„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Donnerstag, 15. Februar 2018

Osmanischer Watschensultan

Eine Weile war es relativ ruhig um das osmanische Rumpelstilzchen, doch jetzt hat es ihn wieder gepackt. Dass er bei der Uckermärkischen Wachtel an den Schwanzfedern zupft interessiert ja eh keinen, weil die sowieso schön still hält. Aber diesmal hat er sich einen Anderen ausgesucht.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die US-Truppen in Manbij davor gewarnt, einem türkischen Angriff auf die Kurdenmiliz YPG in der nordsyrischen Stadt im Wege zu stehen.“

Hinter dem Wort „gewarnt“ konnte ich den Text nur noch verschwommen wahrnehmen; zu schnell schossen mir die Tränen der Heiterkeit in die Augen. Der Osmanische Träumerle-Sultan warnt die USA. Ein kleiner struppiger Kläffer mit neckischem Schnauzbart bellt mutig einen Löwen an. Der seine Atomraketen nicht mal in die Türkei fliegen lassen muss, weil die schon da sind. Und der eine Streitmacht hat, die nicht nur technisch sondern such von der Ausbildung her die mit Abstand stärkste der Welt ist. Die türkische ist zwar groß, aber zu drei Vierteln mit amerikanischer Technik ausgerüstet, die ein bis zwei Versionen hinter der aktuellen der Amis selbst herhinkt. Die lassen ihre Rüstungsindustrie immer gerne Technologie erst dann ins Ausland verkaufen, wenn die Technik der eigenen Streitkräfte zwei Schritte weiter ist.

In einer Rede vor der Fraktion seiner AK-Partei drohte Erdoğan den amerikanischen Soldaten am Dienstag für diesen Fall mit einer "osmanischen Ohrfeige".“

Na wenn er sich da mal nicht einen amerikanischen Fußtritt holt. Nun dürfte sich die Gefahr eines Angriffs der USA auf die Türkei in sehr engen Grenzen halten. Aber brisant ist das trotzdem, was da abläuft. Denn laut Nato-Pakt sollte der Größenwahnsinnige mal schön die Füße stillhalten. Bei genauem Hinsehen ist nämlich nicht nur sein Vorgehen gegen Kurden im Irak und in Syrien, wo er nunmal gar nichts verloren hätte, wenn die Gier nach der Erweiterung des Reichsgebietes und der Sammlung von Heldenpunkten auf dem Weg zum legitimen Khalifen der Umma nicht so groß wäre, sondern auch seine Drohung des Schießens auf Soldaten eines Verbündeten schön langsam genug, um ihn aus der Nato zu feuern. Im Artikel 1 des Paktes heißt es ja:

Die vertragschließenden Staaten verpflichten sich, gemäß den Bestimmungen der Charta der Vereinten Nationen jeden internationalen Streitfall, an dem sie beteiligt sein mögen, durch friedliche Mittel in der Weise zu regeln, daß Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit unter den Völkern nicht gefährdet werden, und sich in ihren internationalen Beziehungen jeglicher Drohung oder Gewaltanwendung zu enthalten, die in irgendeiner Weise mit den Zielen der Vereinten Nationen nicht vereinbar ist.“

Drohung und Gewaltanwendung gegen einen Verbündeten wären wohl kaum mit den Zielen der UNO vereinbar. Also könnte man die Türken nicht nur endlich mal aus den EU-Beitrittsverhandlungen entlassen sondern sollte sie auch aus der Nato feuern.
Aber das wäre nicht im Interesse der Amerikaner. Denn sonst hätten die Türken ja bereits bei der Annektion Zyperns rausgeschmissen werden müssen. Wenn die Türken in der Nato kaltgestellt werden, wird sich Recep der Prächtige gleich an Wladimir den Starken wenden – und davor haben die Amerikaner Angst. Statt Putin durch die Vernichtung seines Syrischen Verbündeten zu schwächen würde dieser durch einen weit mächtigeren Verbündeten als Assad gestärkt. Und hätte die Macht, den Kaukasus in die Zange zu nehmen. Kleiner Tipp: Georgien.

Wenn der Erdowahnsinnige jetzt glaubt, den USA vorschreiben zu können, was sie zu tun und zu lassen haben, dann lehnt er sich gefährlich weit aus dem Fenster. Mit der alemannischen Wachtel konnte er sich noch spielen, da braucht er nur erwähnen, dass er ein paar Millionen „Flüchtlinge“ vorbeischicken könnte, und schon kniet Merkel vor ihm. Aber womit will er Amerika drohen? Mit dem Erschießen amerikanischer Soldaten? Wie die Amerikaner auf sowas reagieren, weiß jeder. Das kann sehr ungemütlich werden.
Aber Amerika muss nicht die Türkei angreifen und sich nicht mit türkischen Streitkräften anlegen.
Das Problem ist nicht die Türkei.
Das Problem ist Erdogan.
Und Probleme kann man beseitigen.
Der osmanische Watschensultan rüttelt am Bäumchen. Er wäre nicht der erste Verbündete der USA, der glaubt, sich über diese erheben zu können, und am Ende als jammerndes Häufchen Elend aus einem Erdloch gezogen oder in Schlafrock und Pantoffeln nachts von GIs überrascht wird.

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