Im dunkelsächsischen Ostritz, rein geografisch seinem Namen alle
Ehre machend, versammelte sich am Geburtstag des nationalsten
Sozialisten aller Zeiten allerlei Gelichter, welches von der Idee des
sozialistischsten Nationalismus aller Zeiten beseelt den Sinn ihres
Lebens darin sehen, mutig verbotene Symbole zu zeigen, sich mit
echtem doitschen Bier zuzuschütten bis sie sich für Herrenmenschen
halten, ekligen kleinkapitalistischen Wucher mit Führerdevotionalien
zu treiben und sich dazu mit irgendwelchen Tönen zuzudröhnen, die
entstehen, wenn man einen von echter teutonischer Hand getriebenen
Kupferkessel voller Feiner Sahne Fischfilet mit Essig aus in der
hundertsten Generation mit Ariernachweis geklonten Äpfeln übergießt
und mit dröhnenden Bässen beschallt.
Die
Berichtbestattung darüber kann sich jeder vorstellen, da
wird ganz bewusst kein Unterschied zwischen sogenannten „Rechten“
und diesen begeisterten Neonazis gemacht, ganz im Gegenteil. Als
Nichtlinker würde ich mich schon als Rechter bezeichnen, wenn da
nicht diese unsinnige Koppelung wäre. Ich verschmähe mit Inbrunst
jegliche Form des Kollektivismus, egal ob inter- oder nur national,
ich halte den Sozialismus in all seinen Facetten neben der religiösen
Massenaufpeitschung für das größte Übel der Menschheit. Der
Rotzbremsige betrieb beides zwecks Unheilsmaximierung, und wenn ich
etwas feiere, dann sicher nicht den Geburtstag dieses Ekels. Mit
Leuten, die sich Hakenkreuze tätowieren und einem Massenmörder
hinterherblöken, passe ich weniger in einen Topf als
rotsterntragende Antifanten oder türkenfahnenschwenkende
Sultanatsbegeisterte.
„„Sicherheitsdienst
Arische Bruderschaft“ steht in Frakturschrift auf dem schwarzen
T-Shirt des blonden jungen Mannes, der jeden kontrolliert, der hier
am Freitag hineinwill.“
Dazu zwei oder drei Anmerkungen: was in den USA unter „Arian
Brotherhood“ läuft, ist eine reine rassistische Sekte, die als
Phönix aus der Asche der verbrannten Kreuze des KKK aufstieg. Der
Schwarze Block der Nazis. Ein Gelände, auf dem diese Typen Ordner
sind, möchte ich auf keinen Fall betreten. Und die Frakturschrift
liebe ich. Ich finde sie einfach genial. Ich habe Bücher aus dem 19.
Jahrhundert, eine ganze Shakespeare-Ausgabe und mittelalterliche
Städtechroniken, herrlich dieser Mix aus wundervoll gepflegter
deutscher Sprache und kunstvoller Fraktur-Schrift. Aber das ist ein
künstlerischer Genuss, der mit Gesinnung gar nichts zu tun hat,
sonst müsste ja jeder, der Germanistik studiert, bereits zu den
Nazis zählen. Na gut, für die komplett Linksverseuchten vom
deutschlandhassenden Rand ist das wohl auch so, aber da ist diese
Einstufung ja wieder ein Kompliment. Und was das mit der Haarfarbe
des jungen Mannes zu tun hat, kann wohl nur jene Apothekerzeitung
erklären, die auch schon den Zusammenhang zwischen blondbezopften
Mädchen und Nazi-Eltern offenbarte. So ganz können sie bei dem
Versuch, schnippisch sein zu wollen, ihren Rassimus doch nicht
verstecken.
„Nähert sich ein Auto der Einfahrt, kommt er hinter dem Bauzaun
hervor, der das Festival abschirmt. Geht zur Fahrerseite, prüft, ob
Gleichgesinnte drinsitzen und auf dem Gelände des Hotels
„Neißeblick“ zelten möchten.“
Wie „prüft“ der, ob „Gleichgesinnte“ darin sitzen? Haben die
ein Gedankenlesegerät aus den geheimen Versuchslaboren unter
Peenemünde gerettet? Oder ist das nur journalistischer Sondermüll?
Wer da rein will, ist ein „Gleichgesinnter“, da muss man nicht
mehr viel prüfen, ein normaler Mensch hält sich da fern. Wenn die
sich schützen müssen dann höchstens vor gezüchtetem oder
geschenktem Terrorismus.
