Nachdem die teutonischen Roten ihre neue Aufgabe darin sehen, der
verhassten AfD die Rolle als größte Opposition im Bundestag zu
verwehren (jaja, der einzige Daseinszweck ist das Verhindern, das ist
ein Erfolgsmodell, da können sich die Schulzianer was von den
österreichischen Grünen erklären lassen…), blieb dem Hosenanzug
zum Zwecke des Machterhaltes nichts anderes übrig, als eine
Koalition mit den Grünen und den Liberalen anzustreben. Als ob sich
„grün“ und „liberal“ nicht kategorisch ausschließen würden.
Dass die Seehofer-CSU sich allem beugt, was Merkel ihr überzieht,
ist ja inzwischen offensichtlich; da ist es vergessen, dass Dobrindt
einst die Grünen als „Protestsekte“ und „politischen Arm der
Steinewerfer“ bezeichnete.
Und jetzt ist das eingetreten, mit dem Merkel nicht gerechnet hat:
Lindner lässt sich nicht einkochen. Die Medien hetzen jetzt
natürlich los, er hätte die Verhandlungen „platzen lassen“;
immerhin muss das Bild Merkels poliert bleiben. Dass Lindner nicht
vergessen haben wird, dass die FDP es Merkel und ihren Propagandisten
zu verdanken hat, schon einmal fast ins Nirwana befördert worden zu
sein, wird dabei ausgeblendet. Die meisten Wähler haben es ja auch
schon vergessen, diese geballte Hetze in den Medien gegen die FDP,
die mit social bots aufgeputschte #aufschrei-Kampagne, das
Trommelfeuer des Feuilleton, angeheizt von Merkels Busenfreundin
Friede Springer und ihrem Medienimperium. Und diese FDP soll sich so
lange verbiegen, bis sie in die von Merkel selbst geforderte
Schablone der grünen Intoleranz und Selbstherrlichkeit passt, nur um
der gleichen machtbesessenen alten Schachtel den Thron weiter zu
garantieren?
Ich habe mich eher gewundert, dass die überhaupt an
Sondierungsgesprächen teilgenommen haben. Sie haben damit nämlich
exakt das erfüllt, was der Steinbeißer sofort gefordert hat,
nämlich dass alle Parteien eine Verantwortung zu Gesprächen hätten.
Das alte Steingesicht hat nur zwei Dinge dabei anscheinend vollkommen
ausgeblendet: Erstens, dass es seine eigene SPD ist, die, siehe oben,
sich allem verweigert, was nicht auf rot-rot-grün hinausläuft und
zweitens, dass es eine andere Partei gibt, die noch vor zwanzig
Jahren sofort zu Schwarz und Gelb dazugepasst hätte (weshalb es sie
damals auch nicht gab, weil die gleichen Leute einfach bei CDU und
FDP engagiert waren bzw. diese gewählt haben), die aber in einer
beispiellosen propagandistischen Hetzkampagne zum Paria erklärt
wurde und die, Steinbeißers Grollen hin oder her, gar nicht reden
wollen brauchen, weil eh keiner mit ihnen reden wird. Die Gleichen,
die jetzt nämlich tröten, dass sich keine Partei der Bildung einer
Regierung widersetzen dürfe (was an sich ja schon vollkommener
Blödsinn ist, aber im postfaktischen Zeitalter fällt das eh keinem
mehr auf), schließen nämlich eine Partei kategorisch von jeder
Regierungsbildung aus. Aber Kongruenz ist deren Sache nicht.
So wird es nur drei Optionen geben:
Erstens kann die SPD einknicken und sich doch wieder mit Merkel
paaren. Dazu müsste sie sich nur ihres Gottkanzleraspiranten
entledigen, denn der hasst Merkel wie die Pest (schon aus Rache, weil
sie ihm damals in der EU den Juncker-Posten verhagelt hat) und hält
es auch rein vom Ego her nicht aus, in einer Regierung nicht
mindestens Kanzler zu sein. Es kann nur einen geben. Wie es aussieht,
kriegen die Genossen den jetzt nicht wieder los, egal was das alte
Steingesicht präsidial dahergrummelt; da hätten die 100-Prozentigen
mal ihre Kollegen in der EU fragen sollen, wie der Schulz so klettet.
