...
kommt für gewöhnlich ein ziemlicher Unsinn raus. So auch im Falle
unseres Hofbürgers (a.k.a. Almsascha), der sich nicht nehmen ließ — ob
er auch was genommen hat, entzieht sich unserer Kenntnis, aber wenn man
seine Ein- & Auslassungen liest, könnte man's fast vermuten ...
—, im Palais Liechtenstein beim Empfang zum 70. Jahrestag der Gründung
Israels eine Rede zu halten.
Darin gratulierte er dem jüdischen Staat nicht nur zu dessen „phänomenalem wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Erfolg“, sondern legte auch ein Bekenntnis zur österreichischen Mitverantwortung an der Shoa, dem Völkermord der National-sozialisten an den Juden. Verkürzt lasse sich diese Mitverantwortung in einem Satz zusammenfassen: „Hitler war Österreicher.“ Unter den Tätern seien viele Österreicher gewesen, sagte der Präsident. „Ich verneige mich vor den Opfern des National-sozialismus.“
Das
ist, mit Verlaub, ziemlich unsinniges Geschwafel! Hitler war zu jeder
Zeit, als er in irgendeiner Weise für nationalsozialistische Maßnahmen
gegen Juden überhaupt tätig sein konnte, entweder Deutscher (seit seiner
Einbürgerung durch die Landesregierung von Braunschweig), oder davor
Staatenloser, denn er hat aus Verachtung für Österreich die
österreichische Staatsbürgerschaft de facto durch seinen Eintritt
in die deutsche Armee im Ersten Weltkrieg, und formal auch noch in den
1920er-Jahren durch einen Antrag auf Ausbürgerung abgelegt. Er war, wenn
man so will, »Deutscher mit österreichischem Migrationshintergrund« ...
Jemanden, der gar kein Österreicher ist und sein will, als solchen zu bezeichnen, und das noch zu einer »Mitverantwortung« Östereichs an der Judenverfogung durch die Nazis zu stilisieren, ist schludrige Geschichtsklitterung.
Jemanden, der gar kein Österreicher ist und sein will, als solchen zu bezeichnen, und das noch zu einer »Mitverantwortung« Östereichs an der Judenverfogung durch die Nazis zu stilisieren, ist schludrige Geschichtsklitterung.
Ja,
es gab Österreicher, die in dieser Sache Blut an den Händen hatten: ob
es »viele« waren (von einer damaligen Bevölkerung von ca. sechs
Millionen), ist hinterfragbar und letztlich Ansichtssache. Aber es waren
konkrete Personen in ihrer jeweils individuellen Schuld, nicht eine
Schuld der Nation — denn diese existierte schlichtweg nach der Besetzung
Österreichs durch Hitlerdeutschland nicht mehr.
Es
gab auch keinerlei Exilregierung — nichts dergleichen! Die früheren
Regierungsmitglieder saßen größtenteils im KZ Dachau; die Spitzen der
SPÖ-Opposition übten sich in Opportunismus. Durch die stillschweigende
Zustimmung praktisch aller im Völkerbund vertretenen Mächte, die
allesamt ihre diplomatischen Vertretungen aufließen (bzw. zu Konsulaten
herabstuften), und den österreichischen Diplomaten bei ihnen die
Anerkennung entzogen — nicht ganz uneigennützige Ausnahme Mexiko: hier
gab es weiterhin ein Vizekonsulat, naja ... —, hatte Österreich als
handlungsfähige juristische Person zwischen dem März 1938 und dem April
1945 zu existieren aufgehört.
Einem
pensionierten Ökonomieprofessor sollte an grundlegendem juristischem
Wissen zumindest so viel präsent sein, daß eine nicht existierende (oder
zumindest völlig handlungsunfähige) Person keine »Mitverantwortung«
tragen kann. Das leuchtet eigentlich schon jedem Kind ein!
Effektvolle
Wortspenden zulasten zahlender Dritter (nämlich der östereichischen
Steuerzahler, die durch allfällige an dieses Bekenntnis zur
»Mitverantwortung« anknüpfende Forderungen zur Kassa gebeten werden
könnten) sind unter Gutmenschen ja recht verbreitet: mann sonnt sich im
Schein des edlen Gemütes, das man zur Schau stellt, und läßt dafür
irgendwelche Deppen halt zahlen.
Die
Achtung vor dem Amt — wohlgemerkt vor diesem, nicht vor seinem
aktuellen Inhaber — läßt mich davon Abstand nehmen, in Erörterungen über
den Charakter solchen Verhaltens einzutreten. Es als »charakterlos« zu
bezeichnen, ist sicher verfehlt. Es gehört nämlich durchaus ein
Charakter dazu, sich so zu verhalten — nur eben kein sehr erfreulicher
...
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