„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Mittwoch, 14. Februar 2018

Bekanntlich heißt es, nichts sei älter als die Zeitung von gestern

von LePenseur


... aber nach einem Jahr Abliegen im Archiv bekommt auch das elendeste Käseblatt — na klar, damit kann eigentlich nur die Prantl-Prawda gemeint sein! — einen Geruch von edelster Realsatire, der einen echten Hochgenuß beim Wiederlesen bereitet, wie z.B. Prantls Eloge (Dank ergeht an Ulrich Elkmann für dies prachtvoll erhaltene Fundstück!) vor einem Jahr auf den Schulzomaten:
Schulz hat, was Merkel fehlt

Überschwang, Feuer, Begeisterung – das sind die Gaben des Martin Schulz. Der Kanzlerkandidat der SPD ist ein Mann mitten aus dem Leben, ein Populist im besten Sinne.

Martin Schulz ist ein Populist. Das ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil: Schulz ist ein demokratischer Populist. Er kann sich und andere schwindlig reden, wenn es um Gerechtigkeit und Europa, um die Grundwerte und die Bürgerrechte geht. Er kann sehr populär predigen, sodass ihn die Leute verstehen und spüren, dass Leidenschaft in ihm steckt.

Schulz hat das, was Angela Merkel fehlt: Er hat den Überschwang, das Feuer, die Begeisterung. Schulz ist einer, der die Emotionen nicht den Extremisten überlässt. Ein guter Politiker ist nicht selten auch ein guter Populist, weil er seine Politik populär vortragen muss. Ein demokratischer Populist appelliert an Kopf und Herz, ein populistischer Extremist an niedrige Instinkte. Das ist der Unterschied; und an der Person von Schulz kann man diesen Unterschied gut studieren. Die AfD hat sich daher zu früh über dessen Nominierung zum Kanzlerkandidaten der SPD gefreut. Die AfD hat darüber gefeixt, dass da angeblich ein EU-Bürokrat gekürt wird. Diese Kritik wird nicht verfangen, weil in diesem Martin Schulz keiner den Bürokraten wiederfindet. Die Leidenschaft, wie sie zu diesem Mann gehört, ist ganz und gar unbürokratisch.

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Daß der Vollkoffer, der diesen bis zur zehennageleinrollenden Peinlichkeit verlogenen Werbetext gebastelt hat, sich inzwischen nicht aus dem Fenster der Redaktion gestürzt hat, ist wohl nur damit zu erklären, daß — im Gegensatz zu normalen Huren, die meist doch irgendwo eine gewisse Schamgrenze wahren, über die sie auch für viel Geld nicht zu gehen bereit sind — unsere Presstituierten einfach keine Scham kennen! Daher machen sie alles, wenn es ihren Strippenziehern und damit ihrem Status in der Redaktion dienlich ist, und wäre es das alleridiotischste Geschwurbel.

Der Leser freilich kann jetzt, nach Schulzens würdelosem Abgang genießerisch den feinen Duft der Kungelei und Bestechung schnuppern: ja, da hat die SPD-Medienmaschine wieder mal ganze Arbeit geleistet: verlogen, wie das nur Sozen zusammenbringen, wird ein Furz im Walde zur meisterlichen Phrase aufgebrezelt. In der Tat, das hat was — und wenn's nur die Schadenfreude wäre, nicht einen Kaiser, sondern nur einen früheren Buchhändler, der in Brüssel zum größenwahnsinnigen Bonzen entgleiste, ganz ohne Kleider davonschleichen zu sehen ...

Ganz großes Kopfkino, liebe »SZ«! Danke!

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