Das Kriegskarussell dreht sich. Die Pferdchen sind gerüstet und
hopsen in immer schnellerem Reigen lustig im Kreis, dabei die Kreise
immer enger ziehend, und wir klatschen in die Hände und hören die
Musik und freuen uns, auf der richtigen Seite, der Seite der Guten,
der Demokraten, der Toleranten, der Progressiven zu stehen, die nur
Frieden schaffen wollen. Wir sind die Insel des Guten im Ozean des
Bösen, der uns umschwappt.
Wer die Geschichte der Kriege studiert und nicht dieses dümmliche
Geschichtsbild verfolgt, das uns klarmachen will, dass Krieg anfängt,
dann praktisch überall ist und irgendwann wieder aufhört, und dann
überall nicht mehr ist, sondern in erst kleinen und dann immer
größer werdenden Konflikten besteht, die immer mehr Stellvertreter
hineinziehen, der kann die Frage, wann der Dritte Weltkrieg beginnen
wird, schon heute beantworten. Er läuft nämlich schon. Er tobt quer
durch Afrika und mitten in Vorderasien, spült seine Abwandernden
direkt vor unsere Haustür und bringt diese Konflikte direkt zu uns,
die wir uns derweil in einen anderen ziehen lassen. Es ist ein
multipler Krieg mit multiplen Interessensgruppen, die ineinander
verflochten und verknäuelt sind.
Der Irre vom Bosporus spielt mit dem Feuer, sehnt sich nach dem
Osmanischen Reich in ganzer Pracht und Größe und träumt davon, als
der Begründer des Osmanischen Weltreiches, Einiger und Khalif der
Umma und Initiator des Endkampfes um den Sieg des Haus des Friedens
in die islamistischen Geschichtsbücher einzugehen. Er ist nicht so
blöd, zu glauben, man könne sowas in 12 Jahren schaffen, eher wohl
in 200, aber er setzt die ersten Schritte.
Im Süden fällt er in Syrien ein und Europa gefällt sich – mal
wieder, einem imperialistischen Diktator gegenüber – in
Appeasement. Derweil bohrt er gegen einen europäischen Staat und
will auch Richtung
Europa die ersten Besetzungsschritte setzen. Die Schmach,
Griechenland verloren zu haben, beißt am überzeugten Osmanen,
dessen Falken in ihrer Eroberungsrhetorik bereits von „annektierten
Inseln in der Ägäis“ sprechen. Es ist damit zu rechnen, dass in
nicht allzu fernen Zukunft der Irre griechische Inseln besetzen wird,
erst kleine unbewohnte Felsen vor der türkischen Küste und dann
weitere Kreise ziehend Anspruch erhebend auf alles, was auf dem
„türkischen Festlandsockel“ liegt.
Die EU kriecht
derweil schlangengleich vor dem besten Abnehmer der Rüstungsindustrie
und mit Millionen Besatzern bereits gut im urbanen Geflecht
Vernetzten herum und lässt sich lieber in einen Konflikt
gegen Russland treiben. Nach den Sanktionen wird die Schraube
weiter angezogen; jetzt wurde der EU-Botschafter aus Moskau abgezogen
und russische Diplomaten werden aus EU-Ländern geworfen. Nach dem
Aufmarsch von NATO-Panzerbrigaden unter deutschem Befehl im Baltikum
– allein das eine historisch betrachtet wahnwitzige Provokation –
wird also weiter Richtung militärischer Konfrontation gearbeitet.
Das „Friedensprojekt“ EU als Erfüllungsgehilfe einer auf
Konflikt gepolten NATO; naja, nicht umsonst sind die beiden Nachbarn
in Brüssel und zu 80% deckungsgleich bei den Mitgliedern.
Die Spirale dreht sich weiter. Nach der Destabilisierung Nordafrikas
und Vorderasiens werden die Stellvertreter immer größer und der
Krieg rückt immer näher. Dass wir genau im Brennpunkt der zwei
größten Konflikte des Dritten Weltkrieges stehen, nämlich einmal
des religiös aufgepeitschten des Islam gegen „den Westen“ und
den politisch aufgepeitschten von Russland gegen „den Westen“,
macht es nicht unbedingt besser. Die beiden Brände gleichen
Zündschnüren, die auf das explosive Fass EU zulaufen. Würde hier
der Deckel vom Topf fliegen, wären am Ende alle Kriegsparteien
massiv geschwächt. Nur zwei könnten sich das passiv anschauen und
würden Gewinne daraus schlagen, wobei es einen aber massiv
wirtschaftlich schädigen würde: China. Der andere würde nur
gewinnen: der Erzfeind (Russland) am Boden, die Konkurrenz (Europa)
destabilisiert und geschwächt, konkurrenzfreier Zugang zu den
arabischen Ölfeldern in immens geschwächten Despotien.
Ich freue mich schon, wenn die üblichen, permanent Amerikahass
unterstellenden Transatlantiktrolle mit fundierten Analysen und
Argumenten widerlegen, dass das Ganze den USA signifikanten Nutzen
bringen würde. Ich bin für alternative Sichtweisen dankbar, aber
momentan riecht es nach einem multiplen Krieg mit nur einem möglichen
wirklichen Sieger, und ob die EU weise gehandelt hat, als sie Anfang
des Jahrhunderts den USA ausgerichtet hat, dass die Wirtschafts- und
Währungsunion mittelfristig dazu führen soll, dass der Euro den
Dollar als Weltverrechnungswährung ablöst und die EU-Wirtschaft die
US-Wirtschaft abhängt, darf auch bezweifelt werden.
Die USA sind zwar ein Verbündeter, aber das heißt nicht, dass sie
sich alles gefallen lassen.
Und auch wenn es andere nicht ausgesprochen haben, bisher haben alle
US-Präsidenten (gemäß ihrem verfassungsmäßigen Auftrag) nur nach
einem Motto gehandelt: America first!
1 Kommentar:
Zbigniew Brzeziński hat es mehrfach beschrieben, nur nimmt das hier keiner ernst. Es geht um die Weltherrschaft der USA, es geht um Milliarden der Rüstungsindustrie und die Militärs wollen auch nicht wie ein Fußballspieler ständig nur auf der Ersatzbank sitzen und Daumen drehen.
Europa ist besetztes Land und hat nichts zu sagen, die Russen, die nicht US-besetztes Land sein wollen und sich wehren, werden bekämpft, und wenn Russland gefallen ist kommt China dran. Nur Russland wird nicht so einfach fallen, man unterschätze nicht die Leidensfähigkeit dieses Volkes.
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