Oh, du fröhliche… gestern war ja ein besinnlicher
Vorweihnachtsfeiertag. Zumindest für alle, die nicht im Handel
arbeiten. Obwohl die trotzdem alle in den Geschäften waren und dafür
gesorgt haben, dass die, die Dienst haben, auch noch einen richtig
stressigen Tag bekommen.
Ich gestehe, seit Anbeginn des Festtags-Handels ein strikter
Einkaufsverweigerer zu sein. Nicht, dass ich etwas gegen
24/7-Geschäftsöffnung hätte oder dagegen, dass Geschäfte selbst
festlegen, wann sie öffnen. Ich mag einfach diesen Halligalli nicht.
Parkplatzsuche, Geschubse, permanente Sorge um die Geldbörse – da
verzichte ich gern drauf. Mit den Kindern über den Adventmarkt
bummeln, ein bisschen heimische Schnitzkunst für die Fensterdeko
besorgen und bei einem Glühwein die innere Wärme bei äußerer
Kälte genießen, während die Kleinen zehn Runden mit der
Weihnachtsbahn drehen und einmal etwas dermaßen Ungesundes essen
dürfen, dass sie sich ein ganzes Jahr auf das nächste Mal freuen
können, das ist genossene Lebenszeit. (Nein, kein Luxus. Luxus ist,
sich aus einem 59er Beaujolais einen Glühwein zu machen.) Die Kinder
schreiend durch Diskontertempel zerren, am Grabbeltisch um das letzte
ausgefranste Gerät kämpfen und dann die verständlich gelangweilten
quengelnden Fratzen eine halbe Stunde zur überfüllten Kasse
schieben – das ist vergeudete Lebenszeit. Mal Anzahl der Mitglieder
der ganzen Familie.
Hinter dem 8. Türchen des medialen Adventkalenders fanden sich
gestern auch wieder einige Schmankerl.
So etwa dieses
Beispiel, dass man den Medienkodex ruhig einhalten und die
Herkunft oder Wie-lange-hier-Lebensdauer eines Täters verschweigen
kann:
„Mann
belästigt und würgt Frau in Stadtbahn“
Der geht einfach her, setzt sich zu einer Neunzehnjährigen, tatscht
die an und als die seine „Avancen“ nicht erwidert, dreht er ihr
mit dem Schal die Luftversorgung zu.
Über zwei Dinge kann man sich sicher sein:
Erstens weiß jeder, was sich hinter „Mann“ verbirgt. Wettbüros
hätten ihren Spaß. Und nur Feinde ihres Geldes setzen auf
„Deutscher mit vier deutschen Großeltern“, um es mal mit der
Nazi-Definition der evangelikalen Dampfnudel Käßmann zu sagen.
Und Zweitens wird er kaum eine Rolle in der #metoo-Debatte spielen.
Denn merke: Wenn eine aufdringliche Jungjournalistin einem
Altpolitiker ihre halbnackten Tüten vors Gesicht hält und der wagt
es, die auch noch anzugaffen, dann gibt das einen #Aufschrei, tatscht
ein Merkel-Gast aber ein einfaches Stadtmädchen, das nur in Ruhe
heimfahren möchte, an und würgt sie, dann ist das gelebte Buntheit
und muss mit Toleranz ertragen werden. Was bei
Schon-länger-hier-Lebenden sexistische Gewalt ist, gilt bei
Neubürgern als „Avcancen machen“. Vielleicht geht man auch
generalverdächtig davon aus, dass Mädchen in Stuttgart eh durch die
Bank grün gewählt haben und deshalb sowieso erpicht sind, sich den
Früchten grüner Einwanderungsbegeisterung willig hinzugeben.
Das Fratzenbuch hat eine Anti-FPÖ-“Satire“-Seite abgedreht, weil
die wohl ein bisschen übertrieben haben mit den ganzen
Hitlerbildchen und so. Jetzt tobt natürlich die linke Filterblase.
Was die nicht begreifen ist, dass genau das die Ernte ihrer eigenen
Saat ist. Immer nach Verboten schreien und nach Facebook-Sperre für
alles, was ihrer Meinung nach „Hetze“ ist, aber ob das was sie
selbst produzieren anderen (vor Allem: Betroffenen) als „Hetze“
erscheinen könnte und die gleichen Regeln dann für sie gelten, das
haben die nie bedacht.
