„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Der Bonsai-Putsch

Deutschland ist nur knapp einer Katastrophe entgangen. Am heutigen Tag der Einheit wollte eine Gruppe von sage und schreibe sechs schwer mit Knüppeln und Reizgas Bewaffneten den Umsturz herbeiführen. Das konnte in letzter Sekunde verhindert werden!
Dazu ein paar Gedanken.

Erstens: Ein Land, in dem ein halbes Dutzend Vollpfosten mit Knüppeln in der Hand die Macht an sich reißen können, ist so ziemlich fertig, oder? Was sagt das eigentlich über Deutschland aus? Dass neben dem kaputten Militär auch der Rest der Staatsmacht auf dem Level von BER angekommen ist? Was machen die, wenn sich morgen nicht sechs sondern sechshundert Leute organisieren und den Führerinnenbunker stürmen? Mit knallharten Wattebällchen?

Zweitens: Was genau hat man jetzt eigentlich verhindert? Vorgestern wurden die Wohnungen der sechs Glatzen ausgeräuchert und man fand eigentlich nichts als das großspurige Gedöns vom Großen Umsturz – also nichts, was man nicht auch bei den Antifanten findet, wenn man deren „indymedia“-Einträge filtert. Ich will ja nichts verharmlosen, jede Tat beginnt mit einem Vorsatz, aber wenn die vorgestern noch nicht einmal die Waffen hatten, mit denen sie heute den Großen Umsturz herbeiführen wollten, dann rutscht das irgendwie ins Lächerliche ab.

Drittens: Diese Nazi-Idioten gibt es ja schon seit Jahren, die werden auch permanent infiltriert (man sieht ja, bei jedem Chat hat die Polizei mitgelesen, bei den Telefonaten mitgehört), aber rein zufällig jetzt, wo man massive Anti-Merkel-Demonstrationen bei den Einheitsfeiern befürchten musste, muss man urplötzlich einen Staatsstreich von rechts vereiteln, der von wem nochmal durchgeführt werden sollte? Sechs Neonazis mit Knüppeln?? Das stinkt doch eher nach einem Futterhäppchen für die sensationsgeilen Medien, um kurzfristig massive Polizeipräsenz und sofortige Auflösung ungenehmigter Anti-Merkel-Demonstrationen, die in Merkeldeutschland neuerdings wieder ganz nach dem Vorbild des Stasi-Sprech „Zusammenrottungen“ heißen, zu begründen und im Eilverfahren schnell ein paar weitere Einschränkungen der Bürgerrechte durchzubringen, um die Bürger angeblich vor sich selbst zu schützen.

Apropos Futterhäppchen. Neben der noch halbwegs lesbaren, wenn man bedenkt, wem sie gehört, „Welt“ befrage ich ja bei solchen Themen auch gerne den linksextremen „Standard“, faktisch die austriakische Alpen-Prawda, die ungefähr so linksliberal ist wie die DDR demokratisch war, und die dortigen Redakteure enttäuschen mich nicht.

Unter den Randalierern, die im Sommer am Rande einer Kundgebung rechter Gruppierungen Jagd auf Ausländer gemacht, den Hitlergruß gezeigt, Andersdenkende attackiert und ein jüdisches Restaurant überfallen haben, könnte sich auch das halbe Dutzend Rechtsextremisten befunden haben, das am frühen Morgen unter dem Verdacht der Bildung einer terroristischen Vereinigung festgenommen wurde.“

Diesen Satz allein muss man in ein edles Gefäß gießen, ihn genüsslich schwenken, das Bouquet aufsteigen lassen und dann in ganz kleinen Schlucken genießen.

