Man kann von „Poetry Slams“ halten, was man will, ich persönlich
finde bereits die Bezeichnung grauenhaft, weil er klingt wie ein
Hintern im Schlamm und nicht wie ein Wettbewerb im geschicktesten
Umgang mit Worten. Im Lande der Dichter und Denker wird nicht mehr
Poesie gepflegt sondern mit Worten zugeschlagen. Irgendwie auch
wieder passend, wenn man sieht, dass das Einhalten politischer
Korrektheit dabei eine wichtigere Rolle spielt als der Transport von
Inhalten über Worte. Das Spielen mit Worten wird halt recht
einseitig, wenn das Verwenden bestimmter Worte verpönt ist; ein
Dichterwettbewerb in Zeiten politischer Korrektheit ist wie Schach
spielen, während das Ziehen mit Pferden und Türmen verboten ist.
Solche Veranstaltungen werden ja gerne im linken Schickimicki-Milieu
organisiert, um zu zeigen, wie intelligent und wortgewandt man in
diesen Kreisen doch ist, im Gegensatz zum dumpf grölenden Nazipöbel
rund um Chemnitz, Pegida und AfD. Man will sich in seiner Filterblase
gegenseitig schulterklopfend bestätigen, wie toll man ist.
Fremdkörper sind unerwünscht, und sein wir doch mal ehrlich, der
dumpfdunkeldeutsche Dresdendödel frequentiert doch keine
Veranstaltung, auf der feinsinnig dichtende Akademikersprösslinge
sich gegenseitig ihrer Hochintelligenz versichern, sondern grölen
nur am Stammtisch bei Bier und Bratwurst dumpfe Parolen oder
veranstalten sich zusammenrottend Hetzjagden auf Ausländer. Hat die
Kanzlerin so festgestellt und damit die von der Realität entkoppelte
Deutung erschaffen, dass es so ist, egal was wirklich abläuft. Aus
der Richtlinienkompetenz wurde die Realitätserschaffung. Aus der
Kanzlerin damit die Diktatorin, die gottgleiche Pharaonin, deren Wort
Realität erschafft und nicht angezweifelt werden darf.
Doch nun ist es geschehen, womit keiner gerechnet hat. Während einer
solchen Dichterveranstaltung
zum Thema „Zivilcourage“, die – no na – von einer
Anti-Rassismus-Initiative in Speyer veranstaltet wurde, trat auch
eine zierliche Vierzehnjährige auf die Bühne und hielt einen
Vortrag, dass es doch keine Zivilcourage bedeute, politisch korrekte
Texte zum von der Politik erwünschten Spalten der Gesellschaft zu
halten, während da draußen mordende, vergewaltigende und raubende
Horden marodieren, die frisch importiert wurden. Dass es keine
Zivilcourage bedeute, die politische Korrektheit zu streicheln,
„Neger“ und „Zigeuner“ aus dem Wortschatz zu hobeln und den
Mächtigen brav nach dem Maul zu reden.
Natürlich tobten die Veranstalter, drehten der Kleinen, die ja auch
noch Sprössling einer AfD-Abgeordneten ist, das Mikro ab und mussten
sie schlussendlich disqualifizieren, weil sie den Wettbewerb sonst
gewonnen hätte – sie bekam nämlich ärgerlicherweise den meisten
Applaus. Weil sie es wagte, das auszusprechen, was nicht gesagt
werden darf, was nicht in diese Filterblase passt. Weil sie es wagte,
offen auszusprechen, was jeder denkende Mensch weiß: Zivilcourage
bedeutet nicht, mit den Lemmingen trottend die Parolen der
Herrschenden zu blöken sondern gegen den Mainstream aufzustehen, den
Mächtigen einzusagen, was Sache ist, wider den Stachel zu löcken,
auch dann seine Meinung offen auszusprechen, wenn dies bedeutet, dass
man bestraft, gedemütigt, beschimpft und diskriminiert wird.
„Müllers
Beitrag sei nicht unter dem Wettbewerbsthema „Zivilcourage“ zu
verbuchen, sondern eher im Kapitel „geistige Brandstifter schüren
Ängste“, sagte eine Stadtsprecherin dem Blatt.“
Irrtum, ihr Hintern im Schlamm, ihr habt nichts begriffen, denn ihr
seid schon zu sehr in eurem Sumpf aus Selbstgefälligkeit und
Präpotenz versunken. Es ist sogar der einzige wirkliche Beitrag
dieser Veranstaltung, der das Thema „Zivilcourage“ trifft, denn
die Kleine hat euch gezeigt, was dieses Wort überhaupt bedeutet:
Menschen mit Zivilcourage schleimen nicht euren fetten
Funktionärsärschen hinterher sondern stehen gegen euch auf, auch
wenn sie kleiner und schwächer sind als ihr! Da ist es vollkommen
irrelevant, ob man die Wortwahl des Mädchens gut findet oder nicht;
allein dass sie es wagt, euch auf die Füße zu treten, euch allein
und ohne Visier entgegenzutreten und mit dem Mikro in der Hand die
Meinung zu geigen, macht sie zur einzigen Zivilcouragierten dort!
Und ebenso, wie dieses Mädchen die wirklich Zivilcouragierte an
diesem Tag war, so seid ihr die wahren geistigen Brandstifter. Und
werft einer Vierzehnjährigen noch lautstark Böller hinterher. Und
fühlt euch dabei genauso zivilcouragiert wie der Mob von Salem, als
er mit Mistgabeln und Fackeln nachts loszog, kleine Mädchen aus dem
Bett zu holen und zu verbrennen, die ja Hexen sein müssen, weil sie
es wagen, eine andere Meinung zu haben.
Ihr seid der Mob, der Pöbel, die Hetzer. Das wurde einmal mehr
deutlich.
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