Auch hier gilt: Wie bestellt, so geliefert.
Am Besten finde ich ja die im „Standard“-Forum
zu lesenden Tobsuchtsanfälle der plötzlich die Liebe zur
Meinungsfreiheit entdeckenden Linken, die gerne mal für jeden
Nichtlinken sofortige Sprechverbote fordern. Und da quellen unter den
Aluhüten die wildesten Theorien über den Kniefall von Facebook vor
den neuen Machthabern in Wien. Und die halten andere für krude
Verschwörungstheoretiker und Gläubige alternativer Fakten. Es ist
zum Zerkugeln!
Genauso blöd finde ich aber auch die „Wird Zeit das sowas
abgedreht wird!“-Kommentare der Blaufinken im Rotkehlchenforum. Es
zeigt nämlich die Ähnlichkeit der Denkweise; man regt sich auf,
wenn Facebook die eigenen Seiten sperrt und freut sich diebisch, wenn
es der Gegenseite passiert.
Völlig ausgeblendet wird dabei, dass es erstens vollkommen
irrelevant ist, was Facebook macht. Gerade die erklärten Todfeinde
amerikanischer Milliardäre wollen denen plötzlich Verantwortung für
die Meinungsfreiheit einfordern und vergessen, dass es Zuckerberg nur
um eines geht: Geld. Die glauben, nur weil sie etwas gratis bekommen,
ist es kostenlos. Ist es nicht. Sie haben nur die Währung nicht
begriffen. Und zweitens ist das einzig Bedenkliche an der Geschichte
der staatliche Druck, der Facebook in Europa erst zu solchen
Löschorgien unter Androhung von Millionenklagen zwingt.
Was war noch? Naja, das Dauerthema Trump und der Nahe Osten. Die
Stimmen der Deppen, die die gesamte gescheiterte Nahostpolitik der
letzten 40 Jahre an Trump nageln wollen, werden leiser und tauchen
wieder in ihre Filterblase. Immer mehr sehen ein, dass es vielleicht
ungeschickt von Trump war, aber die tobenden Palästinenser jetzt
keine Erfindung der letzten Woche sind.
Übrigens gibt es da ein leckeres Video aus der Zeit, als sich
„Extra3“ noch nicht als reines „Rechten-Bekämpfungs-Programm“
verstand; ein Zeitdokument, wie die letzten Jahre die Deutsche
Medienlandschaft verändert und die Grenzen des Sagbaren verschoben
haben:
Ach ja, einen vom Kaliber des letztens erwähnten „Hirsch mit
Warnweste“ hab ich noch. Da findet sich mal wieder etwas Seltsames
in der „Presse“:
„Schwarzfahrerin
bespritzt Polizisten mit Muttermilch“
Allein diese Schlagzeile kann man schon erst so stehen und dann sich
setzen lassen.
„Die
30-Jährige und ihr 20-jähriger Begleiter wurden am Donnerstag bei
einer Kontrolle in einem Regionalexpress ohne Fahrschein erwischt,
wie die Polizei am Freitag in Berlin mitteilte. Als Beamte am Bahnhof
die Identität der beiden überprüfen wollten, verweigerten sich
diese.“
Naja, diese Verhaltensweise lässt erahnen, dass der Begriff
„Schwarzfahrer“ einen, sagen wir mal so, situationsrassistischen
Hintergrund hat. Da ist auch kreatives Verhalten in Stresssituationen
inkludiert.
„Auf
dem Weg zum Polizeifahrzeug warf sich der junge Mann zu Boden und
widersetzte sich den Beamten.“
Ich höre direkt seine Schreie „Rassist! Ihr mich schlagen!
Rassist!“
„Während
dem 20-Jährigen die Hände gefesselt wurden, entblößte sich die
30-Jährige und bespritzte die Beamten mit Muttermilch. Anschließend
beruhigte sich die Lage.“
Entweder haben die Beamten einen Lachanfall bekommen, als die ihre
Euter ausgepackt hat.
Oder das war die Kuh vom Hirsch
mit Warnweste und das Melken war überfällig.
Wer weiß.
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