„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Samstag, 22. September 2018

Die fehlgeleitete Minderheit

Die „große Mehrheit der Deutschen sieht Migration als Bereicherung“! jubelt Friede Springers Hauspostille in diesem Artikel über die somit bewiesene Weisheit und Volkesnähe ihrer Busenfreundin im Kanzleramt ob ihrer Bestrebungen, den darob begeisterten Deutschen mehr und mehr des ersehnten Zuzuges zu schenken. „Das besagt der Integrationsmonitor des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration.

Nun, wenn der Monitor eines Sachverständigenrates das sagt, dann werden wir niederes Fußvolk dem ja wohl nicht widersprechen, auch wenn in uns und unserem Umfeld eine etwas andere Emotions- und Meinungslandschaft herrscht. Immerhin handelt es sich um eine „repräsentative Erhebung“.
Und wie sieht eine „repräsentative Erhebung“ aus?

Für die repräsentative SVR-Erhebung wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 insgesamt 9298 Personen bundesweit interviewt. Davon waren 2720 Personen ohne Migrationshintergrund, jeweils rund 1500 Spätaussiedler, Türkeistämmige und EU-Zuwanderer sowie 1760 Personen mit einem Migrationshintergrund aus der „übrigen Welt“. Zusätzlich wurden 369 Asylzuwanderer interviewt, die ab 2014 eingereist waren.“

Also die im Artikel liebevoll als „Herkunftsdeutsche“ bezeichneten Schon-länger-hier-Lebenden machen „repräsentativ“ gerade 30% der Befragten aus, die restlichen 70% haben irgend eine Form von „Migrationshintergrund“.
Und aus dieser in keiner Weise den Durchschnitt der Bevölkerung Deutschlands (außer so mancher Grundschulklasse in Berlin oder Köln) widerspiegelnden Stichprobe leitet der Rat der weisen „Sachverständigen für Integration und Migration“ also den jubelnd in der „Welt“ verbreiteten Schluss ab, die „Mehrheit der Deutschen“ wäre begeistern von Zuwanderung und Bereicherung.

Nach Jahren des Schreibens nach Gehör und kompetenzbasierten Rechentrainings scheint man sich endgültig sicher zu sein, dass der Durchschnittsteutone eh so strunzdoof ist, dass er den Zusammenhang zwischen Stichprobe und Grundgesamtheit und die Gesetzmäßigkeit der zufälligen Verteilung in der Statistik eh nicht begreift und tischt ihm hier etwas als „repräsentativ“ auf, was es ultimativ nicht ist. In einem Land, in dem keine Hetzjagd trotzdem eine Hetzjagd ist, ist eben keine Repräsentanz auch eine Repräsentanz.
Die „Mehrheit der Deutschen“ ist nicht begeistert von migrantischer Bereicherung, sondern nur blöd genug, sich einreden zu lassen, eine fehlgeleitete Minderheit zu sein.


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