt bleibt immer
gleich: Büße! Bereue! Zahle! Zahle mehr! ZAHLE ALLES,
SCHULDIGER!!!!
Als ob ich das nicht die letzten
vierzig Jahre ohnehin schon getan hätte, aber allein die Tatsache,
dass ich mich erfolgreich genug zur Wehr setze, dass wenigstens ein
bisschen was auch für mich und meine Familie bleibt, macht mich
weiter zum toxischen Hassobjekt der Schmarotzer.
2 Kommentare:
zum Thema "breiter Konsens"
Es gab auch einmal einen breiten Konsens und die Wissenschaft war sich einig, dass man jemanden zur Ader lassen musste, wenn er Grippe hatte. Und es gab einen breiten Konsens, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums darstellt und eine anderslautende Meinung auf den direkten Weg zum Scheiterhaufen führte.
Gratuliere, voll ins Schwarze getroffen!
Einfach großartig, logisch und nicht zu widerlegen, dieser Kommentar!
Sollte unbedingt vertbreitet werden.
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