„Doch die Anreisenden lassen sich am Freitag Zeit. Sie tröpfeln
vereinzelt ein, die Dutzende Fotojournalisten warten zunächst
vergeblich auf Bilder specknackiger, tätowierter Neonazis.“
Wie es scheint, nicht nur „zunächst“, denn querpresse und auch
im MDR-Liveticker finden sich haufenweise Bilder buntgekleideter
fahrradfahrender Gegendemonstranten, lachender Nonnen und von der
Polizei einkassierter Linksaktivisten, aber irgendwie keine
specknackigen tätowierten Nazis. Naja, man nimmt was man hat.
„Den Ostritzern sei es nicht egal, sagt er, welchen Ruf ihre
Stadt habe. „Die Ostritzer“ – sie fallen vor allem durch ihre
Abwesenheit auf. Zwar ist das Zelt der Neonazi-Gegner gut gefüllt,
1000 Teilnehmer sollen es auch hier sein. Doch ein Mitorganisator
zeigt sich hinter vorgehaltener Hand enttäuscht, dass wenige
Einheimische den Weg zum Marktplatz gefunden haben. Viele im Ort
seien der Meinung, man solle das Neonazi-Fest einfach ignorieren.“
Da zeigt sich, dass die einfachen Bewohner eines kleinen Dorfes mehr
Weisheit zwischen ihren Zehen besitzen als die empörgepeitschte
Presse und die ganze Klaviatur der permanent nazijagenden
Selbstverwirklicher rauf und runter spielende
Politikerdarstellerriege zwischen den Ohren. Wenn im mehr als 80
Millionen Einwohner zählenden Kernland des Nationalsozialismus heute
der Geburtstag ihres angehimmelten „Föhrers“ gerade mal 1.000
Idioten hinter dem Ofen hervorlockt, dann kann man es dabei belassen,
denen ihren Devotionalienmarkt und das Gegröle ihrer Kampfparolen
überlassen und ihnen keine weitere Bedeutung durch Kenntnisnahme der
Existenz einräumen.
Wenigstens Eines kann Ostritz für sich verbuchen: Hätten die
Veranstalter nicht dieses verpennte Dörfchen nahe der verblichenen
Oder-Neiße-Friedensgrenze zum Ort ihrer Devotionalienmesse samt
Krachhintergrund erkoren, würde kein Schwein außerhalb des
Verwaltungskreises dieses Kaff kennen. Nicht beleidigt sein, ist
vielleicht ein liebenswertes Kaff, aber eben ein Kaff, dessen Chance,
nationale oder gar internationale Beachtung zu finden, jenseits
grenzwertiger Vorkommnisse oder surrealer Todesfälle eher
unwahrscheinlich ist. Noch bekannter wäre es allerdings geworden,
wenn die toleranzgebeutelten Buntheitsfanatiker zur
Gegenveranstaltung ihre verhaltenskreativen Sturmtruppen herangekarrt
und das halbe Dorf in Schutt und Asche gelegt hätten. Denn
wenigstens Eines muss man den Idioten lassen: sie sehen scheiße aus,
sie denken scheiße (wie alle, die welchem Sozialismus auch immer
anhängen) und benehmen sich auch nicht unbedingt sympathieheischend
*), aber sie hinterlassen nach ihren Festen zwar Müll,
Schmierereien, Überstundenabrechnungen der örtlichen Polizeistube
und Ortsbekanntheit, aber von Messerattacken gegen Anwohner,
versuchten oder durchgeführten kollektiven Vergewaltigungen,
ausgebrannten Autos oder demolierten Kaufläden hört man nichts.
*) Anmerkung: Es ist erstaunlich, dass sich zum Geburtstag des
Rotzgebremsten massenweise Gestalten einfinden, die mit seiner
Lebensweise (als Vegetarier, Tierliebhaber, Naturfreund und
Kapitalistenhasser wäre er heute bei den Grünen weit besser
aufgehoben als bei den „Nationalpatriotischen Dumpfbacken“, oder
wie sich die NPD abkürzt) so gar nichts anfangen können,
Schachtelfressen und Bier in sich reinschütten, idiotische Klamotten
aus amerikanischer Baumwolle von Farmen mit Sklavereihintergrund,
total bekloppte Frisuren (oder auch gar keine) tragen, sich
volltätowieren und sich mit etwas akustisch zudröhnen, was ihr
herbeigesehnter Führer nie als Musik erkannt sondern eher zur
Insassenfolter in Konzentrationslagern freigegeben hätte. Der hätte
die wahrscheinlich alle zum Lagerfrisör deportiert, neu eingekleidet
und mit der Spitzhacke in den Steinbruch geschickt. Was die Frage
aufwirft, ob diese Typen nicht sogar noch bekloppter sind als es ihr
irres Idol schon war.
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