„Ich bin ein überzeugter und konsequenter Kritiker des Parteien-Parlamentarismus und Anhänger eines Systems, bei dem wahre Volksvertreter unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden.“
Alexander Issajewitsch Solschenizyn, 2007

Dienstag, 10. April 2018

Mord und Totschlag

Mühsam wird immer wieder an der Begründung gebastelt, dass die uns neuerdings häufiger bereichernden Messereien und Vergewaltigungen nicht so schlimm und eigentlich schon Teil unserer Kultur wären und die Angst vor dem Fremden nur rassistischer Irrationalität entspringt, denn statistisch wäre die Gefahr für eine Frau, im familiären Umfeld Gewalt ausgesetzt zu werden, eben größer als in der Umgebung von Unbekannten bzw. Fremden. Oder, wie wir früher sagten: Zuhause ist gefährlich, da sterben die meisten Leute.
Schön.
Abgesehen davon, dass ich statistische Spielchen dieser Art immer wieder erquicklich finde, finde ich auch die Auswahl der Stichprobe interessant. Denn obwohl die größte Kriminalitätsexplosion bei schwerer Körperverletzung, Vergewaltigung bzw. Sexueller Belästigung, Raub und Diebstahl liegt, dividiert man explizit Mord und Totschlag heraus.

Nur mal so als Beispiel: Warum bauen wir Schutzwege für Fußgänger und Radfahrer? Nachweislich werden die meisten doch bei Arbeits- oder Sportunfällen verletzt und nicht im Straßenverkehr von Autos. Merkt jemand was? Vollkommen unbrauchbare Argumentation. Aussage gleich Null. Aber es geht in diese Richtung, man will nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe zermatschen:
Erstens die berühmte Oktoberfest-Argumentation zur Relativierung, dass die Einheimischen schon immer viel ärger waren als die armen Zugelaufenen und zweitens, weil der Fetzen gerade nass ist und man das in einem Aufwasch hinbekommt, die ebenso berühmte Feministinnen-Mär vom generell gewalttätigen Tätermann und der armen hilflosen Opferfrau. Diese Mär ist in hunderten Studien widerlegt, die weniger selektiv umgehen, aber hier heute nicht Thema, weil sowieso irrelevant.

Was ich mich nämlich eher frage ist das:
Wenn sich jemand die Mühe macht, statistisch die Herkunft, Sozialisation oder Religion von Kriminellen zu erfassen, dann wird sofort geschrien, das müsse man gefälligst bleiben lassen, da es nur rassistischer Hetze dient und überhaupt das rechte Gedankengut des rassistischen Statistikers offenbare. Da frage ich mich, was die statistische Auswertung nach Geschlecht bezweckt. Nach dieser Denkweise kann es sich ja nur um sexistische Hetze handeln, denn ist es nicht egal ob Mann oder Frau, auch bei Mördern gilt ja wohl: „Hier steht ein Mensch!“. Oder will hier jemand sexistische Vorurteile schüren? Einen Generalverdacht konstruieren? Wasser auf irgendwelche Mühlen gießen?

Welche Erkenntnisse bleiben?
Erstens: Man muss schon sehr selektiv in Statistiken wühlen, um vom Thema steigender Kollateralschäden beim täglichen neu Ausverhandeln der Regeln des Zusammenlebens mit unseren neuen Nachbarn abzulenken. Für Relativierer gilt inzwischen immer mehr: An ihrer Mühsal sollt ihr sie erkennen.
Zweitens: Wenn man eine Nebelgranate wirft, dann möglichst weit, um das eigentliche Thema, nämlich die „irrationalen Ängste vor dem Fremden“, also die verängstigte Armlänge Abstand der pfefferspraybewehrten Frau von heute, unsichtbar zu machen. Angst zu haben vor Vergewaltigung und Ausrauben am Praterstern ist irrational, denn noch morden hauptsächlich Männer zuhause Frauen. Man braucht sich keine Sorgen zu machen, am Tage von einer Schlange gebissen zu werden, denn Tiger jagen nachts.
Drittens: Die Gleichen, die unter anderen Vorzeichen heulend die Rassismuskeule schwingen würden, betätigen sich hier als Sexisten. Denn wenn es bei Vergewaltigungen, Antanzveranstaltungen und Raubzügen ohne Relevanz sein soll, welcher Nationalität die Täter sind, warum besteht dann plötzlich eine Relevanz des Geschlechtes? Kommt vielleicht daher das Gekreische wegen Rassismus, weil diese Leute einfach (mal wieder) nicht anders können als von sich auf andere zu schließen? Weil sie selbst sich nur für jene Fakten zu einem Verbrechen interessieren, die ihnen Bestätigung ihrer sexistischen Denkweise verschaffen, unterstellen sie jedem, der etwas anderes über die Täter wissen will, die gleiche Attitüde. Die können sich gar nichts anderes vorstellen, als dass andere Menschen der gleichen Denkweise folgen wie sie selbst.
Danke für diese Erkenntnis.

Und nein, ich ziehe keine weiteren Schlussfolgerungen und solidarisiere mich mit niemandem und relativiere nichts. Mir sind diese Mörder egal und ich finde Mord widerlich. Mir tun die Opfer leid, ebenso wie die von Psychoterror, Vergewaltigung oder Prügelei. Oder die vielen gewaltsam Ungeborenen, die nie eine Chance auf ein Leben bekamen und die sowieso jede Statistik versauen würden. Aber mir braucht keine Tussi daherkommen und was von „du bist eben ein Mann“ faseln, denn ich lasse mich nicht in Sippenhaft für andere Männer nehmen. Nur, wenn da wieder mal eine einen Generalverdacht gegen „alle Männer“ absondert, dann werde ich ihr gern entgegenhalten, dass sie auf der gleichen Schiene fährt wie jene, denen man einen „Generalverdacht gegen alle Fremden“ unterstellt.
Manche Leute begreifen nicht anders, dass die hässliche Fratze, die sie überall zu sehen meinen, immer wieder ihr eigenes Spiegelbild ist.

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