Es beginnt schon damit, dass der ganze Satz eine vollkommene Null-Aussage ist. Denn das „könnte“ entlarvt das Konstrukt als reine Aufzählung von Propagandafloskeln ohne irgend eine sichere Verbindung zu den Festgenommenen. Sie könnten zu der Zeit auch gerade in ihrem Stammlokal „Rettet den Föhrer!“ gespielt haben, was sie dadurch versuchen wollten, ihn aus einer besonders großen Flasche Nordhäuser Doppelkorn zu rubbeln. Sie könnten aber auch einfach vor der Glotze gesessen haben und sich irgend einen schwachmatischen Schrott reingezogen haben wie die Mehrheit der Deutschen an diesem Tag. Sie könnten auch in der Hecke hinter einem Spielplatz um die Wette onaniert haben. Oder was Neonazis in ihrer üppigen Freizeit sonst noch so tun. Keine Ahnung. „Sie könnten“ beinhaltet immer „sie könnten auch nicht“ und ist damit eben eine Null-Aussage. Man kann den Satz also inhaltlich abhaken und sich fragen, warum ein Journalist überhaupt einen Satz mit Null-Aussage schreibt.
Gut, die Antwort ist einfach: Null-Aussagen verwendet man immer dort, wo man Fakten vortäuschen will, die man nicht hat, um ohne greifbaren Inhalt trotzdem eine Meinungslenkung vorzunehmen. „Bei den Teufelsanbetungen und Hexensabbaten im Forst von Salem hätte auch diese Rothaarige dabei sein können.“ Netter Stil der Berichterstattung, oder?

Welche Gräueltaten werden da aufgezählt?

Die Hetzjagden gegen Ausländer am Rande rechter Kundgebungen zum Beispiel.
Das mit der „rechten Kundgebung“ kommentiere ich nicht mehr. Ich weiß ja, wie die Linksextremen ticken, da ist alles jenseits der Antifa „rechts“. Aber den Beweis der „Hetzjagden“ bleiben die bis heute schuldig. Der einzige Beweis dafür sind Aussagen linksradikaler Antifanten, deren Parolen Merkel inzwischen unreflektiert nachplappert. Und ein Video, das zeigt, wie ein mutmaßlich pöbelnder Migrant von einem ihm wenige Schritte nachlaufenden ebenso pöbelnden Demonstranten verjagt wird. Sonst nichts. Selbst der Verfassungsschutz hat keinerlei Hinweise auf solche Taten, aber eine Behörde darf in einer (Meinungs.)Diktatur grundsätzlich kein anderes Ergebnis liefern als die Große Vorsitzende fordert, sonst gibt es einen Karriereknick. Das haben wir von Maaßen gelernt.

Andersdenkende sind anscheinend attackiert worden, das mag stimmen. Man hat nach deren eigenen Angaben einigen linken „Gegendemonstranten“ ihre roten Winkelemente mit SPD-Logo entrissen. Schrecklich! Ansonsten ist auch die Polizei attackiert worden, mit geworfenen Flaschen und „Gegenständen“, allerdings aus den Reihen der Toleranzdemonstranten. Da waren die jetzt Festgenommenen aber sehr wahrscheinlich nicht dabei.

Der Hitlergruß ist belegt. Es gibt Beweisfotos und Anzeigen, die Polizei ermittelt. Es waren ganz sicher nicht die jetzt Festgenommenen, denn das wäre bereits bekannt, da sie ja von der gleichen Polizei überwacht und festgenommen wurden, die im Falle der Hitlergrüße ermittelt. Also könnten sie sogar eher nicht diese Leute sein. Sonst hätte man sie schon wegen dieses Zeigens der Rekerlänge einkassiert.

Ein jüdisches Restaurant wurde definitiv nicht überfallen. Kann man im „Tagesspiegel“ nachlesen: der Restaurantbetreiber stand vor der Tür und rief einer kleinen Gruppe vorbeiziehender „Rechter“ zu: „Haut ab!“ Daraufhin wurde er angepöbelt und mit einem Gegenstand beworfen. Das ist ebenso wenig ein „Überfall“ wie das Verjagen des Migranten eine „Hetzjagd“ war oder die ganze Demo ein „Pogrom“. Es war ein provozierter und trotzdem nicht minder strafbarer Fall von Körperverletzung. Und w,äre der Wirt nicht Jude gewesen, kann man davon ausgehen, dass in der gleichen Situation auch die gleiche Reaktion erfolgt wäre.