Die zünden noch heute jeden Tag eine Kerze an, dass sie ihn los
sind. Mit dem werden die Sozen noch ganz viel Spaß haben, denn der
tut nicht wirklich was, um sich bei den Wählern beliebt zu machen.
Passt schon so.
Zweitens könnte Merkel mit den Grünen eine Minderheitsregierung
bilden und sogar mit Erfolg, wenn die AfD mitspielt. Die brauchen
nämlich immer nur die Ersten sein, die das Ablehnen von Beschlüssen
der Regierung fordern, und schon werden sich alle in der
antifaschistischen Widerstandsfront zusammentun und die Regierung
alternativlos vor den Angriffen von rechts schützen. Und wenn die
Blauen auch nur einen Funken strategisches Geschick besitzen, wovon
ich mal ausgehe, würden sie im Falle einer Minderheitsregierung (die
es aber sehr wahrscheinlich nicht geben wird) genau das tun, denn
besser können sie sich nicht profilieren und die restliche
Opposition als Speichellecker Merkels entlarven. Da ginge sich bei
der nächsten Wahl glatt eine Stimmenverdoppelung aus.
Drittens könnte alles nichts nutzen und Neuwahlen anstehen. Und das
nur, weil man mit der einzigen Partei, mit deren Programm es
eigentlich (also in der Theorie) die meisten Schnittpunkte gäbe,
nicht einmal zu reden bereit ist. Der Ausgang dürfte ernüchternd
sein, weil die Roten mit ihrem Kermit-Verschnitt nichts gewinnen
werden, Merkel jetzt ihre Unfähigkeit zur Krisenbewältigung
jenseits sinnleerer dahingeblockflöteter Worthülsen mit einigen
Stimmen wird bezahlen müssen, die CSU nach Seehofers permanenter
Kriecherei vor (oder besser: hinter) Merkel massiv verlieren wird
(selbst wenn sie ihn jetzt noch schnell austauschen, da wurde an der
Basis wohl zu viel Porzellan zerschlagen), die FDP wegen
Standhaftigkeit trotz massiv aufbrandender Medienhetze leichte
Zugewinne erlangt, die Grünen da vor sich hindümpeln, wo sie vor
sich hindümpeln, und nur Die Linke und AfD ein paar Punkte zulegen
werden, weil die Mitte ihre Wähler an die Ränder treibt. Mehr zur
alten SED als zum alten CDU-Rand, denn die alten linken
Mauerverbrecher sind ja heute gesellschaftsfähig, während die alten
CDU-ler zu Nazis gestempelt und als Antidemokraten verhetzt werden.
Am Ende bringen auch Neuwahlen höchstwahrscheinlich eine Neuauflage
der Patt-Situation, die sich durch konsequentes Ausgrenzen der AfD
nicht wird lösen lassen. Und Merkel bleibt „geschäftsführende
Bundeskanzlerin“ der BRD GmbH, bis der Thron in Brüssel frei wird
oder die Hölle trotz Klimawandel gefriert.
Ach ja, es gäbe noch eine vierte Option: die Schwarzen schießen
Merkel ab.
Aber damit ist nicht zu rechnen. Zu dick ist das Polster an Kriechern
und Speichelleckern, dass sich die alternativlose Matrone um sich
herumintrigiert hat. Da kommt kein verräterisches Brutus-Messer
durch.
Auf ein Neues, das Ergebnis wird ein Altes sein.
1 Kommentar:
Nur soviel: Von der AfD wurde die Duldung einer Minderheitsregierung CDU / CSU / FDP ohne Frau Merkel öffentlich in Erwägung gezogen, ich wiederhole: ohne!
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