Da herrscht allgemeine Verwunderung: in Moscheen der ditib und der
atib, also den Kanzeln des osmanischen Sultans und Khalifen in spe,
marschieren kleine muselmanische Soldaten auf und feiern das
heldenhafte Gemetzel vor den Toren Konstantinopels im Ersten
Weltkrieg nach, so richtig mit modernen Camouflage-Klamotten und
Knarren, während züchtig bekopftuchte Jungfern im Volksschulalter
Heldenlieder trällern und die kleinen Kämpfer Allahs anhimmeln.
Jetzt könnte man sich empören und so tun, als würde hier die Welt
einstürzen, aber sehen wir es mal nüchtern: da ist nix Neues unter
der Sonne. Das findet schon seit Jahren statt.
Das schreiben sogar die
Türken selbst:
„Der Zeitpunkt, an dem dieses Affentheater losgetreten wird,
wirft Fragen auf, da solche Aufführungen seit Jahren, wenn nicht gar
seit Jahrzehnten stattfinden.“
Mit „Affentheater“ ist natürlich nicht das Herumgehopse der
kleinen Soldaten des osmanischen Sultans und derer frisch bezogenen
Matratzen vom Kinderchor gemeint, sondern die islamophobe Hetze des
dekadenten Westens gegen den nationalistischen Stolz des Türkentums.
„Es ist nun mal so, dass die konservativen und nationalen
Strömungen in den türkischen Moscheegemeinden durchwachsen
vertreten sind; eigentlich gibt es nur diese Strömungen und damit
auch die Religiosität und den Nationalismus - wobei Nationalismus
von der Gesellschaft in Deutschland oder Österreich geflissentlich
mit der eigenen Geschichte verknüpft wird. Dafür kann jedoch der
türkische Nationalismus nichts, dass die Deutschen oder Österreicher
mit Patriotismus oder Nationalismus anderes assoziieren.“
Es kann den Türken auch herzlich egal sein. Aber nur, solange sie
sich nicht in Deutschland und Österreich aufhalten. Ihre
nationalistische Religiosität können sie gern im Reich des Sultans
ausleben, aber nicht hier! Ich würde mir das Gedöns der
Erdowahn-Cheerleader anhören, wenn in einer Kirche in Ankara (das
sind diese Häuser, die der Staat Türkei im vorigen Jahr enteignet
und übernommen hat) im Rahmen eines Kindergottesdienstes kleine
Soldaten auftreten, die die Schlacht am Kahlenberg und den Sieg des
katholischen Entsatzheeres über den Großwesir Kara Mustafa
abfeiern.
Und ein Schmankerl aus der Ischfickdischcommunity habe ich auch
gefunden, weil Sätze zerlegen so viel Spaß macht:
„Ähnlich
wie bei der ekelhaften Beschneidungsdebatte vor einigen Jahren und
jetzt durch die Kopftuchdebatte, wird derzeit auf besonders perfide
Art und Weise die vermeintliche Sorge um das Kindeswohl vorgeschoben,
um gesellschaftlich stigmatisierte und in ihren mutmaßlichen
Gesinnungen missliebige Menschen in ihren grundlegenden Rechten zu
beschneiden...“
Ach, eine Debatte um die Beschneidung von Kindern ist ekelhaft, aber
die Beschneidung der „grundlegenden Rechte“ von Eltern, die ihre
Kinder körperlich verstümmeln oder in Uniformen stecken wollen, die
darf nicht sein? Holla die Waldfee, das Kindeswohl, das die
körperliche Unversehrtheit des Kindes vor die kranken Riten der
radikalreligiösen Eltern stellt, muss man nicht vorschieben, das
steht von ganz alleine vorn.
Auf das weinerliche Mimimi der „gesellschaftlich Stigmatisierten“
gehe ich nicht weiter ein. Wer sich demonstrativ durch
Erscheinungsbild und Äußerungen selbst auf eine andere Stufe stellt
als den geringgeschätzten Rest, kann nicht mehr für voll genommen
werden, wenn er dann zum Greinen anfängt.
Fakt ist, dass da Kinder im Volksschulalter in einer Moschee eine
Schlacht nachgespielt und kleine Mädchen islamisch bekopftucht dem
zugejubelt haben. Auch wenn sofort beim Auftauchen von Bildern im
Netz das Ganze empört (wie sonst) von den verlängerten Armen der
türkischen Religionsbehörde des Khalifen in spe von sich gewiesen
wurde, weil man wusste ja nicht und hätte ja nicht ahnen können –
bullshit, Taqiya, Geblöke, denn bereits oben wurde in einem
türkischen Medium offen zugegeben, dass das schon seit Jahren so
läuft, und außerdem muss sowas vorher geprobt werden. Kinder rotten
sich nicht plötzlich in Uniformen und Matratzenbezügen zusammen und
zelebrieren eine hundert Jahre zurückliegende Schlacht unter dem
Absingen spontan einfallender Lieder. Die haben das gelernt und
geübt. Und die dabei sitzenden Eltern und Verwandten wussten auch
ganz genau, was ihre Sprösslinge eingeübt haben.
Die Ausrede ist natürlich Heldengedenken an die Schlacht um
Gallipoli:
Die Osmanen gewannen die Schlacht, ein Gemetzel mit 100.000 Toten, am
18. März, der bis heute in der Türkei als heldenhafter Sieg der
muslimischen Verteidiger gegen das christlich-westliche
Kreuzfahrertum (die sind irgendwann vor tausend Jahren
steckengeblieben, es hilft nichts) gefeiert wird und den
Bannerträgern des radikalmuslimischen Despoten Erdogan als
Motivation gilt. Dieser verschob die Feierlichkeiten aber auf den
April, um im Taumel der Sieges- und Gedenkfeier etwas anderes zu
verstecken, zu dem er nicht gerne Stellung bezieht, weil er es,
anders als der Rest der Welt, als heldenhaftes Meisterstück seiner
djihadistischen Vorfahren gilt: der feige Genozid an mehr als einer
Million Armeniern, dem am 25. April gedacht wird. Die Freude der
radikalen Muslime am Aufschlitzen von Christen hat eine lange
Tradition.
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