Man fädelt also eine lustige Girlande aus Vermutungen, Deutungen und offensichtlichen Lügen und verbindet sie mit einer Null-Aussage. Wenn man zu diesen Mitteln greifen muss, um aus der Festnahme einer Handvoll Neonazi-Idioten einen vereitelten Putsch zu stricken, dann ist für mich der kleinste Funke Glaubwürdigkeiit bereits in einem Meer aus propagandistischen Ausflüssen ersoffen. Das wird eine Schmiere der Extraklasse, die nur einen einzigen Zweck hat: weiteres Aufheizen der Stimmung, weiteres Spalten der Gesellschaft, weiteres Teilen und Herrschen.
Und unweigerlich: weitere Einschränkungen der Bürgerrechte.

Erdogan wird blass sein vor Neid. Er musste ein Hotel mit Kampfbombern beschießen lassen und Panzer ausrücken lassen, damit ihm seine Osmanen den Putschversuch abkaufen. Bei den effizienten Deutschen genügen sechs geistige Pantoffeltierchen mit großer Klappe und Knüppeln, die vielleicht sogar bei einer Nazidemo mitgemacht haben könnten, was man jetzt aber nicht so genau weiß, um einen Putschversuch auszurufen.
Ich habe kein Mitleid mit denen. Wer sich, wie auch immer, irgendwo verabredet, um Leute anzugreifen, gehört in den Bau. Aber das Getöse, das um diesen Fall gemacht wird, wird allzu offensichtlich gepusht und scheint gewollt. Auf „indymedia“ hört man kernigere Aussagen und offene Aufforderungen zum Sturz des faschistischen Drecksstaates, ohne dass da irgendwer in Politik oder Medien ein Ohrwaschel rührt. Da wird ein Popanz aufgeblasen, um anderes dahinter zu verbergen. Franco A. 2.0.


Ach ja, noch ein kleines Schmankerl für die mitlesenden Blockwarte: Ich gehe seit zehn Jahren jeden Abend vor die Tür und klatsche dreimal in die Hände, um die Horden alles kaputt trampelnder Nilpferde zu verjagen. Und wisst ihr was? Es hilft! Nicht einmal in diesen zehn Jahren hat es ein Nilpferd gewagt, auch nur in die Nähe meines Hauses zu kommen!
Also weiter in eurem unermüdlichen Kampf! Ihr seid einfach die Besten auf eurem Gebiet!

2 Kommentare:

Hugo hat gesagt…

Lieber Fragolin !
Danke wieder einmal für Ihre literarische Arbeit und Ihre unermüdliche Energie, - ein täglicher Lesegenuß !
Heute möchte ich Ihnen einen wirklich lesens/hörenswerten Kommentar auf Youtube empfehlen :
youtu.be/8d7A2I0Dj3s
Das ominöse „Maaßen-Hetzjagd-Ding“. Ein Kommentar von Bodo Schickentanz.
Wirklich etwas Besonderes. Herr Schickentanz wurde übrigens erst vor Kurzem aus dem ZDF gefeuert, obwohl er nur in der Grafik arbeitete und nicht in der Redaktion. Aber seine "Gesinnung" konnten sie nicht ertragen.
Weiterhin viel Kraft wünscht Ihnen - Hugo - Oesterreich.press + Leserbriefe.info

Fragolin hat gesagt…

Werter Hugo,
herzlichen Dank für den Link und das Lob!
Hier ein kleiner Hinweis zurück, wie Frau Lengsfeld diese ganze Komödie bewertet, ebenso lesenswert:
https://vera-lengsfeld.de/2018/10/02/der-umsturz-mit-dem-luftgewehr/
MfG Fragolin