Heute halte ich es mal mit
Klonovsky und reserviere den Sonntag den Künsten, wenn auch nicht
den hohen und ernsten sondern eher den seichten und unterhaltenden.
Nein, Helene Fischer nicht. Es gibt eine Grenze.
Aber wer so wie ich die Kindheit
in den Siebzigern und Jugend in den Achtzigern verbracht hat, wurde
mit einer Pop-Kultur konfrontiert, die eine ganz neue Musik erfand
und heute eigentlich nur noch so beschrieben werden kann: Die Leute
sahen schrecklich aus, machten aber gute
Mucke. Und kreierten Töne und Musikstile, die man sich nur
wenige Jahre vorher noch nicht einmal vorstellen konnte. Ja, das
hier ist aus 1978, man glaubt es kaum. Noch früher, 1977,
gab es Donna Summer, und da wurde jedem Frühpubertierenden anders
bei diesen
Klängen.
Einer der prägendsten Künstler
jener Jahre aber war Jeff Lynne mit seinem Electric Light Orchestra,
einer auf Bombast setzenden Mischung aus Schlagzeug, Gitarre,
Streichorchester und Synthesizer.
1981 warf diese Gruppe das Album
„Time“ auf den Markt und mitten in meine Pubertät, bei der die
Titel nicht nur thematisch eine Zeitreise in eine ferne Zukunft
verband sondern musikalisch auch kleine Verbindungssequenzen, so dass
es eigentlich keine klare Trennung der Titel gab und die ganze Platte
als eine Einheit daherkam, und die schnorrige Vinylscheibe drehte
sich unter meinem billigen Plattenspieler, bis sie so zerkratzt war,
dass es wie unter permanentem Regenrauschen abgespielt klang.
Logisch, dass ich mir ein paar Jahre später genau diese Scheibe als
erste CD zulegte und über die Titelanwahl jetzt „Twilight“
und „Don‘t
bring me down“ oder die für damalige Verhältnisse
krachende Nummer „Here
is the news“ in die Ohren schießen konnte, so lange und so
oft ich wollte. Und ich tat es oft und lange.
Und ja, meine zweite CD war die
eigentlich ältere „Out Of The Blue“, denn auch dessen zwei
Vinylscheiben waren sehr mitgenommen. Noch heute nudeln in meinem
Autoradio die MP-Dreis von „Summer
and Lightning“ und „Mister
Blue Sky“ in der Playlist, ebenso wie fast alles von „Time“
plus der frevelhaft aus Platzgründen damals von dieser Platte
verbannten Nummer „Julie
don‘t live here anymore“. Und natürlich „Time
after Time“.
Und was macht dieser Jeff Lynne
heute? Zwischendurch hat er ja bei den „Traveling
Wilburys“ mitgemischt, aber nachdem fast alle aus dieser
Truppe – George Harrison, Tom Petty und die Mischung aus
hässlichster Brille und weichester Stimme der Rockmusik, Roy Orbison
– das Zeitlkiche gesegnet haben, spielt er wieder mit seinem „ELO“
und ist auf der Insel sehr beachtet und erfolgreich damit – bei uns
eher ignoriert.
Zumindest sieht er nicht mehr
aus wie der Bob Ross der Musik. Und kürzlich stolperte ich über
seine neueste Nummer, nur wenige Tage alt. Und die gibt es leider
noch nicht als Video, aber als Audio über die Tube. Zum Anfüttern
für ein bald kommendes neues Album.
Und sie hört sich an wie 1981.
Ist aber 2019.
Für alle alten weißen Männer
und Männinnen, all die Toxischen und von der heutigen Jugend mit
ihren gangstarappenden Labergestalten und schwuchteligen
taktverweigernden Textaufsagern Unverstandenen: das ist Musik!
Nicht Bro‘ Süleys Shisha-Gangstas mit ihrem Fäkalsprachengesülze.
Sondern das:
Gut, dass es das noch gibt.
1 Kommentar:
Bärenstark!
Kommentar veröffentlichen